Hospiz bietet ab Mai Tagesplätze an
Einmal oder mehrmals pro Woche können unheilbar Erkrankte ins Tageshospiz kommen, Kraft tanken und trotz schwerer Krankheit am sozialen Leben teilhaben. Voraussetzung für den Aufenthalt ist eine Bescheinigung vom Arzt.
ERKRATH/HILDEN/HAAN Das auch für Hilden und Haan zuständige Hochdahler Franziskus-Hospiz leistet wieder einmal Pionierarbeit und bietet ab Mai Tagesplätze in einem neu gestalteten Bereich des Hauses an. Noch gibt es kaum Tageshospize in Deutschland, doch das Interesse ist groß. Den Impuls für Erkrath gab vor rund zwei Jahren eine junge, schwer erkrankte Frau, die im Trillser Hospiz zunächst stabilisiert werden und das Haus verlassen konnte, danach aber noch regelmäßig zum Austausch nach Hochdahl kam.
„Schon damals haben wir gedacht, dass wir für diese Frau dringend ein Angebot bräuchten, einen Treffpunkt für ebenfalls Betroffene zwecks Austausch“, sagt Einrichtungsleiterin Silke Kirchmann. Die junge Frau, deren Erkrankung ihre Familie überforderte, sei mittlerweile verstorben, aber zur Impulsgeberin für das heutige Tageshospiz geworden. „Wir mussten das einfach umsetzen“, so Kirchmann.
Das Tageshospiz sei vorrangig für unheilbar erkrankte Menschen da, die noch aktiv und wach am Leben teilnehmen können und Geselligkeit suchen, deren Angehörige aber berufstätig sind und zwischen 8 und 17 Uhr nicht für sie da sein können, informiert Silke Kirchmann – und zitiert einen Patienten, der einmal meinte: „Früher dachte ich, das Schlimmste seien die einsamen Nächte. In Wirklichkeit sind es jedoch die langen, wachen und einsamen Tage.“Kranke Menschen fühlten sich isoliert und hätten oftmals wenig Kontakt zu anderen. „Deshalb möchten wir für sie ein Angebot in Gemeinschaft schaffen. Wir grenzen uns jedoch deutlich von Tagespflege-Einrichtungen ab. Unser Schwerpunkt ist die psychosoziale Begleitung,
neben der medizinischen und pflegerischen Versorgung. Eine Infusion zu legen ist zum Beispiel kein Problem. Genauso wie im stationären Hospiz brauchen unsere Tagesgäste eine Notwendigkeitsbescheinigung durch den behandelnden Arzt“, erläutert Kirchmann.
Schwerpunkt der neuen Einrichtung sei das gemeinschaftliche Leben: „Es gibt Rückzugsmöglichkeiten, aber keine Einzelzimmer. Wir stellen uns den Tagesablauf so vor, dass jeder seinen Vorlieben entsprechen kann. Wer möchte, kann gemeinsam mit Gleichgesinnten etwas erleben. Morgens beginnen wir mit dem Frühstück, es folgen verschiedene Angebote, unter anderem Kunsttherapie. Ich denke, dass die meisten Gäste, die in guter Verfassung sind, auch gerne spazieren gehen oder auf der Terrasse sitzen möchten.“
Zum Angebot gehört eine Küche, in der die Tagesgäste kochen können, sofern sie dies möchten, ansonsten werden sie von den Hospizköchinnen verpflegt. Geplant sind sechs Plätze für die Tageseinrichtung an zwei Tagen, dienstags und donnerstags von 8 bis 17 Uhr. Wächst die Nachfrage, könne ein dritter Tag angeboten werden. Für einen komfortablen Aufenthalt sei mit einem Gruppenraum, einem Ruheraum mit Sesseln, einem kleinen Speisesaal und einer Terrasse gesorgt. Das Badezimmer habe dank einer Großspende der Rotarier als Wellness-Oase konzipiert werden können.
„Die Badewanne hat einen komfortablen seitlichen Einstieg und verfügt über besondere Soundund Lichteffekte. Es gibt eine Wassersprudeleinheit und andere Besonderheiten: Der Raum ist eine Wohlfühloase“, unterstreichen Silke Kirchmann und Pflegedienstleiter Sebastian Pietschek. Ganz neu ist die Idee eines Tageshospizes in Hochdahl nicht, sie war dort vor etwa 15 Jahren schon einmal an den Start gegangen, aber nach kurzer Zeit schon wieder eingestellt worden. „Es habe es sich nicht gerechnet, hieß es. Ich glaube, unsere Hospiz-Visionäre waren damals der Zeit etwas voraus. Hätten sie es sechs oder sieben Jahre später angeboten, wäre es ein Erfolg geworden. Wenn Sie sich vorstellen, dass es zum Beispiel in England solche Einrichtungen flächendeckend gibt, scheint es einen großen Bedarf zu geben“, sagt Silke Kirchmann.
Der Standort Trills sei vor drei Jahren über die Fachhochschule Vallendar evaluiert worden, eine Studentin habe dazu eine Masterarbeit geschrieben. Fazit: Durch die gute Infrastruktur von SAPV und ambulanten Hospizeinrichtungen sei ein solches Angebot für die Region sinnvoll und notwendig. „Unser Haus genießt einen sehr guten Ruf und hat in den letzten Jahren neue Dinge angestoßen. Ich bin sehr gespannt auf die Resonanz in der Bevölkerung“, so Kirchmann. In NRW sei man derzeit die erste Tageseinrichtung dieser Art – und im Austausch mit anderen Städten aus NRW, die ähnliche Projekte planten.