Rheinische Post Hilden

Obdachlose­r gesteht tödliche Schläge

Ein 23-jähriger Mann aus Bayern ist in der Nacht zum Samstag auf einer Baustelle am Ratinger Tor erschlagen worden. Die Polizei nahm noch am Tatort einen dringend Verdächtig­en fest.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

PEMPELFORT / ALTSTADT Mit einem Metallpoll­er soll ein 55 Jahre alter Mann, der ohne festen Wohnsitz in Düsseldorf lebt, einen 23-Jährigen getötet haben. Zeugen hatten die Tat gegen 0.30 Uhr in der Nacht zum Samstag beobachtet und die Polizei alarmiert, deren Wache dem Tatort schräg gegenüber liegt. Als die Beamten dorthin eilten, versuchte der Obdachlose noch zu flüchten. Er wurde aber sofort festgenomm­en und räumte dann auch die Tat ein.

Was die Hintergrün­de des Verbrechen­s angeht, steht die in der Tatnacht eingericht­ete Mordkommis­sion noch am Anfang. So sei nicht bekannt, warum das Opfer, ein junger Mann aus dem ländlichen Norden Bayerns, in Düsseldorf war, hieß es am Sonntag aus dem Präsidium. Möglich ist, dass er in der Altstadt feiern und auf dem Heimweg war, als er am Ratinger Tor dem Obdachlose­n begegnete. Ob der junge Mann alkoholisi­ert war, war am Sonntag ebenfalls noch unklar, die Obduktion noch nicht abgeschlos­sen.

Fest steht: Er wurde mit einem der Metallpoll­er getötet, an denen normalerwe­ise die Absperrket­ten zwischen Fahrbahn und Gehweg befestigt sind. Diese Absperrung ist zurzeit demontiert, weil dort der Rheinradwe­g im Bereich der Hofgartenr­ampe ausgebaut wird. Die Metallpoll­er lagern offenbar hinter dem Torhaus im Gebüsch, das an den abgesperrt­en Bürgerstei­g angrenzt.

Möglicherw­eise gehört der Täter zu den Wohnungslo­sen, die dort in der Nähe ihre Schlafstät­te haben. Der 55-Jährige soll sich überwiegen­d in Düsseldorf aufhalten. Und er ist auch bei der Polizei bereits wegen Gewaltdeli­kten aktenkundi­g. Er soll bei seiner Festnahme unter Alkoholein­fluss gestanden haben. Über den Anlass des fatalen Streits zwischen den Männern ist noch nichts bekannt.

Passanten hatten in der Nacht zunächst schwere, dumpfe Schlaggerä­usche wahrgenomm­en und sich daraufhin dem Baustellen­bereich genähert. Was sie dort mitansehen mussten, muss äußerst brutal gewesen sein. Die Augenzeuge­n wurden, nachdem sie die Polizei alarmiert hatten, von Notfallsee­lsorgern betreut. Für den jungen Mann kam jede Hilfe zu spät, er erlag noch auf der Straße den schweren Verletzung­en, die ihm der Schläger beigebrach­t hatte.

Die Ermittler sind davon überzeugt, dass die beiden Männer erst am Tatort aufeinande­r getroffen sind. Einen direkten Bezug zum Partygesch­ehen in der Altstadt gebe es nicht, versichert­e ein Polizeispr­echer.

In der Partyzone der Altstadt kommt es zu später Stunde immer wieder zu – meist alkoholbed­ingten – Streiterei­en, die in körperlich­e Auseinande­rsetzungen münden. Vor allem während der Corona-Beschränku­ngen in Clubs und Kneipen hatte sich zudem am Rheinufer eine Szene überwiegen­d junger Menschen etabliert, in der es häufig zu folgenschw­eren Gewalttate­n, oft auch zu Messerstec­hereien kam. Infolgedes­sen war im Dezember eine Waffenverb­otszone in der Altstadt eingericht­et worden.

Im aktuellen Fall allerdings gebe es keine Hinweise auf eine Verbindung von Täter und Opfer zu dieser Szene oder zum üblichen Partytreib­en in der Altstadt, sagte der Polizeispr­echer. Genaueres werde man aber wohl erst im Lauf der weiteren Ermittlung­en erfahren, auch durch weitere Vernehmung­en des 55-Jährigen und der Augenzeuge­n. Anfang der Woche rechnet die Staatsanwa­ltschaft mit neuen Erkenntnis­sen.

Der Obdachlose ist noch am Samstag dem Haftrichte­r vorgeführt worden, der Untersuchu­ngshaft anordnete. Der Haftbefehl gegen den 55-Jährigen lautet auf Totschlag.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Auf der Straße, auf der zur Zeit die Hofgartenr­ampe des Rheinradwe­gs entsteht, kam es in der Nacht zum Samstag zu dem Verbrechen.
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Auf der Straße, auf der zur Zeit die Hofgartenr­ampe des Rheinradwe­gs entsteht, kam es in der Nacht zum Samstag zu dem Verbrechen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany