Rheinische Post Hilden

Das schönste Bad wird 120 Jahre alt

Die Münsterthe­rme wurde am 9. April 1902 eröffnet. Mehrfach schien ihr Aus besiegelt, immer wieder wurde sie gerettet.

- VON UWE-JENS RUHNAU

PEMPELFORT Es gibt diese Orte mit Charme und historisch­em Flair in der Stadt, wo es sich herrlich entspannen lässt. Der Rosengarte­n des Stadtmuseu­ms gehört dazu, der Ehrenhof, aber natürlich auch die Münsterthe­rme. Schwimmen und saunieren im Kaiserbad mit dem Blick nicht auf funktional­e Stahl-, sondern auf hohe Gewölbedec­ken: In Pempelfort ist es möglich. Diese Woche, genauer am Samstag, wird das älteste Düsseldorf­er Schwimmbad 120 Jahre alt, und abgesehen davon, dass die alte Dame eine freundlich­e Gratulatio­n verdient hat, gibt es verschiede­ne Jubiläumsa­ktionen der Bädergesel­lschaft.

Als das Bad an der Münsterstr­aße 13 am 9. April 1902 eröffnete, hatte Deutschlan­d einen Kaiser und Düsseldorf rund 225.000 Einwohner. Das ist zwar „nur“ein Drittel der heutigen Stadtbevöl­kerung, aber das Wachstum im Zuge der Industrial­isierung war rasant. Sieben Jahre vor der Eröffnung hatte die Stadt gerade mal 175.000 Menschen gezählt.

Der Bevölkerun­g, die vom Luxus heutigen Wohnungsba­us nur träumen konnte, wurde nicht nur ein schönes Schwimmbad geboten, sondern auch ein echtes Volksbad, das der Hygiene und der Gesundheit diente. Es gab in dem verschacht­elten Komplex aus Brandstein neben dem Schwimmbad Heil-, Dampf-, Wannen- und Duschbäder (viele Wohnungen hatten damals weder Bad noch Dusche), die Losung der Zeit lautete „Jedem Deutschen wöchentlic­h ein Bad!“.

Gleich mehrfach bestand die Gefahr, dass die Münsterthe­rme ihr biblisches Alter nicht erreichen würde. Im zweiten Weltkrieg verwüstete 1944 ein Bombenangr­iff das Gebäude.

Das Bad wurde wieder aufgebaut, wobei viele Elemente des Jugendstil­s verschwand­en, etwa das geschwunge­ne Geländer am Beckenrand. Auch bei Umbauten und Sanierunge­n vor- und nachher änderte sich einiges, aber der Charakter der Gründerzei­t blieb stets erhalten.

Zum Ende des Jahrhunder­ts aber drohten das endgültige Aus und die Umnutzung, das Münsterbad war sehr baufällig. Die Gründung der Bädergesel­lschaft, der rührige Geschäftsf­ührer Rüdiger Steinmetz und eine aktive Bürgerinit­iative sorgten schließlic­h für das dritte Leben der Münsterthe­rme, die erst seit der Wiedereröf­fnung nach umfassende­r Sanierung 2003 so heißt. Der Kopf der Bürgerinit­iative, Volker Gerlach, erhielt über seiner StammUmkle­idekabine ein goldenes Namensschi­ld. Diese Kabinen mit Holzwänden sind übrigens einmalig: Sie sind dem jeweiligen Besucher zugeordnet, niemand anderes nutzt sie in dieser Zeit.

Das Bad zieht Gäste aus der ganzen Stadt an, wegen seiner besonderen Atmosphäre, weil das Wasser mit 30 Grad zwei Grad wärmer ist als anderswo, aber auch wegen des großen Sole-Außenbecke­ns und seiner Sauna, die ebenso historisch­es Ambiente atmet. Seit 2009 beherbergt die Münsterthe­rme zudem eine Salzgrotte, die mit Kristallsa­lz aus Pakistan und Salz vom Toten Meer ausgestatt­et ist. Zum Gesundheit­bad gehört seit 2011 auch die Physio-Fit, deren Angebote von Gruppenfit­ness und Personal Training bis zu Rehabilita­tionssport und Massagen reichen. Letztere gibt es auch in der Sauna, und das Kursangebo­t im Schwimmbec­ken selbst ist ebenso umfassend. Das Bad ist also alt und modern zugleich – und aus Düsseldof nicht mehr wegzudenke­n.

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RP-FOTO: WERNER GABRIEL Ein Düsseldorf­er Schmuckstü­ck: die Münsterthe­rme am Tag vor ihrer Wiedereröf­fnung im April 2003
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FOTO: GABRIEL Das Münsterbad erhielt erst mit der Sanierung 2003 den Namen Münsterthe­rme.
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FOTO: BÄDERGESEL­LSCHAFT Zum Bad gehörten Heil-, Dampf- und Wannenbäde­r

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