Jetzt braucht es ein Bekenntnis zum Industriestandort
Auch wenn das Aus für das Röhrenwerk in Rath längst nicht mehr überraschend kam, es ist deshalb nicht weniger bitter. Schon gar nicht ein Trost ist es für die 1650 Beschäftigten von Vallourec in Düsseldorf und ihre Familien, dass die Entscheidung des Konzerns wirtschaftlich nachvollziehbar sein mag. Wie schlecht zuletzt die Aussichten auf eine Fortführung waren, zeigt auch, dass der Betriebsrat bei seinem Fortführungskonzept sogar bereit gewesen wäre, ein Drittel der Belegschaft abzubauen – und auch das nicht wirklich geholfen hätte. Es liegt nun in der unternehmerischen Verantwortung von Vallourec, die harten Folgen der Produktionsverlagerung nach Brasilien für die Mitarbeiter in Düsseldorf kommt es jetzt vielmehr darauf an, genau dort eine neue Industriegeschichte möglich zu machen. Dem Plädoyer in diese Richtung des Hauptgeschäftsführers der Industrieund Handelskammer Gregor Berghausen ist nur zuzustimmen. Die Voraussetzungen sind bereits geschaffen, in dem auch diese Adresse zur Industriekernzone erklärt wurde, also etwa keine Wohnungen gebaut werden können. Nun sollten den Bekenntnissen etwa des Oberbürgermeisters zur Industrie in Düsseldorf an dieser Stelle auch Taten folgen.
Das Aus von Vallourec ist ein weiterer Schlag für den Industriestandort in Düsseldorf. Seit rund 20 Jahren nehmen die Arbeitsplätze im produzierenden und verarbeitenden Gewerbe ab. Dennoch betont Berghausen stets, wie stabil das gesamte Netzwerk Industrie
in Düsseldorf ist. Es steht für 20 bis 25 Prozent aller Arbeitsplätze in der Stadt, da an jedem Job der Industrie laut IHK etwa drei weitere hängen. Was angesichts dieser knapp 100.000 Jobs überraschender Weise immer wieder übersehen wird: Düsseldorf ist eine Industriestadt. Welche Bedeutung sie hat, sollte das Aus der Röhrenwerke nachhaltig ins Bewusstsein rufen.