Düsseldorf hofft auf den Kirchentag
Bis zu 100.000 Besucher könnten im Sommer 2027 in Düsseldorf auf dem Evangelischen Kirchentag über Glauben und Gesellschaft diskutieren. Die letzten Hürden sind noch zu nehmen, aber konkrete Pläne gibt es schon.
DÜSSELDORF Die Chancen stehen gut, dass der Evangelische Kirchentag 2027 in Düsseldorf stattfindet. Stimmt der Rat in 14 Tagen zu, wird die Evangelische Kirche im Rheinland eine Einladung an das in Fulda sitzende Kirchentags-Präsidium aussprechen. Eine Annahme dieser Einladung gilt als wahrscheinlich. „Es hat einzelne Jahre gegeben, in denen von mehreren Regionen Einladungen ausgesprochen wurden, aber für 2027 erwarte ich das bislang nicht“, sagt Jens Peter Iven, Sprecher der Landeskirche. Herr des Verfahrens sei aber das Kirchentagspräsidium in Fulda. „Dort wird entschieden“, sagt Iven. Partner des religiösen Events wären bei einer Zusage neben der Rheinischen Kirche auch das Land und die Stadt.
Dass Düsseldorf mit einer Zusage rechnet, zeigt eine ausführliche Vorlage, über die – noch vor dem Rat – der Hauptausschuss im nicht-öffentlichen Teil seiner Sitzung am kommenden Montag entscheiden wird. Danach will die Stadt das Event, zu dem bis zu 100.000 Menschen erwartet werden, mit 4,3 Millionen Euro sowie Sachleistungen in Höhe von 1,5 Millionen Euro bezuschussen. Darüber hinaus wird mit Beiträgen des Bundes, des Landes und der Kirche in Höhe von insgesamt rund 15 Millionen Euro gerechnet.
Eingebunden in die Vorbereitung und Organisation ist die städtische Tochter D.Live. „Das wird eine Herausforderung, aber eine, für die wir in Düsseldorf sehr gut gerüstet sind“, sagt Michael Brill, Geschäftsführer der Event-Tochter. Großveranstaltungen wie die Invictus Games, die Euro 2024 oder die Universiade professionell umzusetzen, gehöre zu den Kernkompetenzen der Landeshauptstadt. Den Kirchentag sieht er als Chance. „Findet er hier statt, wird er Düsseldorf als Destination für Events jenseits von Business-Veranstaltungen weiter aufwerten.“Brill erwartet zudem Anstöße für den Tourismus. „Gastronomie, Hotels und Einzelhandel werden von den Gästen an den fünf Tagen profitieren.“Die in einem internen Papier genannte Größenordnung von mindestens 20 Millionen Euro, die während des Kirchentages eingenommen werden könnten („Revenue“), will Brill nicht bestätigen. „Aber klar ist, dass viel Geld in der Stadt bleiben wird.“
Stadtdirektor Burkhard Hintzsche, der die Vorlage mit erarbeitet hat, hofft auf eine Zusage. „Wir sind eine bunte Stadt und dazu passt ein ebenso bunter und von Vielfalt geprägter evangelischer Kirchentag“, sagt er. Der mit der Ausrichtung verbundene Aufwand werde sich in jedem Fall lohnen. „Wir wollen eine
Veranstaltung mit sehr hohem Renommee und besonderem Spirit nach Düsseldorf holen. Der Kirchentag lockt nicht nur viele Besucher an, sondern bietet auch eine Chance, sich in unkonventioneller Form mit den Fragen von Glaube und Religion auseinanderzusetzen“, betont er. Wo genau Podien, Konzerte und Begegnungen im Falle einer Zusage stattfinden werden, sei in diesem Stadium der Vorplanung noch offen. „Mit der Arena, dem Dome, der Mitsubishi Electric Halle verfügen wir über Standorte, in denen Tausende Menschen feiern und diskutieren können.“In dem internen D.Live-Papier werden auch der Rheinpark Golzheim und die Oberkasseler Rheinwiesen als mögliche Veranstaltungsflächen genannt. „Denkbar ist vieles, aber wir werden das in jedem Einzelfall genau prüfen, denn zur Nutzung solcher Flächen gibt es eigene Satzungen und Regeln“, sagt Brill.
Auf einen Abend der Begegnung an der Rheinpromenade zum Auftakt des Kirchentages hofft Superintendent Heinrich Fucks: „Es wäre der perfekte Ort für diesen Kennenlern-Abend.“Auf den Düsseldorfer Kirchenkreis komme nach einer Zusage eine große Aufgabe zu. Die Vorlaufzeit bis 2027 erscheine nur auf den ersten Blick lang. „Tatsächlich ist es angesichts der Komplexität des Ereignisses eine sportliche Sache.“Ob in fünf Jahren tatsächlich wieder die Besucherzahlen aus der VorCorona-Phase erreicht werden, hält Fucks noch nicht für ausgemacht. „Wir werden die beiden kommenden evangelischen Kirchentage in Nürnberg und Hannover genau beobachten“, sagt er.