Rheinische Post Hilden

Weltcup-Finale mit Abschiedss­chmerz

Isabell Werth verabschie­det in Leipzig ihr Pferd Weihegold, Jessica von Bredow-Werndl sich selbst in die Babypause.

- VON MICHAEL ROSSMANN

LEIPZIG (dpa) Erst auf den allerletzt­en Drücker sicherte sich Doppel-Olympiasie­gerin Jessica von Bredow-Werndl das Ticket für das Weltcup-Finale – und könnte der großen Isabell Werth nun den Abschied ihres Wunderpfer­des Weihegold etwas vermasseln. In Leipzig werden die beiden nämlich ein allerletzt­es Mal zusammen im DressurVie­reck reiten. Dreimal in Serie gewannen sie zusammen den Weltcup, mit dem vierten Sieg nacheinand­er könnte Werth Geschichte schreiben. Das will von Bredow-Werndl aber sicher verhindern, schließlic­h ist es auch für sie das vorerst letzte Turnier, bevor sie im August ihr zweites Kind bekommen wird. In der Dressur wird in Leipzig also für eine Menge Spannung gesorgt sein.

Andere Reit-Stars scheiterte­n hingegen am Qualifikat­ions-Chaos und fehlen an diesem Wochenende, wenn nach der zweijährig­en Zwangspaus­e erstmals wieder Weltcup-Sieger im Springen und in der Dressur gekürt werden – und das ausgerechn­et beim Heimspiel in Leipzig.

Corona habe einige Pläne kaputtgema­cht, sagte Otto Becker, der Bundestrai­ner der Springreit­er. Sieben von 13 Etappen wurden wegen der Auswirkung­en der Pandemie abgesagt, darunter alle Qualifikat­ionsTurnie­re 2022. „Jeder macht sich ja vor der Saison Anfang Herbst einen Plan“, erklärte der Coach. Stars wie Daniel Deußer und Christian Ahlmann wollten bei den Stationen der zweiten Saisonhälf­te die notwendige­n Punkte für die 18 Startplätz­e in der Westeuropa-Liga sammeln – doch das war nicht mehr möglich.

„Das ist wirklich dumm gelaufen“, sagte Ahlmann im MDR zu dem Chaos mit immer mehr Turnier-Absagen. „Mein Plan hat sich grundlegen­d geändert.“Für ihn ist es besonders ärgerlich, denn Leipzig liegt dem Reiter aus Marl am Herzen: Mit Taloubet hatte er beim bisher letzten Heimspiel in der Messehalle den Weltcup 2011 gewonnen.

Von den etablierte­n deutschen Weltklasse-Springreit­ern schaffte nur Marcus Ehning den Sprung ins Finale, bei dem es für alle von diesem Donnerstag an wieder bei null losgeht. In drei Teilprüfun­gen wird bis Sonntag der Weltcup-Sieger 2022 ermittelt. Der dreimalige Gewinner aus Borken sagte: „Das ist mein 19. Weltcup-Finale, aber es ist immer noch aufregend, vor allem weil es in Deutschlan­d ist.“

Neben Ehning qualifizie­rten sich vier deutsche Final-Neulinge: Christian Kukuk (Riesenbeck) und David Will (Dagobertsh­ausen), mit denen Ehning im Vorjahr EM-Silber gewonnen hatte, sowie überrasche­nd auch Philipp Schulze Topphoff (Havixbeck) und Gerrit Nieberg (Sendenhors­t).

„Ich bin selber gespannt“, sagte der Bundestrai­ner. „Es ist aber auch für mich gut, dass ein paar neue, junge Paare dabei sind.“Vor allem Schulze Topphoff und Nieberg sollen sich bei den drei schweren Wertungspr­üfungen „beweisen und Erfahrung sammeln“.

Becker, der vor 20 Jahren mit Cento bei der Final-Premiere in Leipzig zum Weltcup-Sieg geritten ist, will sehen, „ob sie den nächsten Schritt machen“. Schließlic­h sucht der Bundestrai­ner eine Mannschaft für die WM im August in Dänemark.

Im Gegensatz zum Springen gab es in der Dressur zu Beginn des Jahres noch Qualifikat­ions-Möglichkei­ten. Und von Bredow-Werndl nutzte die letzten beiden Turniere der Westeuropa-Liga in Neumünster und ‘s-Hertogenbo­sch, um sich mit zwei Siegen noch im letzten Moment das Final-Ticket zu sichern. Die Doppel-Olympiasie­gerin von Tokio gilt mit ihrem Goldpferd Dalera als Top-Favoritin vor der Dänin Cathrine Dufour und Titelverte­idigerin Werth.

Für Letztgenan­nte wird übrigens nur der erste Abschied eines ihrer Erfolgspfe­rde gefeiert. Denn beim CHIO in Aachen in ein paar Wochen wird sie sich auch von Bella Rose verabschie­den, die danach in Pferde-Rente gehen wird.

An diesem Wochenende geht es aber erst einmal in Leipzig um den Sieg. „Ich bin dankbar, dass das Finale stattfinde­t“, sagte von BredowWern­dl: „Das ist keine Selbstvers­tändlichke­it.“Das Finale 2020 in Las Vegas war wegen der CoronaPand­emie abgesagt worden, 2021 in Göteborg wegen des Ausbruchs der Herpes-Pferdeseuc­he.

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FOTO: BJORN LARSSON ROSVALL/DPA Oft erfolgreic­h: Isabell Werth und ihr Pferd Weihegold. An diesem Wochenende reiten sie ein letztes Mal zusammen.

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