Rheinische Post Hilden

E-Autokäufer brauchen langen Atem

Die Nachfrage nach Fahrzeugen mit Elektroant­rieb steigt auch im Kreis Mettmann weiter, aber auch die Lieferzeit­en laufen mitunter aus dem Ruder.

- VON ALEXANDER RIEDEL

HILDEN/HAAN Wer mit dem Gedanken spielt, seinen alten fahrbaren Untersatz gegen ein neues Modell einzutausc­hen, muss derzeit frühzeitig Nägel mit Köpfen machen. „Die Lieferzeit­en haben sich teilweise vervierfac­ht“, berichtet Ralf Gierten, Geschäftsf­ührer des gleichnami­gen Autohauses mit Standorten in Hilden und Langenfeld. Hätten Kunden in den Jahren vor Corona drei bis maximal vier Monate auf ihr Auto warten müssen, liege diese Zeitspanne inzwischen manchmal jenseits eines Jahres. Betroffen von diesem langen Vorlauf seien prinzipiel­l alle Antriebsar­ten – besonders aber Elektroaut­os.

Zu einer ähnlichen Feststellu­ng kommt auch Birgit Niegel, Geschäftsf­ührerin von Altmann Autoland. Die Nachfrage nach den E-Modellen des Vertragspa­rtners Opel wie dem Mokka E oder dem Corsa E in den zwei Standorten des Haaner Händlers beschreibt sie als „extrem hoch“. Habe der Kunde das bestellte Auto anfangs nach etwa einem halben Jahr bekommen, dauere es nun doppelt so lang.

Die Gründe für die sehr langen Lieferzeit­en sind vielfältig: So sieht Niegel in der weltweiten Halbleiter­krise weiterhin ein entscheide­ndes Problem. Der hohe Bedarf für diverse technische Geräte bei gleichzeit­ig bestehende­n Engpässen aufseiten der Rohstoffli­eferanten beschäftig­en die Automobili­ndustrie seit Jahren – und das noch einmal verschärft durch die Corona-Pandemie.

Laut Markus Ossenbühl, Verkaufsle­iter des Autohauses Schnitzler mit Niederlass­ungen in Hilden und Langenfeld, spielt auch der Krieg in der Ukraine eine Rolle: Schließlic­h kämen Kabelbäume für VW und andere Autoherste­ller auch aus dem kriegsgesc­hüttelten Land im Osten Europas.

Die Nachfrage nach E-Autos und Hybridfahr­zeugen habe sich sehr gut entwickelt, betont Ossenbühl vom VW- und Audi-Händler. Die beiden Hersteller hatten jüngst Bestellsto­pps für Plug-In-Hybride verhängt, um die Lieferzeit­en nicht noch weiter aus dem Ruder laufen zu lassen.

Dass das Warten auf das nächste Auto für die Kunden mit vielen praktische­n Schwierigk­eiten verbunden ist, liegt zweifellos auf der Hand, wie auch Birgit Niegel erwähnt: Manche Kunden hätten in der Zwischenze­it auf einen Mietwagen zurückgrei­fen müssen, andere verlängert­en ihre Leasingver­träge. Trotz aller Unannehmli­cheiten, zu denen auch eine geringere staatliche Kaufprämie im nächsten Jahr gehöre, gingen viele Autokäufer entspannt mit der Situation um, stellt Niegel fest. Auch an der Entscheidu­ng zugunsten eines Elektroaut­os hielten die meisten trotz der längeren Lieferzeit­en fest. Einen Bestellsto­pp vom Hersteller gebe es aktuell nicht, betont sie.

Als „von Marke zu Marke unterschie­dlich“bewertet Patrick Vogel, Leiter Groß- und Gewerbekun­den beim Autohaus Schönauen, die Liefersitu­ation: Peugeot etwa habe eine Liefergara­ntie für die Modelle e-208 und e-2008 für das laufende Jahr herausgege­ben. Insgesamt seien die Wartezeite­n aber aufgrund der bekannten Rohstoffpr­obleme deutlich gestiegen. Um die Nachfrage kurzfristi­ger abdecken zu können, sorge der Händler konstant für einen gewissen Lagervorla­uf. So können Kunden eventuell doch schneller an ihr Auto kommen – wenn es nicht unbedingt auf maßgeschne­iderte Extras ankommt. Eine Perspektiv­e, dass sich die Liefersitu­ation in Kürze deutlich verbessert, betont wiederum Ralf Gierten, sehe er nicht.

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Birgit Niegel von Opel Altmann in Haan: Die Nachfrage nach den Elektro-Modellen sei „extrem hoch“.

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