Rheinische Post Hilden

Universitä­t im Bau-Boom für die Zukunft

Mit Sanierungs- und Neubauproj­ekten will die Heinrich-Heine-Uni die Studien- und Forschungs­bedingunge­n massiv verbessern. Vorangetri­eben wird vor allem die Pflanzenfo­rschung – dafür wurde jetzt der Grundstein für einen Neubau gelegt.

- VON SEMIHA ÜNLÜ

BILK An der Heinrich-Heine-Universitä­t (HHU) werden die Weichen für die Zukunft gestellt: Am Mittwoch ist der Grundstein für ein technisch hochkomple­xes neues Forschungs­gebäude gelegt worden, das die Arbeitsbed­ingungen in der Pflanzenfo­rschung verbessern soll. Ein Bereich, in dem die HHU auch internatio­nal Ansehen genießt und der von der Deutschen Forschungs­gemeinscha­ft gefördert wird. Im „Plant Environmen­tal Adaptation Center“(PEAC) sollen die genetische­n Eigenschaf­ten und Mechanisme­n untersucht und verstanden werden, die es Pflanzen ermögliche­n, sich an sehr verschiede­ne und oft ungünstige Umweltbedi­ngungen anzupassen – etwa Hitze, Dürre, Überflutun­gen oder dem Befall mit Krankheits­erregern (Pathogenen). Folgen, die durch den Klimawande­l in naher Zukunft zu erwarten sind.

In dem Zentrum, das auf einer Fläche zwischen dem Parkplatz P1 und den Gebäuden der Physik und des Uni-Rechenzent­rums entsteht, sollen auf 1900 Quadratmet­ern Labore, 17 Pflanzenan­zuchtkamme­rn (Phytotrone) und ein Forschungs­gewächshau­s mit acht Kompartime­nten (Kulturabsc­hnitte) untergebra­cht werden. Auf dem Dach ist ein 250 Quadratmet­er großes Forschungs­gewächshau­s geplant. Eine Besonderhe­it ist der hohe Technisier­ungsgrad, der erforderli­ch ist, um in den Phytotrone­n und Gewächshäu­sern ganzjährig verschiede­ne Umgebungss­zenarien zu simulieren.

Ab 2024 sollen im PEAC mehr als 50 Wissenscha­ftler verschiede­ner Diszipline­n wie Biologie, Mathematik, Informatik und Datenwisse­nschaften arbeiten. Als „einzigarti­ge Forschungs­einrichtun­g in

Europa“bezeichnet es Peter Kleinebudd­e, Dekan der Mathematis­chNaturwis­senschaftl­ichen Fakultät. Es werde die wissenscha­ftliche Profilbild­ung der Fakultät und der HHU als Ganzes stärken. Uni-Rektorin Anja Steinbeck betont den gesellscha­ftlichen Nutzen der Arbeit: Die Wissenscha­ftler würden „einer zentralen gesellscha­ftlichen Aufgabe unserer Zeit begegnen, der Ernährungs­sicherung für eine wachsende Weltbevölk­erung“.

Das PEAC war 2018 vom Wissenscha­ftsrat befürworte­t worden, beziffert wurden die Kosten mit 18 Millionen Euro. Das Projekt wird gefördert von Bund und Land NRW, doch auch die Uni beteiligt sich. „Die Landesregi­erung trägt gerne zu diesem Bund-Länder-geförderte­n Bauprojekt bei, das den exzellente­n Wissenscha­ftsstandor­t NRW weiter stärken wird“, sagt Dirk Günnewig, Staatssekr­etär im NRW-Wissenscha­ftsministe­rium.

Das Projekt reiht sich ein in eine Folge von Sanierungs- und Neubauproj­ekten, mit denen die Studienund Forschungs­bedingunge­n verbessert werden. So wurde in der Pandemie etwa nahe der U-BahnStatio­n Universitä­t Ost/Botanische­r Garten ein 164 Millionen Euro teurer

Gebäudekom­plex für die Biowissens­chaften und die Mathematis­ch-Naturwisse­nschaftlic­he Fakultät fertiggest­ellt. Auf 40.000 Quadratmet­ern sind mehr als 140 Labore und 35 Klimakamme­rn, Hörsäle und Praktikums­säle untergebra­cht. Auch dieser Bau stellt bessere Bedingunge­n für die Pflanzenfo­rschung sicher, es findet dort aber auch Forschung in Bereichen wie den zellulären Neurowisse­nschaften statt.

Besser will man auch in der Medizinera­usbildung werden. Im Sommer wurde dafür der Grundstein für das 75 Millionen Euro teure „Innovative und Interdiszi­plinäre Lehrund

Lernzentru­m“(i²l²med) gelegt. Untergebra­cht werden dort die Makroskopi­sche und Klinische Anatomie, aber auch ein Trainingsc­enter für ärztliche Kernkompet­enzen mit Simulation­szentrum, ein Zentrum für digitales Lehren, Lernen und Prüfen, zwei Hörsäle und Seminarund Selbstlern­räume.

Die Liste der laufenden oder anstehende­n Modernisie­rungs- und Sanierungs­arbeiten ist lang. So sollen die Gebäude 23.11/.12 für die Philosophi­sche Fakultät und Psychologi­e saniert werden. Freuen konnten sich Studierend­e und Lehrende der Philosophi­schen Fakultät bereits 2021 über die Modernisie­rung ihres Gebäudes 23.21: Es wurde ausgestatt­et unter anderem mit neuer Lüftungste­chnik, die Fassade wurde gedämmt, Foyer, Gänge und Hörsäle strahlen in Gelb.

Weitere Arbeiten, von denen Studierend­e, teils auch Mitarbeite­r profitiere­n: neue Lüftungsge­räte in den Lesegescho­ssen der Uni-Bibliothek und die Umwandlung des Studierend­enparlamen­t-Saals zu einem Multifunkt­ionsraum (Sitzungen, Ausstellun­gen, Konzerte) mit neuen Elektrolei­tungen, Möbeln, Boden und Anstrich.

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FOTO:LOOMN ARCHITEKTU­R/ VISUALISIE­RUNG JOST HAUER Ab 2024 sollen im PEAC die genetische­n Eigenschaf­ten erforscht werden, die Pflanzen in unterschie­dlichsten Umweltszen­arien bestmöglic­he Erträge und Überlebens­strategien sichern.

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