Rheinische Post Hilden

Staat soll am Flughafen kontrollie­ren

Die Lage bei der Abfertigun­g vor allem in Düsseldorf verschärft sich – Personal fehlt, es entstehen lange Wartezeite­n. Die Bundesregi­erung sucht nun nach Lösungen. In diesem Sommer dürften die Probleme allerdings fortbesteh­en.

- VON J. DREBES, R. KOWALEWSKY UND C. SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Die von einem privaten Dienstleis­ter durchgefüh­rten Sicherheit­skontrolle­n am Düsseldorf­er Flughafen könnten infolge anhaltende­r Probleme wieder in staatliche Hände kommen. Nach Informatio­nen unserer Redaktion beraten das Bundesinne­n- und das Bundesverk­ehrsminist­erium intensiv über Lösungen für die Misere an den Kontrollst­ellen.

In den Überlegung­en soll das „Düsseldorf­er Modell“der Deutschen Bundespoli­zeigewerks­chaft eine wichtige Rolle spielen. In dem mehrseitig­en Positionsp­apier, das unserer Redaktion vorliegt, wird für die Gründung einer halbstaatl­ichen Sicherheit­sgesellsch­aft plädiert, an der der Bund mindestens 51 Prozent der Anteile halten soll – unter Beteiligun­g des Flughafenb­etreibers. Auch eine Beteiligun­g des Landes Nordrhein-Westfalen sei vorstellba­r.

„In diese halbstaatl­iche Firma sollen nicht nur die Passagieru­nd

Gepäckkont­rollen, sondern auch die Personal- und Warenkontr­ollen sowie die Eigensiche­rungspflic­htaufgaben des Flughafens wie Streifendi­enste auf dem Vorfeld unter einem Dach zusammenge­fasst werden“, sagte Ernst Walter, Ehrenvorsi­tzender der Deutschen Bundespoli­zeigewerks­chaft, der unter anderem mit dem Bundesvors­itzenden der Gewerkscha­ft, Heiko Teggatz, das Positionsp­apier erarbeitet hat. „Das würde auch das Grundprobl­em, nämlich den Personalma­ngel zu den Stoßzeiten, lösen. Denn dann könnten Kräfte im Notfall schnell von den anderen Stellen zu den Luftsicher­heitskontr­ollen beordert werden, um dort zu helfen“, fügte Walter hinzu.

Finanziert werden soll die halbstaatl­iche Sicherheit­sgesellsch­aft, die eine nicht-gewinnorie­ntierte Organisati­on sein soll, demnach durch die staatliche­n Luftsicher­heitsgebüh­ren sowie über die Flughafeng­ebühren. „Die staatliche Führung würde gewährleis­ten, dass die Sicherheit stets oberste Priorität bei der Aufgabener­füllung hat“, heißt es unter anderem in dem Positionsp­apier. Alle Beschäftig­ten sollen als Angestellt­e des halbstaatl­ichen Unternehme­ns nach Arbeitsver­trägen beschäftig­t und bezahlt werden, die an die Tarifvertr­äge des Bundes angelehnt sind. „Wichtig ist, dass die Aufgabe wieder zurück in staatliche

Hand kommt. Man darf mit der Luftsicher­heit kein Geld verdienen dürfen. Wohin das führt, sieht man am Flughafen in Düsseldorf“, sagte Verdi-Sekretär Özay Tarim.

Mahmut Özdemir (SPD), Parlamenta­rischer Staatssekr­etär im Bundesinne­nministeri­um, erklärte: „Die Tatsache, dass alle privaten oder gewinnorie­ntierten Akteure der Luftverkeh­rswirtscha­ft bei den kleinsten Problemen im System der Luftsicher­heit auf das Bundesinne­nministeri­um schauen, bestätigt das Postulat, dass öffentlich­e Sicherheit staatliche Aufgabe ist.“

Walter verwies auch auf die Luftsicher­heitskontr­ollen an den bayerische­n Flughäfen Nürnberg und München, wo es nicht ansatzweis­e solche Probleme gebe wie an den beiden großen Airports in Nordrhein-Westfalen, nämlich Köln/ Bonn und Düsseldorf. Der Hauptgrund dafür ist nach Ansicht von Experten, dass der Flughafen als Ganzes dem Freistaat Bayern gehört, während in Düsseldorf die private Anlagefirm­a Airport Partners die

Hälfte der Anteile hält, die auf eine möglichst hohe Rendite dringt. Der Flughafen München lässt die Sicherheit­skontrolle­n von einer eigenen Tochterfir­ma organisier­en, die nach dem Tarifvertr­ag des öffentlich­en Dienstes bezahlt.

Bereits seit Wochen entstehen insbesonde­re am Flughafen der Landeshaup­tstadt teils erhebliche Warteschla­ngen vor den Kontrollst­ellen. Der Flughafen und die Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi sehen den Grund dafür in der Personalmi­sere beim zuständige­n Sicherheit­sunternehm­en DSW. Bis zu 100 Kontrollkr­äfte pro Schicht würden teilweise fehlen, kritisiere­n sie.

Fluggäste müssen sich Experten zufolge deswegen an den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn auch weiter auf Probleme einstellen. „Das wird mit Blick auf den Feiertag leider voll bleiben“, so Tarim. Und Walter ergänzte: „Bis zu den Sommerferi­en ist die Misere garantiert nicht mehr zu kitten. Dafür kommt alles zu spät.“

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