Für wen sich eine neue Gasheizung noch lohnt
In 52 Prozent der deutschen Haushalte wird mit Erdgas geheizt. Steigende Energiepreise machen jedoch einen Wechsel interessant.
DÜSSELDORF Mehr als die Hälfte der Haushalte in Deutschland heizt mit Erdgas. Das hat eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa ergeben. Der günstigere Preis pro Kilowattstunde im Vergleich zu elektrischem Strom hat viele Verbraucher lange Zeit überzeugt. Außerdem war die Verfügbarkeit des Energieträgers stets gegeben – und fürs Heizen musste nicht erst ein Tank befüllt werden. Und im Vergleich zu Erdöl ist Erdgas um einiges umweltfreundlicher.
Doch die Preise für Gas sind vor allem aufgrund des Krieges in der Ukraine zuletzt deutlich gestiegen – auf durchschnittlich 13,77 Cent pro Kilowattstunde Gas (Stand: April 2022), wie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) für einen Haushalt in einem Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden errechnet hat. Noch im zweiten Halbjahr 2021 hatten private Haushalte im Schnitt 6,38 Cent je Kilowattstunde bezahlt, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Die Abhängigkeit von den russischen Gas-Exporten hat Engpässe verursacht.
Viele sehen das Thema Energieversorgung heute mit anderen Augen. Auch das zeigt die Umfrage von Forsa: Mehr als 75 Prozent der Befragten gaben an, künftig die Sonne als Energiequelle nutzen zu wollen. Als Energieträger, der die Deutschen ursprünglich unabhängiger von Importen machen sollte, wählten nur noch sechs Prozent der Befragten das Erdgas. Wer in absehbarer Zeit vor der Entscheidung steht, eine neue Heizung zu kaufen oder kaufen zu müssen, fragt sich: Lohnt es sich, eine Gasheizung anzuschaffen, oder nicht? Eine solche Entscheidung ist zukunftsweisend für das eigene Zuhause. Denn viele Heizungen halten mindestens 15 Jahre.
In der Anschaffung ist die Gasheizung günstiger als andere Anlagentypen.
Wer bereits eine solche besessen habe und und nun eine neue kaufen wolle, müsse im Prinzip nur den Kessel tauschen, sagen Experten. Dafür müssen Käufer zwischen 5000 und 8000 Euro für Material und Montage einplanen. Wer von einer anderen Energiequelle auf Gas umsteigt – zum Beispiel, weil vorher im Haus mit Öl geheizt wurde – und das erste Mal eine Gasheizung verwendet, sollte zunächst nachschauen, ob überhaupt ein Gasanschluss vorhanden ist. Denn auch der kostet einen vierstelligen Betrag und muss in die Finanzplanung einbezogen werden.
Wie viel eine komplett neue Gasheizung kostet, hängt auch vom Haus und von der Art der Nutzung ab. Zwischen 6000 und 14.000 Euro einschließlich Montage kann eine Anlage kosten. Im Vergleich: Eine Wärmepumpe, die bisher laut Forsa in fünf Prozent der deutschen Haushalte genutzt wird, kostet je nach Aufstellungsort und Ausführung zwischen 12.000 und 24.000 Euro.
Wer deshalb lieber die preisgünstigere Variante Gas nutzen möchte, kann beim Austausch einer alten Heizung auch staatliche Förderung in Anspruch nehmen. Dafür müssen Verbraucher Heizungen wählen, die mit Gas und erneuerbaren Energien betrieben werden – zum Beispiel Solarkraft. Den Antrag für die Förderung können Interessierte beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle stellen; abgewickelt wird die Förderung über die bundeseigene Förderbank KfW.
Wichtig: Wer Gebrauch von der finanziellen Unterstützung machen will, sollte vor dem Unterschreiben eines Lieferungs- und Leistungsvertrags bei einem Anbieter den Antrag auf Förderung stellen. In bestehenden Gebäuden kann auch der Austausch von Geräten, die seit mehr als zwei Jahren in Betrieb sind, gefördert werden.
Ab dem Jahr 2024 muss dann jede neu eingebaute Heizung mit mindestens 65 Prozent erneuerbaren Energien betrieben werden. Das ist
im Gebäudeenergiegesetz festgehalten und wurde Ende März dieses Jahres angekündigt. Wichtig: „Wer wartet, bis der Heizungstausch zur gesetzlichen Pflicht wird, erhält keine Fördermittel“, erklärt die Verbraucherzentrale NRW.
Zurzeit noch deutlich mehr zahlen als für das Gas müssen Verbraucher für elektrischen Strom: Im April 2022 lag der Preis pro Kilowattstunde nach Angaben des BDEW bei durchschnittlich 37,14 Cent. Berechnet wurden die Kosten für einen Haushalt mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden im Jahr. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Preis um fünf Cent gestiegen, aber noch deutlich stabiler geblieben als beim Gas. Wer die beiden Energieträger miteinander vergleicht, muss auch bedenken, dass das Gas zwar billiger ist. Die elektrischen Heizungen seien aber oft auch effizienter, sagen Experten. Denn jede Stromeinheit, die verbraucht werde, werde in Wärme umgewandelt. Beim Gas liege die Quote oft nur zwischen 70 und 80 Prozent, auch wenn die moderneren Brennwertheizungen schon so verlustarm wie möglich arbeiteten.