Jazz, der Urlaubslaune macht
Der Trompeter Till Brönner spielte beim Eröffnungskonzert des Schumannfests in der Düsseldorfer Tonhalle mit seiner Band Stücke aus dem Programm „On Vacation“– und vergaß dabei auch Robert Schumann nicht.
DÜSSELDORF In Viersen, also ganz in der Nähe, wurde er geboren: Till Brönner, Jazztrompeter vom Niederrhein und Weltstar. Nachdem er schon als Schüler Erfolge feierte, ging er zum Studium an die Musikhochschule Köln, wurde als 20-Jähriger Mitglied des legendären RiasTanzorchesters. Schon bald machte er aber sein eigenes Ding und brachte seine erste CD heraus: Mit „Generations of Jazz“stellte er sich 1994 in die große Tradition und bewegte sich stets zwischen deutschem und internationalem Jazz. Davon zeugen auch seine weiteren regelmäßigen Veröffentlichungen: Auf „German Songs“(1996) war etwa seine Version von „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“zu hören; vor dem US-Trompeter und Jazz-Übervater Chet Baker verneigte er sich bei „Chattin with Chet“.
Für CD-Produktionen zog es den Musik-Weltbürger mal nach Kalifornien (sein Zweitwohnsitz), mal nach Brasilien, um dann wieder mit seinen Musikerkollegen zu Hause zu spielen. 2016 wurde er gar von Barack Obama eingeladen, mit einer Vielzahl international bekannter Jazzer in einem Konzert im Weißen Haus den „International Jazz Day“zu feiern. Eine hohe Auszeichnung! So liegen ihm auch hierzulande die Fans zu Füßen.
Mit dem Programm „On Vacation“bestritt Brönner nun das Eröffnungskonzert des Schumannfests in der Düsseldorfer Tonhalle. Er spielte jedoch beileibe nicht einfach die Stücke der gleichnamigen CD durch, sondern verband Nummern aus aller Herren Länder zu einem ganz eigenen Reigen, mit dem er das Publikum schon wenige Wochen vor Ferienbeginn in Urlaub schickte: nach Frankreich, in die USA und nach Brasilien. Stets erzählte er zwischen den Stücken von seinen ganz persönlichen Begegnungen mit Musikern wie Bob James etwa, der lebenden US-Jazz-Legende, mit dem er „On Vacation“einspielte. Auf der CD sind auch zwei der Musiker zu hören, die diesmal auf der Bühne standen, alles gute Freunde.
Und wie das unter Freunden so ist, behandelt man sie auf Augenhöhe. Brönners Musikdirektor Christian von Kaphengst koordinierte vom Bass aus den Ablauf der Stücke, ließ jedem Freiräume für seine Soloeinlagen. Olaf Polziehn am Klavier und Bruno Müller an der Gitarre waren weitere Dreh- und Angelpunkte der sechsköpfigen Band, zu der noch David Haynes an den Drums, Christian Frentzen am Keyboard
und Mark Wyand am Tenorsaxofon gehörten. Vieles kam wie locker zurückgelehnt über die Bühne, entspannt und entspannend.
Brönner entlockte der Trompete markante, ja bisweilen gellende und dem Flügelhorn lyrische, wunderbar runde und samtene Töne. Kontrapunktiert wurden diese oft nur durch kleine, aber wichtige Impulse der Combo. Es gab aber auch Klangflächen, die sogar einer avantgardistischen Komposition alle Ehre gemacht hätten. Fehlen durften keineswegs Ausflüge in die Popwelt von Carlos Santana (ein vielschichtiges
„Europa“) und Pharrell Williams (ein funkiges „Happy“), die einfach nur gute Party-Laune machten.
Seit Jahren ist Brönner auch als Fotograf tätig. Zunächst machte er Porträts aus dem Jazzbereich, weitete dann das Spektrum seiner Motive immer weiter aus. Das Coverfoto von „On Vacation“mit einer Dame in Badekappe hat er selbst gemacht.
Als Zugabe verkleidet war ganz am Schluss der Bezugspunkt zum Schumannfest zu hören: Als Trio spielten Brönner, der Pianist und der Bassist eine ganz intime Jazzversion von Schumanns „Träumerei“.