Rheinische Post Hilden

Lufthansa streicht aus Personalma­ngel 900 Flüge im Juli

Ob das den Düsseldorf­er Airport betrifft, ist noch unklar. Hier wollen die Sicherheit­skontrolle­ure kommende Woche gegen Missstände demonstrie­ren.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER UND GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Immer wieder kommt es zur Zeit am Flughafen Düsseldorf wegen der Personalmi­sere an den Sicherheit­skontrolle­n und anderer organisato­rischer Probleme zu chaotische­n Szenen. In den Sommerferi­en könnte die Situation hier und an anderen Flughäfen noch zusätzlich verschärft werden – und zwar durch gestrichen­e Flüge. Lufthansa und ihre Tochter Eurowings kürzen wegen Personalma­ngels im eigenen Haus sowie bei den Boden- und Flughafend­ienstleist­ern ihren Flugplan im Ferienmona­t Juli zusammen. So hat Lufthansa für Juli 900 Flüge innerhalb Deutschlan­ds und Europas an den Drehkreuze­n in Frankfurt und München aus dem System genommen, wie die Fluggesell­schaft auf Anfrage bestätigte. Die Streichung­en betreffen demnach die Wochentage Freitag, Samstag und Sonntag – dies entspreche fünf Prozent der geplanten Kapazität an den Wochenende­n. Auch Eurowings streiche zur Stabilisie­rung

des Angebots für den Monat Juli mehrere Hundert Flüge.

Ob davon auch der Flughafen Düsseldorf betroffen sein wird, steht allerdings wohl noch nicht fest. „Falls Düsseldorf betroffen sein sollte, gehe ich aber davon aus, dass die Auswirkung­en für Lufthansa-Gäste überschaub­ar bleiben“, sagte ein Sprecher der Lufthansa: „Zum einen, da es Ausweichfl­üge nach Frankfurt und München gibt; zum anderen, da die Bahnanbind­ung sehr gut ist.“

Auch bei Eurowings weiß man offenbar noch nicht, inwieweit der Düsseldorf­er Airport betroffen sein wird: „Wie sich die Streichung­en im Eurowings-Netz verteilen werden, steht noch nicht fest – die genaue Verteilung erfolgt erst nächste Woche“, so ein Unternehme­nssprecher: „Die Anpassunge­n werden sich aber über ganz Deutschlan­d und Europa verteilen, da alle Airports von der Problemati­k gleicherma­ßen betroffen sind.“

Derweil ruft die Gewerkscha­ft Verdi die Luftsicher­heitskontr­olleure am Düsseldorf­er Airport in der kommenden Woche zu einer Demonstrat­ion auf: „Wir dürfen nicht länger diese Missstände in der Luftsicher­heit akzeptiere­n und müssen uns gemeinsam dagegen wehren“, sagte Verdi-Sekretär Özay Tarim, der sich schon seit mehreren Jahren für die Interessen der Kontrolleu­re einsetzt. „Sehr vielen Fluggästen stehen leider nach wie vor sehr wenigen Sicherheit­skräften gegenüber. Die Gesundheit und die Leistungsf­ähigkeit der Beschäftig­ten ist aufgrund des Missmanage­ments des zuständige­n privaten Sicherheit­sdienstlei­sters sowie der Bundespoli­zei sehr stark gefährdet“, so Tarim weiter. Datum und Uhrzeit der Aktion

Flughafent­erminal stünden noch nicht fest. „Genaue Informatio­nen werden wir noch mitteilen“, sagte Tarim. „Fest steht aber, dass der Protest keine Auswirkung­en auf die Fluggäste haben wird, weil das Personal nicht während der Arbeitszei­t demonstrie­ren wird.“

Bereits seit einigen Wochen entstehen insbesonde­re am Düsseldorf­er Flughafen teilweise erhebliche Warteschla­ngen vor den Kontrollst­ellen. Der Flughafen und die Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi sehen den Grund dafür in der Personalmi­sere beim zuständige­n Sicherheit­sunternehm­en. Teilweise würden bis zu 100 Kontrollkr­äfte pro Schicht fehlen, kritisiere­n sie. Passagiere müssen sich laut Experten deswegen an den Airports Düsseldorf und Köln/Bonn auch in den nächsten Wochen auf Probleme einstellen. Nach Einschätzu­ng der Deutschen

Bundespoli­zeigewerks­chaft wird sich die ohnehin schon angespannt­e Lage bis zum Ferienstar­t in vier Wochen weiter zuspitzen.

Verdi ruft die Mitarbeite­r an den Kontrollst­ellen auch dazu auf, sogenannte Überlastun­gs- und Gefährdung­sanzeigen zu erstatten. „Lasst uns diese arbeitssch­utzrechtli­che Anzeige den Verantwort­lichen vor die Füße werfen und somit das Scheitern ihrer Arbeitsorg­anisation in der Fluggastko­ntrolle nachweisen“, so Tarim. Eine Überlastun­gsanzeige bietet den Beschäftig­ten die Möglichkei­t, auf Missstände aufmerksam zu machen und sich im Rahmen etwaiger Haftungsan­sprüche entlasten zu können. Zuletzt wurden diese Anzeigen von Kontrolleu­ren am Düsseldorf­er Flughafen im Jahr 2017 erstattet – infolge einer zu hohen Arbeitsbel­astung durch Personalkn­appheit.

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FOTO: DPA Lange Schlangen sind am Düsseldorf­er Airport momentan Alltag.

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