Weltcup-Finale mit Abschiedsschmerz
Isabell Werth verabschiedet in Leipzig ihr Pferd Weihegold, Jessica von Bredow-Werndl sich selbst in die Babypause.
LEIPZIG (dpa) Erst auf den allerletzten Drücker sicherte sich Doppel-Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl das Ticket für das Weltcup-Finale – und könnte der großen Isabell Werth nun den Abschied ihres Wunderpferdes Weihegold etwas vermasseln. In Leipzig werden die beiden nämlich ein allerletztes Mal zusammen im DressurViereck reiten. Dreimal in Serie gewannen sie zusammen den Weltcup, mit dem vierten Sieg nacheinander könnte Werth Geschichte schreiben. Das will von Bredow-Werndl aber sicher verhindern, schließlich ist es auch für sie das vorerst letzte Turnier, bevor sie im August ihr zweites Kind bekommen wird. In der Dressur wird in Leipzig also für eine Menge Spannung gesorgt sein.
Andere Reit-Stars scheiterten hingegen am Qualifikations-Chaos und fehlen an diesem Wochenende, wenn nach der zweijährigen Zwangspause erstmals wieder Weltcup-Sieger im Springen und in der Dressur gekürt werden – und das ausgerechnet beim Heimspiel in Leipzig.
Corona habe einige Pläne kaputtgemacht, sagte Otto Becker, der Bundestrainer der Springreiter. Sieben von 13 Etappen wurden wegen der Auswirkungen der Pandemie abgesagt, darunter alle QualifikationsTurniere 2022. „Jeder macht sich ja vor der Saison Anfang Herbst einen Plan“, erklärte der Coach. Stars wie Daniel Deußer und Christian Ahlmann wollten bei den Stationen der zweiten Saisonhälfte die notwendigen Punkte für die 18 Startplätze in der Westeuropa-Liga sammeln – doch das war nicht mehr möglich.
„Das ist wirklich dumm gelaufen“, sagte Ahlmann im MDR zu dem Chaos mit immer mehr Turnier-Absagen. „Mein Plan hat sich grundlegend geändert.“Für ihn ist es besonders ärgerlich, denn Leipzig liegt dem Reiter aus Marl am Herzen: Mit Taloubet hatte er beim bisher letzten Heimspiel in der Messehalle den Weltcup 2011 gewonnen.
Von den etablierten deutschen Weltklasse-Springreitern schaffte nur Marcus Ehning den Sprung ins Finale, bei dem es für alle von diesem Donnerstag an wieder bei null losgeht. In drei Teilprüfungen wird bis Sonntag der Weltcup-Sieger 2022 ermittelt. Der dreimalige Gewinner aus Borken sagte: „Das ist mein 19. Weltcup-Finale, aber es ist immer noch aufregend, vor allem weil es in Deutschland ist.“
Neben Ehning qualifizierten sich vier deutsche Final-Neulinge: Christian Kukuk (Riesenbeck) und David Will (Dagobertshausen), mit denen Ehning im Vorjahr EM-Silber gewonnen hatte, sowie überraschend auch Philipp Schulze Topphoff (Havixbeck) und Gerrit Nieberg (Sendenhorst).
„Ich bin selber gespannt“, sagte der Bundestrainer. „Es ist aber auch für mich gut, dass ein paar neue, junge Paare dabei sind.“Vor allem Schulze Topphoff und Nieberg sollen sich bei den drei schweren Wertungsprüfungen „beweisen und Erfahrung sammeln“.
Becker, der vor 20 Jahren mit Cento bei der Final-Premiere in Leipzig zum Weltcup-Sieg geritten ist, will sehen, „ob sie den nächsten Schritt machen“. Schließlich sucht der Bundestrainer eine Mannschaft für die WM im August in Dänemark.
Im Gegensatz zum Springen gab es in der Dressur zu Beginn des Jahres noch Qualifikations-Möglichkeiten. Und von Bredow-Werndl nutzte die letzten beiden Turniere der Westeuropa-Liga in Neumünster und ‘s-Hertogenbosch, um sich mit zwei Siegen noch im letzten Moment das Final-Ticket zu sichern. Die Doppel-Olympiasiegerin von Tokio gilt mit ihrem Goldpferd Dalera als Top-Favoritin vor der Dänin Cathrine Dufour und Titelverteidigerin Werth.
Für Letztgenannte wird übrigens nur der erste Abschied eines ihrer Erfolgspferde gefeiert. Denn beim CHIO in Aachen in ein paar Wochen wird sie sich auch von Bella Rose verabschieden, die danach in Pferde-Rente gehen wird.
An diesem Wochenende geht es aber erst einmal in Leipzig um den Sieg. „Ich bin dankbar, dass das Finale stattfindet“, sagte von BredowWerndl: „Das ist keine Selbstverständlichkeit.“Das Finale 2020 in Las Vegas war wegen der CoronaPandemie abgesagt worden, 2021 in Göteborg wegen des Ausbruchs der Herpes-Pferdeseuche.