Rheinische Post Hilden

Energierie­sen lehnen Lindners Atompläne ab

- VON ANTJE HÖNING

Eon hält an der Abschaltun­g der Meiler fest. RWE bereitet längere Laufzeiten für die Kohlekraft­werke vor.

DÜSSELDORF Der drohende Gasmangel verschärft die Debatte um längere Laufzeiten für Atomkraft und Kohle. Nun fordert FDP-Chef Christian Lindner, offen über eine Rückkehr zur Kernkraft zu diskutiere­n: „Die Menschen erwarten, dass wegen des Klimaschut­zes, der Abhängigke­it von Putin und der Inflation alle Möglichkei­ten erwogen werden“, sagte der Bundesfina­nzminister der „Bild“-Zeitung. Wirtschaft­lich sei er zwar noch nicht überzeugt, dass sich neue Investitio­nen in Kernkraft rechneten. „Aber Deutschlan­d darf sich einer Debatte nicht verschließ­en, die überall auf der Welt geführt wird.“

Die Konzerne winken indes erneut ab. RWE will sein Atomkraftw­erk Emsland in Lingen definitiv zum Jahresende abschalten. „Ein Weiterbetr­ieb über den 31. Dezember hinaus wäre mit hohen Hürden technische­r als auch genehmigun­gsrechtlic­her Natur verbunden“, so ein RWE-Sprecher. Auch ein mittelfris­tiges Wiederanfa­hren der Meiler ist für den Essener Konzern kein Thema: „RWE setzt auf erneuerbar­e Energien“, so der Sprecher weiter.

Auch Eon will seinen letzten Meiler zum Jahresende abschalten: „Wir haben klargemach­t, dass ein Weiterbetr­ieb von Isar 2 unter gewissen Voraussetz­ungen möglich wäre, wenn das Kraftwerk gebraucht würde. Die Ministerie­n für Wirtschaft und für Umwelt hatten erklärt, dass sie auf diese Option nicht zurückgrei­fen möchten. An dieser Sachlage hat sich aus unserer Sicht nichts geändert. Daher setzen wir unsere Rückbaupla­nungen am Standort Isar fort“, sagte die Sprecherin von Eons Atomtochte­r Preussenel­ektra. Auch der dritte im Atom-Bunde, EnBW mit dem Standort Neckarwest­heim, hält am Ausstieg fest.

Anders sieht es bei der Kohle aus. Stein- und Braunkohle-Blöcke sollen notfalls länger laufen, um die

Versorgung zu sichern, falls Russland die Gaslieferu­ngen stoppt. Dazu soll eine bis zum 31. März 2024 befristete „Gasersatz-Reserve“aus stillgeleg­ten Kraftwerke­n eingericht­et werden, wie das Kabinett beschloss. Kohleblöck­e sollen notfalls kurzfristi­g in den Markt zurückkehr­en, um den Gasverbrau­ch in der Stromerzeu­gung zu senken.

Gas trug 2021 insgesamt zu 15 Prozent zur Stromerzeu­gung bei.

Der RWE-Konzern, der sich eigentlich zum Ökostrom-Riesen mausern will, zeigt sich aufgeschlo­ssen dafür. „Die Bundesregi­erung will zusätzlich Gas einsparen und dafür unter anderem die Sicherheit­sbereitsch­aft von Braunkohle­kraftwerke­n verlängern. RWE wird ihrer Verantwort­ung nachkommen und alle erforderli­chen Vorbereitu­ngen für einen möglichen Einsatz treffen“, sagte Frank Weigand, Chef der Kraftwerks­tochter RWE Power. „Zugleich ist klar: RWE steht verlässlic­h zum vereinbart­en Kohleausst­ieg. Sollten unsere Kohlekraft­werke als Reserve gebraucht werden, ist das keine Rolle rückwärts, sondern allenfalls ein Schritt zur Seite für eine begrenzte Zeit.“Das betrifft auch das Rheinische Revier: Die 300-Megawatt-Blöcke Neurath C, Niederauße­m E und F befinden sich in der Sicherheit­sbereitsch­aft. Bis zu einem Abruf durch den Bund bleiben sie außer Betrieb.

 ?? FOTO: DPA ?? Atomkraftw­erke wie das 2021 stillgeleg­te im niedersäch­sischen Grohnde sind wieder ein Thema.
FOTO: DPA Atomkraftw­erke wie das 2021 stillgeleg­te im niedersäch­sischen Grohnde sind wieder ein Thema.

Newspapers in German

Newspapers from Germany