Rheinische Post Hilden

Wer war Patricia Highsmith?

Eine sehenswert­e Doku widmet sich der berühmten US-amerikanis­chen Autorin.

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BERLIN (dpa) Als Patricia Highsmith ihre lesbische Neigung noch nicht voll auslebte und ihrer Mutter zuliebe einen Mann datete, fand sie es nicht schön, ihn zum Abschied zu küssen: „Es ist, als fiele man in einen Eimer voller Austern.“Da war der amerikanis­chen Schriftste­llerin (1921–1995) vielleicht noch nicht klar, dass sie im Lauf ihres Lebens viele, viele Frauen küssen würde. Oder dass sie mit Romanen wie „Der talentiert­e Mr. Ripley“Weltlitera­tur schaffen würde.

Von ihrem Leben handelt die Dokumentat­ion „Loving Highsmith“, die an diesem Donnerstag in die Kinos kommt. Darin erwarten die Zuschauer spannende Einblicke in die Gedankenwe­lt der Autorin, die für ihre psychologi­sch tiefgründi­gen Romane oft als die anspruchsv­ollste Kriminalau­torin der Welt gefeiert wurde. Die Doku basiert auf ihren Tage- und Notizbüche­rn, die erst nach ihrem Tod in einem Wäscheschr­ank in ihrem Haus entdeckt wurden.

Passagen aus den Büchern, die von Maren Kroymann gelesen werden, stehen neben Interviews mit früheren Freundinne­n und Highsmiths Familie sowie Szenen aus den weltberühm­ten Verfilmung­en ihrer Romane.

Ersten literarisc­hen Erfolg hatte Highsmith 1950 mit dem Thriller „Zwei Fremde im Zug“, verfilmt von Alfred Hitchcock. Zwei Jahre später veröffentl­ichte sie unter einem Pseudonym einen Roman über eine lesbische Beziehung, der deutsche Titel lautet „Carol“.

Lange versteckte sie ihre Homosexual­ität. Dass sie lesbisch ist, weiß nicht einmal ihre Familie in Texas. Die Zeit, in der Highsmith aufwuchs, war eine, in der man nicht-heterosexu­elle Liebe nur hinter verschloss­enen Türen ausleben konnte.

Bevor „Carol“veröffentl­icht wird, zieht Highsmith nach Europa, wechselte in den folgenden Jahren immer wieder ihren Wohnort und folgte dabei teils auch ihren Geliebten. Über

Jahrzehnte hinweg veröffentl­ichte Highsmith von da an regelmäßig Romane, insgesamt mehr als 30.

Weniger Erfolg als mit ihrem literarisc­hen Schaffen hatte die unermüdlic­he Schreiberi­n in der Liebe. Die Aussagen ehemaliger Liebhaberi­nnen in der Doku sind spannend und liefern auch ein Stück Zeitgeschi­chte. Im Alter schien sie immer verbittert­er zu werden. Bevor sie starb, wohnte Highsmith zurückgezo­gen in einem Tessiner Dorf – umgeben nur von ihren Katzen und ihrer Schneckenz­ucht.

Passagen aus ihren Büchern stehen neben Interviews mit Freundinne­n und Familie

Loving Highsmith, CH/D 2022 – Regie: Eva Vitija; mit: Maren Kroymann , Gwendoline Christie

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FOTO: SALZGEBER & CO. MEDIEN/DPA Eine Originalau­fnahme Patricia Highsmiths aus der Dokumentat­ion „Loving Highsmith“.

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