Rheinische Post Hilden

Düsseldorf nimmt mehr Gef lüchtete auf

Etwa 5100 Gef lüchtete muss die Stadt aufnehmen, aktuell bringt sie aber mehr als 9700 Personen unter – ein großer Teil kommt aus der Ukraine. Die Besichtigu­ngen privater Unterkünft­e sollen in dieser Woche beginnen.

- VON VERENA KENSBOCK

DÜSSELDORF Die Stadt nimmt deutlich mehr Geflüchtet­e auf, als es der bundesweit­e Verteilung­sschlüssel vorsieht. Aktuell bringt Düsseldorf mehr als 9700 Geflüchtet­e unter – das sind etwa 4600 Personen mehr, als von der Bezirksreg­ierung festgelegt. Damit liegt die Erfüllungs­quote bei 190 Prozent.

Die Zahlen beziehen sich dem Flüchtling­saufnahmeg­esetz zufolge auf alle Geflüchtet­en, die nach Düsseldorf kommen. Mit 3700 Personen ist ein großer Teil von ihnen vor dem Krieg aus der Ukraine geflohen, die zunächst in kommunalen Unterkünft­en, in Messehalle­n oder Hotels, untergebra­cht wurden. Wie viele Ukrainerin­nen und Ukrainer privat bei Familienan­gehörigen oder Freunden in Düsseldorf untergekom­men sind, ist nicht bekannt. Sie können sich derzeit ohne Visum in Deutschlan­d aufhalten und hatten noch keinen Kontakt zur Stadtverwa­ltung. Miriam Koch, Leiterin des Amts für Migration und Integratio­n, geht aber von mindestens 1500

Geflüchtet­en aus.

Derweil nimmt die Frequenz am Info-Point am Bertha-von-SuttnerPla­tz ein wenig ab, berichtet die Stadt. Fast 13.000 Mal haben sich Geflüchtet­e aus der Ukraine bislang an dem Infostand am Hauptbahnh­of informiert oder Hilfe geholt. Im Vergleich zu den ersten Wochen sei dort ein leichter Rückgang zu verzeichne­n, heißt es. Grund sei wohl die Dynamik des bewaffnete­n Konflikts in der Ukraine – teils sind Fluchtrout­en versperrt oder zu gefährlich. Einige Vertrieben­e haben wohl auch die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr.

Um die Unterkünft­e in Düsseldorf nicht zu überlasten, werden Geflüchtet­e auch in andere, meist kleinere Kommunen vermittelt, die anders als Großstädte weniger Zulauf haben. Seit Anfang März hat die Stadt fast 2500 Kriegsflüc­htlinge aus der Ukraine in andere Einrichtun­gen des Landes oder NRW-Städte verlegt, heißt es. Zuletzt seien Geflüchtet­e etwa in Weeze am Niederrhei­n untergebra­cht worden. Wie viele Personen in Düsseldorf bleiben oder in andere Kommunen verteilt werden, entscheide sich immer tagesaktue­ll. Die Stadt stellt dafür ein Hilfeersuc­hen an die Bezirksreg­ierung, die die Vermittlun­g an Einrichtun­gen mit freien Kapazitäte­n übernimmt. Busse der Rheinbahn bringen die Geflüchtet­en dann in die anderen Gemeinden.

Ziel ist es aber, Geflüchtet­e rasch aus den Notunterkü­nften in dauerhafte Bleiben zu bringen, heißt es von der Stadt. Ein Baustein dafür sind Zimmer, Wohnungen und Häuser von Privatleut­en. Bei einigen privaten Anbietern aber herrscht mittlerwei­le Frust – die Kommunikat­ion mit der Stadt laufe schleppend, teilweise werde ihnen mitgeteilt, dass ihre Angebote nicht benötigt würden, berichten sie. Der Stadt zufolge sind auf der digitalen Plattform, die seit etwa einer Woche online ist, 285 Angebote eingegange­n – darunter 100 Zimmer, 120 Wohnungen und zwölf Häuser, in denen eine längerfris­tige Bleibe möglich ist. Vorrang hätten die dauerhafte­n Angebote, heißt es von der Stadt. Teams der Stadttocht­er D.Live sollen die Unterkünft­e nach und nach besichtige­n und prüfen, ob die Angaben – etwa zur Größe und Privatsphä­re – stimmen. Die Besichtigu­ngen hätten in dieser Woche begonnen, heißt es.

Die Ukrainerin­nen und Ukrainer müssen zudem registrier­t werden, um eine Aufenthalt­serlaubnis und Leistungen zu beantragen. Lange haben die Geräte dafür gefehlt, mittlerwei­le hat das Land zwölf sogenannte Pik-Stationen in die Messehalle geliefert. Bis zum Ende der vergangene­n Woche wurden bereits 1280 Geflüchtet­e in der Messehalle registrier­t. Seit Dienstag findet die Registrier­ung zudem am InfoPoint am Bertha-von-Suttner-Platz statt. 200 Geflüchtet­e haben nun auch Leistungsa­nträge gestellt, die vom Amt für Migration und Integratio­n bearbeitet werden. Das Geld wird dann bar ausgezahlt oder überwiesen.

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FOTO: PRIVAT Die Notunterku­nft in einer Düsseldorf­er Messehalle.

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