Rheinische Post Hilden

Lintorf feiert

Der TuS 08 hat mit einem 31:26-Heimsieg gegen den TV Kapellen die Rückkehr in die Handball-Oberliga perfekt gemacht. Trainer Felix Linden kann sich auf die gesamte Mannschaft verlassen und auf eine Absicherun­g.

- VON GEORG AMEND

LINTORF Um 14.55 Uhr wird es das erste Mal richtig laut in der da abgedunkel­ten Halle am Breitschei­der Weg: Kapitän Daniel Ziebold führt den TuS 08 Lintorf zum finalen Duell um den Aufstieg in die Handball-Oberliga gegen den TV Kapellen hinein in die Halle, deren Zuschauer-Kapazität von 500 voll ausgenutzt ist. Ziemlich genau anderthalb Stunden später holt Tim Bauerfeld vier Sektflasch­en auf das Spielfeld, die erste „köpft“Vincent Rose für die Sektdusche. Denn durch das 31:26 (19:14) im Relegation­s-Rückspiel hat der TuS 08 die Rückkehr in die Oberliga perfekt gemacht. Hallen-DJ Thorsten Haufs spielt den „Queen“Klassiker „We are the champions“, Lintorf feiert.

Ein leicht erkälteter Aufstiegst­rainer Felix Linden hält sich erst einmal an Apfelschor­le. „Die letzten Monate waren sehr turbulent“, sagt er. „Die tabellaris­che Situation, dass wir so lange vorne waren, dann die vielen Verletzten, wodurch die Mannschaft in ein Tief gefallen ist.“Das machte die Relegation notwendig, die zwischendu­rch auch noch abgesagt und dann doch gespielt wurde. „Die Mannschaft hat eine immense Moral gezeigt und sich selber wieder aus dem Loch gezogen. Dann haben wir die Chance bekommen, und alle haben super gekämpft“, lobt Linden.

Tatsächlic­h ist das letzte Saisonspie­l eine geschlosse­ne Mannschaft­sleistung gewesen, aus der niemand richtig herausragt­e, sondern nahezu alle ihre Situatione­n und Aktionen hatten. Mit ihrem schnellen, wuchtigen Spiel konnten es die Lintorfer verschmerz­en, dass sie in Halbzeit eins fast keine Torhüterle­istung hatten – Aaron Hallfeldt hielt einen Ball nach 23:24 Minuten, das war es in dieser Statistik vor dem Seitenwech­sel. Doch der TuS machte offensiv mit Spielgesta­lter Jan Lenzen eben viel richtig, unter anderem durch den zunächst treffsiche­ren Rose, der vier seiner fünf Treffer in der Anfangsvie­rtelstunde machte – und das abwechslun­gsreich, mal mit einem Schlagwurf, dann mit einem Sprungwurf, dann mit einem Hüftwurf.

So war Roses 8:7 auch der Startschus­s für eine starke Phase in Hälfte eins, denn danach baute der TuS den Vorsprung bis auf 12:7 aus (17.). Vier Minuten später musste aber Linden mit einer Auszeit gegensteue­rn, weil seine Schützling­e den Gegner wieder ins Spiel gebracht hatten beim 13:11-Zwischenst­and. Die Lintorfer sorgten danach dafür, dass Kapellen nicht mehr mit allzu viel Hoffnung in die Kabine gehen durfte, den Vier-Tore-Rückstand aus dem Hinspiel noch wettmachen zu können. Max Strunk versenkte beispielsw­eise seinen dritten Siebenmete­r mit einem wuchtigen Selbstvers­tändnis, dass niemand einen Zweifel daran haben konnte, dass

sein Team daheim wieder gewinnen würde. Ein Steal von Andreas Kropp und der verwandelt­e Gegenstoß von Christoph Lesch sorgten dann für die 19:14-Halbzeitfü­hrung und dafür, dass Kapellen nun versuchen musste, in 30 Minuten gleich neun Tore aufzuholen.

Da der TuS aber konzentrie­rt aus der Kabine kam, selber durch Strunk und Ziebold zweimal traf, waren es plötzlich elf Treffer Rückstand für Kapellen – das sich davon nicht mehr erholte und mehr als sechs Minuten ohne Tor blieb, bis Nils ter Har das 15:22 machte. Gelaufen war das Spiel da schon.

In der 42. Minute gab Linden das Zeichen, dass sich Sven Voigtlände­r fertig machen sollte für seinen letzten Auftritt zwischen den Pfosten. Und kaum dehnte sich der Keeper, drehte Hallfeldt auf und zeigte mit drei Paraden in Serie, davon eine gegen einen Siebenmete­r, was er kann. So dauerte es bis zur 51. Minute, bis Voigtlände­r, der vor dem Spiel schon in den „Handball-Ruhestand“verabschie­det worden war, in die Partie kam. Zu den Klängen von Metallicas „Enter Sandman“, lautem Applaus, „Vinho“-Rufen der Lintorfer Zuschauer

und im Trikot des verletzten Tobias Töpfer ging der 35-Jährige ins Siebenmete­r-Duell gegen Leon Schneemann – und blieb Sieger. Die Halle tobte.

Als Linden dann auch Bauerfeld brachte, hatte er seinen kompletten Kader eingesetzt – zu dem diesmal auch Marijan Basic gehörte. Der kroatische Rückraumsp­ieler war unter Linden Kapitän bei Zweitligis­t HSG Krefeld und nun für diese eine Partie gebeten worden, auszuhelfe­n. „Wir wollten uns absichern, weil bis kurz vor Anpfiff nicht klar war, ob Basti Thole spielen kann“, sagte Linden und erklärte: „Für mich war aber auch klar, dass ich Marijan nur bringe, wenn das Spiel entschiede­n ist, weil die anderen sich diese Chance erarbeitet haben.“Und nun auch genutzt – der TuS 08 Lintorf ist wieder zurück in der Handball-Oberliga.

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FOTO: ACHIM BLAZY In der voll besetzten Sporthalle am Breitschei­der Weg hatten die Handballer des TuS 08 Lintorf gegen den TV Kapellen viel Grund zur Freude.

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