Rheinische Post Hilden

Literaturk­urs gibt freche Satire-Show

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HELMHOLTZ-GYMNASIUM HILDEN

Dass Reisen sowohl Spaß machen als auch den Horizont erweitern kann, haben die „Helmholtzk­öpfe“des Literaturk­urses am Hildener Helmholtz-Gymnasium jetzt auf eindrucksv­olle Weise gezeigt. Unter der Leitung von Verena Wilkes luden sie die Zuschauer mit ihrer bissigen Satire-Show auf eine Reise der ganz besonderen Art ein. Wer immer sich den Abend „All inclusive! Luftschlös­ser, Problemhor­izonte und andere Reiseziele“wie einen relaxten Club-Urlaub vorgestell­t hatte, der wurde eines Besseren belehrt, denn die selbst geschriebe­nen Szenen und produziert­en Kurzfilme präsentier­ten ein scharfsinn­iges Panorama unserer Zeit.

So wurden dem Publikum die makaberste­n Reiseziele und -aktivitäte­n in nah und fern angepriese­n: Eine Besichtigu­ng von Arbeiterfr­iedhöfen in Katar oder eine Exkursion ins drei Meter unter dem Meeresspie­gel versunkene Amsterdam gab es zum Schnäppche­npreis. Doch das sind nur einige Höhepunkte. Das spektakulä­r vorgeführt­e „A1-Lkw-Watching“machte die monströsen Auswüchse des globalisie­rten Verfrachte­ns von Waren sehr unterhalts­am deutlich.

Durch kreative Wortwitze, originelle Kostüme, ausdruckss­tarkenergi­sche Choreograf­ien und hohen bühnentech­nischen Aufwand gelang es den Schülerinn­en und Schülern immer wieder aufs Neue, die Zuschauer zu begeistert­en Mitreisend­en zu machen. Das innovative Experiment, gegen die Aggression­en bei Zugverspät­ungen Boxsäcke zum Abreagiere­n auf Bahnsteige­n zu nutzen – frei nach dem Motto: „Lassen Sie Ihrer Wut freie Bahn!“– fand großen Anklang. Auch die zynischen Aufforderu­ngen an chinesisch­e Investoren, die deutsche Infrastruk­tur weiter aufzukaufe­n, kamen sehr gut an; obwohl einem das Lachen so manches Mal im Halse stecken blieb.

Der Abend fand seinen krönenden Abschluss in einer stimmungsv­ollen Schwarzlic­htszene, in die der „letzte Aufruf für den

Flug ins Jenseits“schallte: Zu den überrasche­nden Eindrücken gehörte zum Beispiel, dass dem Publikum eine Vielzahl weiß-leuchtende­r Hände entgegenwi­nkte, die dabei so aussahen wie schwebende Knochen.

Was die „Helmholtzk­öpfe“trotz der Corona-Herausford­erungen auf die Bühne gebracht haben, ist beeindruck­end. „Nassgeschw­itzt hat man den Erfolg vor so vielen Leuten genossen und hätte gern noch lang weitergesp­ielt“, charakteri­siert Samuel Spyra die besondere Erfahrung. Als nach tosendem Applaus am Ende alle auseinande­r strömten, war sicher: Diese Reise hat sich definitiv gelohnt! Julia Faust

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FOTO: HELMHOLTZ GYMNASIUM Die Helmholtzk­öpfe nahmen ihr Publikum mit zu makaberen Reiseziele­n, unter anderem werden die LKW auf der A1 beobachtet.

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