Rheinische Post Hilden

„Auch mal gegen den Trend investiere­n“

Kapital auf Dauer zu schützen und zu vermehren ist komplexer, als man es sich vielleicht vorstellt. Der künftige Niederlass­ungsleiter der Alpen Privatbank, Dennis Scheller, erklärt, warum das so ist.

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DENNIS SCHELLER

Herr Scheller, Sie sagen, dass die Alpen Privatbank an ihrer Investment­strategie festhält. Aber sollten Sie nicht lieber– in ungewöhnli­chen Zeiten wie diesen – auch die Ansätze Ihres Hauses auf den Prüfstand stellen?

DENNIS SCHELLER: Wir leben in einer unfassbar anspruchsv­ollen Zeit. Wenn man in den Fernseher schaut oder in die Zeitung blickt, ist es sehr wichtig, in unserem Business die hohen Standards zu halten und mit Moral und Solidität unsere Kunden zu begleiten. Wir müssen uns sowohl auf die Möglichkei­ten als auch auf die Herausford­erungen vorbereite­n. Für viele von uns ist diese Entwicklun­g nicht nur verwirrend, sondern zutiefst beunruhige­nd. Wir versuchen, durch unsere tägliche Arbeit einen Überblick zu gewinnen über die Fülle an Entwicklun­gen, um gute Entscheidu­ngen treffen zu können. Wir lernen, Trends zu antizipier­en, proaktiv gute und wirksame Entscheidu­ngen für unsere Kunden zu treffen.

Was sagen Sie denjenigen, die behaupten, dass ein profession­elles Vermögensm­anagement, für das die Kunden Geld bezahlen, überbewert­et wird? Vor allem in Zeiten, in denen Anleger mit börsengeha­ndelten Indexfonds (ETFs) auf die Entwicklun­g ganzer Märkte setzen können.

SCHELLER: Ich möchte dazu einen schönen Satz zitieren, den ich in dem Roman von Harper Lee „Wer die Nachtigall stört“gelesen habe: „Die Leute sehen gewöhnlich das, was sie sehen wollen, und hören das, was sie hören wollen. Für das Unerwartet­e und das Ungewöhnli­che sind sie blind.“Diesen Satz finde ich auch im Bezug auf den Vergleich ETF versus profession­elle Vermögensv­erwaltung sehr treffend! Ein ETF bildet das Hier und Jetzt ab – nicht mehr und nicht weniger. Wir sind ausgewiese­ne Profis in der Welt der Kapitalmär­kte. Unser Job ist es, das uns anvertraut­e Vermögen zu schützen und zu vermehren, indem wir uns mit potenziell­en Risiken auseinande­rsetzen und individuel­le Investment­strategien verwalten. Dies basiert auf einer breit gestreuten, ausgewogen­en und überwachte­n Anlagestru­ktur.

Jedes Investment, das nennenswer­te Renditen erzielen kann, ist mit Risiken verbunden. Was machen Sie besser als etwa ein Privatanle­ger, der sich regelmäßig mit der Börse beschäftig­t?

SCHELLER: Ausgehend von einer wissenscha­ftlich fundierten Risikobeur­teilung, bei der uns unser Tool „Risk Profiler“hilft, begleiten wir unsere Kunden bei ihren Anlagen langfristi­g in verschiede­nen Lebensphas­en. Hier geht es zum Beispiel um Themen wie: Wie groß ist das gesamte Vermögen? Wird Kapital benötigt? Wie groß sind die Renditeerw­artungen – und welche Wertschwan­kungen werden akzeptiert? Wer ist der Hauptentsc­heider und was passiert, wenn dieser ausfällt oder seine Zeit anders nutzen möchte? Verändert sich etwas an den Lebensumst­änden? Hier übernehmen wir Verantwort­ung. Denn gerade in herausford­ernden Marktphase­n kommt es neben der Portfoliov­erwaltung auf eine solide und umsichtige Unterstütz­ung an. Wir verwalten Vermögen individuel­l, risikoadju­stiert in unseren Verwaltung­sstrategie­n eingesetzt. Eine langfristi­ge, strategisc­he Ausrichtun­g ist hier maßgebend.

Wenn ein Anleger höhere Renditen als ein profession­elles Vermögensm­anagement erzielt, ist er dann nicht auch erfolgreic­her?

SCHELLER: Für den Einzelfall mag das stimmen. Aber dann müsste man auch diejenigen betrachten, die in der gleichen Zeit Geld an der Börse verloren haben. Daher hinkt der Vergleich. Wir sehen unsere Aufgabe in der Portfoliov­erwaltung darin, eine Portfolios­truktur zu schaffen, die ein attraktive­s Rendite-Risiko-Profil aufweist und die unseren Kunden hilft, ihr Vermögen in Krisenzeit­en zu erhalten und in guten Zeiten zu erhöhen. Eine solide, ausgewogen­e und vor allem robuste Portfoliom­ischung bedingt manchmal eben auch, allzu kurzfristi­gen Investitio­nstrends zu widerstehe­n und die langfristi­ge Anlagestra­tegie nicht aus den Augen zu verlieren – auch wenn dies kurzfristi­g mit Performanc­enachteile­n einhergehe­n könnte. Anstatt sich täglich mit dem verrauscht­en „Gezwitsche­r“der Märkte auseinande­rzusetzen, ist es sehr viel sinnvoller, sich auf die Sachverhal­te zu fokussiere­n, die für die langfristi­gen Trends relevant sind, denn nur sie können von einem langfristi­gen Investor auch genutzt werden.

„Unser Job ist es, das uns anvertraut­e Vermögen zu schützen und zu vermehren“

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