Die Costa del Sol steht in Flammen
Es gibt Vermutungen, dass Spekulanten das Feuer an der spanischen Küste gelegt haben könnten.
MADRID „Die Hölle ist zurück“, titelte die regionale Tageszeitung „Sur“nach dem Ausbruch des Waldbrandes an der südspanischen Costa del Sol. Acht Monate nach einem verheerenden Buschfeuer im Hinterland der bei Urlaubern so beliebten andalusischen Sonnenküste brennt es schon wieder in dieser Bergregion mit dem Namen Sierra Bermeja.
Am Mittwoch waren die ersten Flammen gesichtet worden, die sich wegen starken Windes und großer Hitze rasant ausbreiteten. Der Brand entwickelte sich binnen weniger Stunden zum größten Buschbrand, der seit Jahresbeginn in Spanien registriert wurde. Am Freitag versuchten rund 1000 Löschhelfer, darunter mehrere Hundert Soldaten, ein Vorrücken der Feuerwände zu hindern. 23 Helikopter und Flugzeuge ließen aus der Luft riesige Wassermassen auf das Flammenmeer regnen. Man hoffe, das Feuer im Laufe des Wochenendes unter Kontrolle zu bekommen, sagte ein Sprecher der Leitstelle.
Das Feuer war aus bisher unbekanntem Grund in der Nähe des 300-Einwohner-Dorfes Pujerra ausgebrochen. Ein Ort, der rund 25 Kilometer Luftlinie nordwestlich vom Badeort Marbella entfernt liegt. Auch die von Touristen viel besuchte Bergstadt Ronda mit ihren atemberaubenden Schluchten ist in der Nähe. Das Feuer tobt in einer zauberhaften Landschaft, in der Libyens ehemaliger Diktator Muammar al-Gaddafi eine riesige Finca mit großzügigem Privatwald unterhielt, in dem er Wildschweine, Rehböcke und Bergziegen jagte. Vor einigen Jahren gab es auch Pläne, eine Luxussiedlung samt Golfplatz in der Gegend zu bauen. Dies nährt Gerüchte, dass Spekulanten hinter dem Feuer stecken könnten.
Bisher fraß sich das Buschfeuer durch mehr als 2200 Hektar Wald, hieß es am Freitag. Vor allem Kastanien und Kiefern wurden vernichtet. „Die Löscharbeiten sind schwierig“, sagte ein Sprecher der Einsatzleitstelle. Der Wald sei verwildert, undurchdringliches Gestrüpp erschwere den Zugang, das knochentrockene Unterholz brenne wie Zunder. Zudem mangele es an Löschteichen und Brandschneisen. Auch trieben wechselnde Winde die Flammen immer wieder in eine andere Richtung.
Umweltschützer sprechen von einer ökologischen Katastrophe und beklagen schwere Versäumnisse bei der Brandverhütung in diesem Naturparadies. Hunderte professionelle Waldbrandbekämpfer seien in den vergangenen Monaten entlassen worden. „Das Feuer frisst pro Minute rund 30 Meter
Wald“, berichteten die Helfer. Sie sprachen von „Feuerstürmen“. Immer wieder wurden Feuerwehrleute durch plötzlich auf sie zukommende Brandwände in Bedrängnis gebracht. Drei Helfer erlitten dadurch Verbrennungen und mussten im Krankenhaus behandelt werden. Weitere 36 Wehrleute, die von den Flammen eingeschlossen wurden, mussten aus der Luft gerettet werden.
Tausende Bewohner der Region müssen angesichts des Großbrandes befürchten, ihre Häuser und Existenzen zu verlieren. Gleich nach Ausbruch des Feuers mussten annähernd 3000 Menschen in Sicherheit gebracht werden, weil ihre Siedlungen von den Flammen bedroht sind. Darunter sind etliche ausländische Residenten, die in der Naturregion oberhalb von Marbella ihren ersten oder zweiten Wohnsitz haben. Am Freitag durften die ersten Bewohner wieder in ihre Häuser zurückkehren.
Sogar an der Küste, an der sich zu dieser vorsommerlichen Zeit schon Tausende Urlauber aufhalten, sind die riesigen Rauchwolken im Hinterland zu sehen. Immer wieder überfliegen Löschhubschrauber und -flugzeuge die Strände, um vor der Küste im Mittelmeer ihre Wassertanks zu füllen.