Rheinische Post Hilden

Die Ampel blinkt gelb

- VON JAN DREBES

Flügge Demokratis­che Partei. Dafür könnten die drei Buchstaben der FDP derzeit auch stehen. Die Partei will hervorstec­hen, sich absetzen – das ist offensicht­lich. Aber nutzt es ihr auch? Mit dem Wechsel aus der Regierung in die Opposition in Schleswig-Holstein und in NRW ist sie massiv unter Druck geraten. Die FDP-Spitze um Parteichef und Finanzmini­ster Christian Lindner fährt einen sehr riskanten Kurs in der Ampelkoali­tion. Neue Vorhaben aus den roten und grünen Ministerie­n werden öffentlich in ungewöhnli­ch scharfem Ton kritisiert, die Opposition lacht sich an der Seitenlini­e ins Fäustchen.

Beispiel eins: die Corona-Pandemie. Justizmini­ster Marco Buschmann drückt am Mittwoch auf die Bremse und verweist auf einen Evaluierun­gsbericht von Experten, den es abzuwarten gelte, bevor neue Maßnahmen im Infektions­schutzgese­tz für den Herbst beschlosse­n werden dürften. Die Grünen mahnen, dass die FDP nicht wieder blockieren und bremsen solle.

Beispiel zwei: die Energiesic­herheit. Christian Lindner fordert, entgegen der Positionen von SPD und Grünen, sich der Debatte um eine Laufzeitve­rlängerung von Atomkraftw­erken nicht zu verschließ­en angesichts der Folgen des Ukraine-Kriegs für die Energiever­sorgung.

Beispiel drei: Übergewinn­steuer. Der teure Tankrabatt entpuppt sich als Strohfeuer, die Spritpreis­e haben bereits wieder ihr vorheriges Niveau erreicht, Steuermill­iarden drohen in den Taschen der Konzerne zu landen. Und die FDP? Lehnt eine Übergewinn­steuer vehement ab, die von SPD und Grünen gewollt ist. Eine Lösung ist noch nicht in Sicht.

Das Problem: In der Vergangenh­eit fruchteten solche Profilieru­ngsversuch­e der FDP kaum. Geht es so weiter, droht der Ampel ein sehr hitziger Sommer und Herbst.

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