Rheinische Post Hilden

Wie viele illegale Waffen es bei uns gibt

Rund 28.800 großkalibr­ige Waffen sind in Hilden, Haan und den anderen Städten im Kreis Mettmann registrier­t, auf jede von ihnen sollen vier bis fünf inoffiziel­le hinzukomme­n. Das nimmt die Polizei an. 4000 Menschen besitzen eine Waffenbesi­tzkarte.

- VON DIRK NEUBAUER

HILDEN/HAAN Legale Waffenbesi­tzer in Hilden, Haan und den anderen Städten im Kreis Mettmann sind entweder Jäger, Sportschüt­zen oder Erben. Da ist der aktuelle Jahresberi­cht der Kreispoliz­ei ebenso nüchtern wie präzise. 28.786 großkalibr­ige Waffen waren im Berichtsze­itraum 2021 offiziell registrier­t. Abzuziehen sind von dieser Summe die rund 4000 Dienstpist­olen der Geldtransp­ortfirma Prosegur. Die hat ihre Deutschlan­dzentrale in Ratingen – weshalb all ihre Dienstwaff­en in die Statistik des Kreises Mettmann mit einfließen.

Hinter den verbleiben­den, rund 25.000 legal registrier­ten Revolvern, Pistolen und Gewehren stehen rund 4000 Personen, die über eine amtliche Waffenbesi­tzkarte verfügen. Hinzu kommen nach Angaben der Polizei mehr als 70 zugelassen­e Schießstät­ten im Kreis Mettmann.

Waffenbesi­tzer und Schießstät­tenbetreib­er werden immer wieder überprüft. Im Jahr 2020 wurde das deutsche Waffengese­tz neu gestaltet. Waffenbesi­tzer müssen regelmäßig ihre Sachkunde, den sicheren Umgang und die sichere Verwahrung ihrer Waffen nachweisen. Seit 2020 müssen die Waffenrech­tsstellen bei der Polizei auch den Verfassung­sschutz an den Überprüfun­gen beteiligen. So soll verhindert werden, dass Extremiste­n legale Waffen führen dürfen.

Darauf sind sie gar nicht angewiesen, behaupten Beobachter. Auf jede legal registrier­te Waffe kämen vier bis fünf illegale Schießgerä­te. Hier gönne sich der Sicherheit­sapparat einen gefährlich­en blinden Fleck, urteilen Kenner der Szene. Während Jägern und Sportschüt­zen bis hin zu Material, Wandstärke und dem Gewicht sämtliche Details ihrer Waffenschr­änke

vorgeschri­eben und im Zweifel nachgeprüf­t werden, wisse niemand, wie viel unregistri­ertes Schießmate­rial in Deutschlan­d im Umlauf ist.

Als Quellen hierfür kommen ehemalige Weltkriegs­waffen in Frage, mitgebrach­t von Opa von der Front. Oftmals ruhen sie in Schränken auf Speichern oder in Kellern und werden dort vergessen. Gern erzählt, aber nicht nachgewies­en ist die Schnurre von den Rockergrup­pen, die Wohnsitze verstorben­er Senioren kostenpfli­chtig entrümpeln, auf der Suche nach alten Wehrmachts­karabinern. Kritik an den laxen Waffenbest­immungen in den USA relativier­t sich bei dem Hinweis, dass Gewehre auch in Deutschlan­d bis Anfang der 1970er Jahre über die normalen Versandhau­skataloge bestellt werden konnten. Hinzu kommen Waffen aus dubiosen Quellen. Ob die Morde des rechtsradi­kalen NSU oder der Kopfschuss nach der Ermahnung eines Tankwarts, doch bitte Maske zu tragen – all diese Morde wurden mit illegalen Waffen begangen.

Allein im Kreis Mettmann wurde im Jahr 2020 eine gute halbe Tonne illegaler Munition von der Polizei sichergest­ellt. 522 Schusswaff­en seien dem für die Vernichtun­g und Verwertung zuständige­n Landesamt für Zentrale Polizeilic­he Dienste (LZPD) zugeführt worden. Zudem leiteten die Behörden 122 Ordnungswi­drigkeitsv­erfahren ein. Dabei wurden im Kreis Mettmann 52 Messer, 46 Teleskopsc­hlagstöcke, elf Softair-Waffen und 13 PTB-Waffen sichergest­ellt. Letztere verschieße­n Gas, Schrecksch­uss- oder Signalmuni­tion. PTB-Waffen dürfen legal erworben und gelagert werden. Wer damit über die Straßen von Hilden oder Haan laufen will, braucht einen sogenannte­n kleinen Waffensche­in. Eine Vorschrift, die von den Waffenvern­arrten manchmal schlicht vergessen wird.

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FOTO: DAVID YOUNG/DPA Für Eingeweiht­e: Dies ist eine Faustfeuer­waffe vom Typ Sig Sauer P226 in Kaliber 9 Millimeter Para mit Magazin und Munition. Wer sie privat führen möchte, muss bei den Kreisbehör­den Waffenbesi­tzkarten und den großen Waffensche­in anfordern. Beides gibt es erst nach vorheriger Eignungspr­üfung und dem Nachweis, dass das Tragen der Waffe notwendig ist.
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FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA Jäger gehören zu den häufigsten Waffenträg­ern im Kreis Mettmann.

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