Getreide-Blockade: Moskau sieht die Schuld bei Kiew
KIEW/ANKARA (ap/dpa/rtr) Im Streit um die Blockade von ukrainischem Getreide in Häfen am Schwarzen Meer hat Russland jegliche Schuld von sich gewiesen. Außenminister Sergej Lawrow machte bei einem Besuch in der Türkei am Mittwoch die Ukraine selbst dafür verantwortlich. Die Ukraine weigere sich bislang, ihre Häfen zu entminen oder anderweitig Durchfahrten von Frachtschiffen zu gewährleisten, sagte Lawrow nach einem Treffen mit dem türkischen Außenminister Mevlüt Çavusoglu in Ankara. Konkrete Ergebnisse wie etwa die Einrichtung eines Sicherheitskorridors brachte das Treffen nicht.
Die russische Marine blockiert seit Beginn des Angriffskriegs auf das Nachbarland vor mehr als drei Monaten die ukrainischen Schwarzmeer-Häfen. Die Ukraine, weltweit der viertgrößte Getreideexporteur, sitzt deshalb auf den eigenen Vorräten fest.
In den schweren Gefechten um die Stadt Sjewjerodonezk im Osten der Ukraine scheinen die ukrainischen Streitkräfte kurz vor einem Rückzug zu stehen. Der Gouverneur
der Region betonte, es werde noch immer um jeden Zentimeter der Stadt gekämpft, räumte aber auch Schwierigkeiten in der Verteidigung gegen die näher rückenden russischen Streitkräfte ein.
In der nordukrainischen Region Charkiw wurden nach Angaben des Regionalgouverneurs Oleh Synjehubow bei russischem Beschuss binnen 24 Stunden fünf Menschen getötet. Mehr als zwölf seien zudem verletzt worden, erklärte er in der Messenger-App Telegram.
Die von Russland installierte Verwaltung im besetzten Teil der ukrainischen Region Saporischschija will noch in diesem Jahr ein Referendum über einen Anschluss an Russland abhalten, wie die Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf ein Mitglied des Gremiums meldet.
Die Staatsanwaltschaft in der Ukraine hat unterdessen Anklage in acht weiteren Fällen wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen russischer Soldaten erhoben. Das teilte Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa im Fernsehen mit. Bislang liefen mehr als 16.000 Ermittlungen wegen möglicher Kriegsverbrechen.