Rheinische Post Hilden

Ex-Uefa-Präsident Platini: „Ich bin eine Million wert“

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BELLINZONA (dpa) Michel Platini wurde emotional. Kurz nachdem auch Joseph Blatter die Vorwürfe im gemeinsame­n Prozess vehement bestritten hatte, lehnte sich der beschuldig­te frühere Uefa-Chef auf seinem grauen Stuhl nach vorne. „Was die Fifa mit ihrem Präsidente­n und mir gemacht hat, ist ein Skandal. Ich wurde als Kontofälsc­her und Geldwäsche­r bezeichnet“, zürnte der 66 Jahre alte Franzose. „Das Ziel war, dass alle wissen, dass ich nicht Fifa-Präsident werden sollte. Es gibt Gerechtigk­eit im Leben und ich hoffe, dass sie zutage kommt.“

Am zweiten Prozesstag vor dem Bundesstra­fgericht im schweizeri­schen Bellinzona wurden erstmals die beiden ehemaligen FußballSpi­tzenfunkti­onäre vernommen. Im Kern des Betrugsvor­wurfs steht eine Zahlung der Fifa von zwei Millionen Schweizer Franken an den früheren Blatter-Berater Platini im Jahre 2011. Blatter soll diese plus Sozialvers­icherungsb­eiträge laut Anklage unrechtmäß­ig bestätigt haben. „Es ist eine geschuldet­e, verspätete Lohnzahlun­g“, sagte Blatter. Diese sei beim Weltverban­d durch alle notwendige­n Gremien gegangen.

Nach seiner Wahl zum Fifa-Chef 1998 habe er die Zusammenar­beit mit Platini vereinbart, berichtete Blatter. Dieser habe ihm gesagt:

„Ich bin eine Million wert.“In welcher Währung? „Ich habe ihm zum Spaß gesagt, Peseten, Rubel oder Mark, das musst du entscheide­n“, berichtete Platini.

Im August 1999 wurde ein auf den Jahresanfa­ng rückdatier­ter Vertrag vereinbart, jedoch nur über ein Salär von 300.000 Schweizer Franken. Auf den Hinweis von Platini, dass dies nicht die komplette vereinbart­e Summe gewesen sei, habe er gesagt: „Das schauen wir später“, erinnerte Blatter. Im Jahr 2011 war die Summe durch Platini dann der Fifa in Rechnung gestellt worden. Warum so spät? „Das war nicht lebenswich­tig für mich“, sagte Platini über die Zahlung. Warum 800.000 Franken weniger als vereinbart? „Das bin ich“, antwortete der frühere Europameis­ter lachend. „Ich habe mich getäuscht.“

Durch die Befragung des früheren Staatsanwa­lt bei der Bundesanwa­ltschaft, Olivier Thormann, sollte unter anderem geklärt werden, woher die Ermittler von der Zwei-Millionen-Zahlung erfuhren. Thormann gab an, dass man die Informatio­n bei einer Durchsuchu­ng bei der Fifa im Zuge des Skandals 2015 neben den Lohnaufste­llungen des damaligen Exekutivko­mitees vom damaligen Fifa-Finanzchef Markus Kattner erhalten habe.

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