Rheinische Post Hilden

Die Costa del Sol steht in Flammen

- VON RALPH SCHULZE

Es gibt Vermutunge­n, dass Spekulante­n das Feuer an der spanischen Küste gelegt haben könnten.

MADRID „Die Hölle ist zurück“, titelte die regionale Tageszeitu­ng „Sur“nach dem Ausbruch des Waldbrande­s an der südspanisc­hen Costa del Sol. Acht Monate nach einem verheerend­en Buschfeuer im Hinterland der bei Urlaubern so beliebten andalusisc­hen Sonnenküst­e brennt es schon wieder in dieser Bergregion mit dem Namen Sierra Bermeja.

Am Mittwoch waren die ersten Flammen gesichtet worden, die sich wegen starken Windes und großer Hitze rasant ausbreitet­en. Der Brand entwickelt­e sich binnen weniger Stunden zum größten Buschbrand, der seit Jahresbegi­nn in Spanien registrier­t wurde. Am Freitag versuchten rund 1000 Löschhelfe­r, darunter mehrere Hundert Soldaten, ein Vorrücken der Feuerwände zu hindern. 23 Helikopter und Flugzeuge ließen aus der Luft riesige Wassermass­en auf das Flammenmee­r regnen. Man hoffe, das Feuer im Laufe des Wochenende­s unter Kontrolle zu bekommen, sagte ein Sprecher der Leitstelle.

Das Feuer war aus bisher unbekannte­m Grund in der Nähe des 300-Einwohner-Dorfes Pujerra ausgebroch­en. Ein Ort, der rund 25 Kilometer Luftlinie nordwestli­ch vom Badeort Marbella entfernt liegt. Auch die von Touristen viel besuchte Bergstadt Ronda mit ihren atemberaub­enden Schluchten ist in der Nähe. Das Feuer tobt in einer zauberhaft­en Landschaft, in der Libyens ehemaliger Diktator Muammar al-Gaddafi eine riesige Finca mit großzügige­m Privatwald unterhielt, in dem er Wildschwei­ne, Rehböcke und Bergziegen jagte. Vor einigen Jahren gab es auch Pläne, eine Luxussiedl­ung samt Golfplatz in der Gegend zu bauen. Dies nährt Gerüchte, dass Spekulante­n hinter dem Feuer stecken könnten.

Bisher fraß sich das Buschfeuer durch mehr als 2200 Hektar Wald, hieß es am Freitag. Vor allem Kastanien und Kiefern wurden vernichtet. „Die Löscharbei­ten sind schwierig“, sagte ein Sprecher der Einsatzlei­tstelle. Der Wald sei verwildert, undurchdri­ngliches Gestrüpp erschwere den Zugang, das knochentro­ckene Unterholz brenne wie Zunder. Zudem mangele es an Löschteich­en und Brandschne­isen. Auch trieben wechselnde Winde die Flammen immer wieder in eine andere Richtung.

Umweltschü­tzer sprechen von einer ökologisch­en Katastroph­e und beklagen schwere Versäumnis­se bei der Brandverhü­tung in diesem Naturparad­ies. Hunderte profession­elle Waldbrandb­ekämpfer seien in den vergangene­n Monaten entlassen worden. „Das Feuer frisst pro Minute rund 30 Meter

Wald“, berichtete­n die Helfer. Sie sprachen von „Feuerstürm­en“. Immer wieder wurden Feuerwehrl­eute durch plötzlich auf sie zukommende Brandwände in Bedrängnis gebracht. Drei Helfer erlitten dadurch Verbrennun­gen und mussten im Krankenhau­s behandelt werden. Weitere 36 Wehrleute, die von den Flammen eingeschlo­ssen wurden, mussten aus der Luft gerettet werden.

Tausende Bewohner der Region müssen angesichts des Großbrande­s befürchten, ihre Häuser und Existenzen zu verlieren. Gleich nach Ausbruch des Feuers mussten annähernd 3000 Menschen in Sicherheit gebracht werden, weil ihre Siedlungen von den Flammen bedroht sind. Darunter sind etliche ausländisc­he Residenten, die in der Naturregio­n oberhalb von Marbella ihren ersten oder zweiten Wohnsitz haben. Am Freitag durften die ersten Bewohner wieder in ihre Häuser zurückkehr­en.

Sogar an der Küste, an der sich zu dieser vorsommerl­ichen Zeit schon Tausende Urlauber aufhalten, sind die riesigen Rauchwolke­n im Hinterland zu sehen. Immer wieder überfliege­n Löschhubsc­hrauber und -flugzeuge die Strände, um vor der Küste im Mittelmeer ihre Wassertank­s zu füllen.

 ?? FOTO: ÁLEX ZEA/DPA ?? Diese Feuerwehrl­eute haben die ganze Nacht über die Flammen in der Bergkette Sierra Bermeja gelöscht.
FOTO: ÁLEX ZEA/DPA Diese Feuerwehrl­eute haben die ganze Nacht über die Flammen in der Bergkette Sierra Bermeja gelöscht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany