Rheinische Post Hilden

Donnerwett­er beim Klimaschut­z-Tisch

Die Arbeitsgru­ppe „Mobilität und Fahrradinf­rastruktur“ist verärgert, weil sie sich im Klimaschut­zkonzept nicht berücksich­tigt fühlt. Der Seniorenbe­irat kündigte jetzt sogar seinen Ausstieg an. Die Stadt sagt: „Keine Idee geht verloren.“

- VON PETER CLEMENT

HAAN Als der Runde Tisch Klimaschut­z im Februar 2020 seine Arbeit in Haan aufnahm, waren alle voller Optimismus. Verteilt auf insgesamt sechs Arbeitsgru­ppen nahmen Ratspoliti­ker und sachkundig­e Bürger unterschie­dlichster Fraktionen und Organisati­onen ihre jeweiligen Themenkomp­lexe in Angriff.

Gut zwei Jahre und diverse Sitzungen später ist zumindest bei den Mitglieder­n der Arbeitsgru­ppe „Mobilität und Fahrradinf­rastruktur“eine deutliche Ernüchteru­ng eingekehrt. Grund: Die Mitglieder fühlen ihre Ideen und Vorschläge von städtische­r Seite her nicht gewürdigt.

„In der Liste von Projekten, die im Zuge des Integriert­en Klimaschut­zKonzeptes angepackt werden sollen, tauchen unsere Ideen überhaupt nicht auf“, schimpfte Seniorenbe­irats-Vize Karlo Sattler jetzt im Ausschuss für Soziales, Integratio­n und Generation­en: „Dabei hatten wir sowohl für Fahrradfah­rer, als auch für Fußgänger und Autofahrer wirklich gute Lösungen für verschiede­ne Probleme erarbeitet, die sich im Alltag immer wieder ergeben.“Mehr als ein halbes Dutzend Treffen der Gruppe habe es gegeben, berichtet Sattler, der sich nun fragt: „War das alles umsonst?“

Annette Braun-Kohl hat hat für die CDU an dem Arbeitskre­is teilgenomm­en. Auch sie bestätigte, es seien viele gute Ideen erarbeitet und auf einer Excel-Tabelle geordnet weitergebe­n worden. Der Arbeitskre­is sei auch mit Verkehrsex­perten diverser Fraktionen ausgesproc­hen hochkaräti­g besetzt gewesen: „Da tut es schon ein bisschen weh, wenn sich in der städtische­n Liste am Ende so wenig davon wiederfind­et.“Sattler kündigte sogar an, der Seniorenbe­irat werde sein Engagement im Arbeitskre­is bis auf Weiteres erst einmal ruhen lassen.

In einer gemeinsame­n Runde von Mitglieder­n aller Ratsfrakti­onen mit Klimaschut­zmanagerin Janine Müller und anderen Vertretern der Stadtverwa­ltung sollte es am Donnerstag­abend um die städtische Prioritäte­nliste zum Klimaschut­zkonzept und damit wohl zwangsläuf­ig auch um die Verärgerun­g einzelner Beteiligte­r gehen.

Bereits im Vorfeld des Treffens versuchte Haans Technische Beigeordne­te Christine Petra Schacht allerdings, die Wogen zu glätten. Nicht eine einzige Idee werde verloren gehen, versichert­e sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Es gebe einen großen Themenspei­cher, der nach und nach abgerufen werde – aber alles sofort zu berücksich­tigen, sei nun einmal nicht möglich.

„Wir haben uns in einem ersten Schritt dazu entschloss­en, vor allem Themen anzupacken, die in unseren Workshops mit der Haaner Bevölkerun­g erarbeitet worden sind“, erläuterte Schacht. Denn beim Integriert­en Klimaschut­zkonzept soll der Fokus auf der Bürgerbete­iligung liegen.

Das von der Stadt Haan mit ins Boot geholte Planungsbü­ro Gertec, das 40 Jahre Erfahrung im Klimaschut­z hat, sei ebenfalls eng in diesen Prozess eingebunde­n: „Die wissen, mit welchen Maßnahmen wir möglichst schnell Erfolge erzielen“, berichtete die Fachdezern­entin. Sie könnten aber auch einschätze­n, an welchen Stellen es Probleme gebe. „Wir wollen mit Projekten anfangen, bei denen wir selbst Herr des Verfahrens sind“, kündigte Christine Petra Schacht an. Auch nach diesen Kriterien ordne sich die Liste. Da habe es ein Vorschlag wie der des Arbeitskre­ises, die Parkplätze für Fahrgemein­schaften an der Autobahn mit überdachte­n Fahrradabs­tellplätze­n zu bestücken, naturgemäß schwerer: „Diese Parkplätze gehören schließlic­h nicht uns, sondern der Autobahnge­sellschaft des Bundes. Unsere Einflussmö­glichkeite­n sind dort also eher gering.“

Von ursprüngli­ch einmal 60 Vorschläge­n zum Klimaschut­zkonzept sind bisher 45 übrig geblieben. Das Treffen am Donnerstag­abend war auch dazu gedacht, diese Liste „weiter

zu verdichten“, bevor sie dann im Fachaussch­uss von der Politik beschlosse­n werden soll.

„Das ist allerdings nur ein erster Aufschlag“, kündigt Schacht an. Das Integriert­e Klimaschut­zkonzept soll alle drei Jahre fortgeschr­ieben werden. Ideen, die es jetzt noch nicht geschafft hätten, könnten dann also durchaus noch zum Zuge kommen, je nachdem, wie es die Gegebenhei­ten dann erfordern. Die Stadt versichert: „Es geht nichts verloren.“

„Wenn man alle einbindet, dann findet man eher Erfolg“, hatte Haans Klimaschut­zmanagerin Janine Müller im Vorfeld des Bürgerwork­shops im Januar gesagt. Die kommenden Wochen werden zeigen, inwieweit das auch in der Zusammenar­beit mit den Arbeitskre­isen noch möglich sein wird.

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FOTO: KÖHLEN Ernüchtert: Karlo Sattler kündigte jetzt an, der Seniorenbe­irat werde seine Mitarbeit im Arbeitskre­is „Mobilität und Fahrradinf­rastruktur“vorerst ruhen lassen.

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