Auf blasbares Guggenheim in Oberbilk
OBERBILK (csr) Passanten gehen erstaunt an der Brachfläche an der Kölner Straße in Höhe der Heerstraße in Oberbilk vorbei. Auf dem Gelände soll seit gefühlt 15 Jahren gebaut werden, passiert ist in der ganzen Zeit nichts. Und jetzt plötzlich steht dort ein riesiges, weiß-transparentes Etwas. Flyer am Zaun erklären, das Ganze heiße „GGGNHM“, quasi Guggenheim ohne Vokale und sei ein Museum. Und schaut man sich das Gebilde an, dann erinnert es tatsächlich an die spiralförmige Museumsikone von Frank Lloyd Wright in New York. Nur ist hier kein Beton verbaut, das Oberbilk-Guggenheim besteht aus Plastik – und es ist aufblasbar.
Kathrin Müller vom Wiener Kunstkollektiv God‘s Entertainment erklärt, man wolle mit dem transparenten Gebäude den Kunstbetrieb durchschaubar machen, wer ist für was verantwortlich, wer kuratiert eine Ausstellung. Die Ausstellung im GGGNHM heißt „Preis/m2“. „Wir haben aus Wohnungen in Düsseldorf jeweils genau einen Quadratmeter Boden herausgeschnitten und der wird hier ausgestellt“, erklärt Müller.
Und „herausgeschnittten“ist hier wörtlich zu nehmen. Tatsächlich sind die Künstler in die Wohnungen von Düsseldorfern gegangen und haben dort ein Stück Parkettboden, Laminat oder Teppich mitgenommen. „Bei einem der Spender sind unter dem Laminat Fliesen aufgetaucht. Das fand der richtig klasse und will das jetzt auf seinem Boden
einrahmen“, erklärt Müller. So werde nicht nur ein Teil der Wohnung im Museum zur Kunst, sondern auch die Wohnung selbst.
Stellt sich die Frage, wo bitte findet man Leute, die sich einen Teil ihre Wohnung herausschneiden lassen? „Als wir losgelegt haben, blieben viele Passanten am Bauzaun stehen und wunderten sich, was wir hier machen. Die haben wir dann gefragt“, sagt Kathrin Müller. Mit
Erfolg: Immerhin sieben Freiwillige habe sich so gefunden. Deren Böden hängen ab Freitag in dem Oberbilker Museumsbau. Und die Exponate können sogar gekauft werden, zu exakt dem Preis, den auch ein Quadratmeter der Wohnung kosten würde, aus der sie stammen.
Das temporäre, gut zehn Meter hohe Museum besteht aus durchsichtiger Plastik und aus 28 weiß angemalten Spiralkörpern, die ihm den Eindruck des New Yorker Guggenheim-Museums verleihen. „Das Material ist mit einem Schlauchboot vergleichbar“, sagt Mathias Lenz, auch Mitglied der Künstlergruppe. „Es dauert etwa zwei, zweieinhalb Stunden, bis das Gebäude aufgeblasen ist.“Um das Museum stabil zu halten, wird permanent weiter Luft nachgepumpt. „Inzwischen sind hier und da ein paar Löcher, durch die immer etwas Luft entweicht“, sagt Lenz. Die Ausstellung von God‘s Entertainment, dem Impulse Theater Festival und dem FFT Düsseldorf an der Kölner Straße beginnt am 10. Juni um 18.20 Uhr und läuft bis zum 19. Juni.