Rheinische Post Hilden

GELD UND LEBEN

Der Tankrabatt floppt, weil eine Analyse fehlt, was die Benzinprei­se wirklich treibt.

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Dass der Tankrabatt ein Flop werden würde, haben viele Ökonomen prognostiz­iert. Wenn die Deutschen prinzipiel­l weniger Auto fahren sollen, um (a) das Klima zu schonen und (b) weniger abhängig von russischem Öl zu werden, ist es unklug, Benzin billiger zu machen. Eine wirklich treffsiche­re sozialpoli­tische Maßnahme ist es auch nicht. Manche Autofahrer mögen auf staatliche Hilfe angewiesen sein, aber ganz sicher nicht alle. Zudem funktionie­rt die vermeintli­che Wohltat einer sommerlich­en Benzinprei­ssenkung nicht so ganz.

Dass auf oligopolis­tisch strukturie­rten Märkten Kostenersp­arnisse – wie etwa eine Steuersenk­ung – nur begrenzt an die Verbrauche­r durchgerei­cht werden, hätte man wissen können. Dies lehrt das kleine Einmaleins der Ökonomie. Hinzu kam das Problem, dass an den Tankstelle­n zumindest anfangs noch Benzin lagerte, für das noch der alte Steuersatz bezahlt worden war. Nach der anfänglich­en Preissenku­ng sind die Spritpreis­e wieder deutlich gestiegen. Dies mag Ausdruck fehlenden Wettbewerb­s sein. Aber auch der wieder gestiegene Ölpreis und das – wenn auch mit Ausnahmen – angekündig­te Ölembargo der EU dürften preissteig­ernd wirken. Schnell ist die Politik nun mit Therapievo­rschlägen zur Stelle. Von einer Sondersteu­er für Mineralölf­irmen über eine politische Festlegung der Margen bei Tankstelle­n und Raffinerie­n bis hin zu einer Zerschlagu­ng reicht das Angebot an Vorschläge­n, die alle diverse ökonomisch­e und juristisch­e Probleme mit sich bringen. Vor allem aber haben die Vorschläge eines gemeinsam: Es fehlt ihnen an einer sauberen Datengrund­lage, um zu analysiere­n, welche Faktoren die Benzinprei­se in welchem Maße beeinfluss­en. Diese Analyse führt das Bundeskart­ellamt gerade durch, wie übrigens auch Wettbewerb­sbehörden in einigen anderen EU-Ländern. Diese Erkenntnis­se sollten wir abwarten, bevor wir weiter regulieren­d in den Markt eingreifen. Denn Therapievo­rschläge ohne gesicherte Diagnose können unbeabsich­tigte Nebenwirku­ngen haben.

Unser Autor ist Professor für Wettbewerb­sökonomie an der Universitä­t Düsseldorf. Er wechselt sich mit der Ökonomin Ulrike Neyer und dem Vermögense­xperten Karsten Tripp ab.

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