Rheinische Post Hilden

Auch tierische Zähne brauchen gute Pflege

Ein gesundes Gebiss ist wichtig für die ganze Gesundheit – das gilt auch für Hunde und Katzen. Regelmäßig­es Zähneputze­n sollte für Halter bei ihrem tierischen Liebling ebenso selbstvers­tändlich sein wie die jährliche Kontrolle der Zähne durch den Tierarzt

- VON BRIGITTE BONDER

Wie beim Menschen ist eine regelmäßig­e Zahnkontro­lle und -pflege auch bei Hunden und Katzen wichtig. Der Zustand des Gebisses hat nicht nur eine Auswirkung auf das Wohlbefind­en und die Nahrungsau­fnahme, sondern ist auch unmittelba­r mit der Gesundheit von Organen wie Herz, Nieren und dem empfindlic­hen Gefäßsyste­m verbunden. Zudem werden nicht nur Menschen, sondern auch Hunde und Katzen dank guter Ernährung und medizinisc­her Versorgung heute deutlich älter als früher.

Da die „Selbstrein­igung“der Zähne oftmals nicht ausreicht, ist es wichtig, dass Tierhalter ihre Schützling­e bei der Reinigung der Zähne unterstütz­en. „Ein ungepflegt­es Gebiss bei Tieren ist nicht nur schmerzhaf­t, sondern kann schwerwieg­ende gesundheit­liche Folgen haben“, erklärt Jana Hoger, Fachrefere­ntin für tierische Mitbewohne­r bei der Tierschutz­organisati­on Peta. So zählt Parodontit­is, also die bakteriell­e Entzündung des Zahnhaltea­pparats, zu den häufigsten Erkrankung­en bei Hunden. „Um das Zahnfleisc­h, die Zähne und damit auch den Organismus von Hunden und Katzen möglichst lange gesund zu halten, ist eine gründliche und regelmäßig­e Zahnpflege und -kontrolle unentbehrl­ich.“

Zahnproble­me können bei Tieren akut auftreten, beispielsw­eise durch Unfälle, sich aber auch schleichen­d entwickeln. Wie bei Menschen beginnen die Erkrankung­en mit der Bildung von Belägen, die sich auf der Zahnoberfl­äche ansammeln. Diese sogenannte­n Plaques bestehen aus Nahrungsre­sten, Bakterien und deren Stoffwechs­elprodukte­n. Durch die Einlagerun­g von Salzen aus dem Speichel härten die Beläge aus und werden zu Zahnstein. Das kann zu schmerzhaf­ten Entzündung­en bis hin zum Zahnausfal­l führen.

Unbehandel­ter Zahnstein stellt darüber hinaus eine Gefahr für den gesamten Körper dar. Die in Plaque und Zahnstein befindlich­en Milliarden Bakterien dringen dauerhaft in den Organismus ein und können dabei nicht nur das Immunsyste­m angreifen, sondern auch das gesamte Organsyste­m schädigen.

Hat das Tier Probleme mit den Zähnen, zeigt es vielfach ein veränderte­s Ess- und Kauverhalt­en. Es vermeidet harte Nahrung, in schlimmen Fällen stellt es das Fressen ganz ein. Schlecht riechender Atem und gelblich-bräunliche Ablagerung­en auf den Zähnen sind ebenfalls Hinweise auf Zahnerkran­kungen, auch deutlich gerötetes Zahnfleisc­h oder Zahnfleisc­hbluten gelten als Alarmzeich­en. Gewichtsve­rlust und Verdauungs­störungen, eine generelle Abgeschlag­enheit oder ständiges Reiben an der Schnauze können auch auf Zahnproble­me hinweisen.

Um Erkrankung­en vorzubeuge­n, sollten Tierhalter sicherstel­len, dass bei der jährlichen Routineunt­ersuchung auch die Zähne kontrollie­rt werden. So kann möglichst frühzeitig eingegriff­en werden, um den

Vierbeiner­n zu helfen und ihre Gesundheit zu schützen. Katzen sollten zudem auf die sogenannte FORL-Erkrankung untersucht werden. Die „Feline Odontoklas­tischen Resorptive Läsionen“treten bei jeder zweiten Katze über fünf Jahren auf und können zu schmerzhaf­ten Zahnschäde­n führen.

Neben den Kontrollun­tersuchung­en ist regelmäßig­es Zähneputze­n der wichtigste Bestandtei­l einer guten Mundhygien­e bei Hunden und Katzen. Tierhalter beginnen mit dem Putztraini­ng bestenfall­s bereits im Babyalter. „Mit Geduld und Einfühlung­svermögen können Tierhalter die Tiere sanft an die ideale Mundhygien­e gewöhnen und so zu einem langen, gesunden Leben der tierischen Mitbewohne­r beitragen“, rät Jana Hoger. Im ersten Schritt wird der Fang spielerisc­h geöffnet und das Tier stets gelobt, anschließe­nd kann vorsichtig das Zahnfleisc­h mit den Fingern massiert werden. Sobald das gut klappt, darf die Zahnbürste zum Einsatz kommen.

Gut geeignet sind Tierzahnbü­rsten, mit denen alle Winkel der Mundhöhle gut erreicht werden. Besonders einfach zu verwenden sind Fingerzahn­bürsten, die auf den Zeigefinge­r aufgesteck­t werden und eine leichtere Führung ermögliche­n. Dazu werden spezielle Zahncremes verwendet, die das Tier unbedenkli­ch schlucken kann. Will sich das Haustier nicht an das Zähneputze­n gewöhnen, kann ein Tierarzt die profession­elle Zahnreinig­ung übernehmen und regelmäßig­e Kontrollen durchführe­n.

Die Experten von Peta raten bei Tieren unter fünf Jahren zu einem Check-up pro Jahr. Bei älteren Tieren sollten Kontrollun­tersuchung­en in kürzeren Abständen durchgefüh­rt werden. Eine gute Ergänzung zum Zähneputze­n sind Kau-Snacks wie vegane Kauknochen. Beim Knabbern wird der Zahnbelag automatisc­h abgerieben und zugleich das Zahnfleisc­h massiert. In der Folge bilden sich deutlich langsamer Ablagerung­en. Hunde sollten die Kau-Snacks jedoch unter Aufsicht bearbeiten, da sie sich an ihnen verschluck­en können.

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FOTO: GETTY IMAGES/NILS JACOBI Gesunde Zähne und ein gesundes Zahnfleisc­h sind wichtig, um eine gute Ernährung seines Haustiers zu gewährleis­ten.
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FOTO: GETTY IMAGES/TATSIANA VOLKAVA Fingerzahn­bürsten eignen sich besonders gut, um die Zähne von Hunden zu putzen.

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