Festtag für Gladbach
Europameister Italien ist der achte und bislang prominenteste Gegner der Nationalmannschaft im Borussia-Park. Die Gladbacher erfüllt die Gastgeber-Rolle mit Stolz. Für Jonas Hofmann wird es ein Spiel in seinem „Wohnzimmer“.
MÖNCHENGLADBACH Für Jonas Hofmann ist es ein Heimspiel. Der 29-Jährige, der zuletzt gegen England und in Ungarn bei den 1:1-Unentschieden jeweils für das DFB-Team traf, ist angestellt bei Borussia Mönchengladbach. Und im Stadion seines Arbeitgebers messen sich im Rahmen der Nations League am Dienstagabend die deutsche Mannschaft und der amtierende Europameister Italien. „Es ist ein Spiel in unserem Wohnzimmer. Das ist etwas ganz Besonderes“, sagte Hofmann, der bislang 13mal für Deutschland spielte.
Es ist das achte Länderspiel im Borussia-Park seit 2005. Russland war der erste Gegner damals, es gab ein 2:2 bei der Premiere der deutschen Nationalmannschaft in Mönchengladbach. Bevor der Borussia-Park 2004 eröffnet wurde, waren wegen des kultigen, aber zu unperfekten Bökelberg-Stadions keine Länderspiele möglich. Deswegen kamen große Borussen wie Günter Netzer, Berti Vogts, Rainer Bonhof oder Jupp Heynckes nie zu Heim-Länderspielen.
2006 kam dann Kolumbien zum finalen Test vor dem „Sommermärchen“, es gab ein hübsches 3:0; das 2:2 gegen Kamerun war 2014 das vorletzte Übungsspiel vor dem deutschen Triumph in Brasilien. 2008 gab es das erste Pflichtspiel, Wales (1:0) kam in der EM-Qualifikation, 2019 dann Belarus in der EM-Qualifikation. Beim 4:0 schoss Matthias Ginter das erste Tor eines GladbachProfis im Borussia-Park für Deutschland. Gegen Australien gab es im Testspiel 2011 mit dem 1:2 die einzige deutsche Niederlage in Gladbach, das 2:0 gegen Finnland 2016 war das Abschiedsspiel für Bastian Schweinsteiger – mit dem gebürtigen Gladbacher Marc-André ter Stegen im Tor.
„Es erfüllt uns mit Stolz, dass das Uefa-Nations-League-Spiel bereits das achte Länderspiel mit deutscher Beteiligung im Borussia-Park ist. Gerade wenn man bedenkt, dass es vor dem Bau des neuen Stadions noch nie ein A-Länderspiel in Mönchengladbach gegeben hat. Von daher ist das Spiel gegen Russland am 8. Juni 2005 aus BorussiaSicht
wohl am höchsten zu bewerten“, sagt Borussias Vizepräsident Rainer Bonhof. Und der Weltmeister von 1974 fügt hinzu: „Aber jedes Länderspiel hatte etwas Besonderes. Die Partie gegen Kolumbien unmittelbar vor der WM im eigenen Land, das erste Pflichtspiel in der WM-Qualifikation gegen Wales 2008 oder das Abschiedsspiel von
Bastian Schweinsteiger 2016 stachen vielleicht heraus.“
Das Treffen mit Italien indes ist für die Gladbacher eine neue Dimension. „Wenn man die Qualität des Gegners und die sportliche Bedeutung bedenkt, dann ist das Spiel gegen Italien wohl der vorläufige Höhepunkt in der Länderspielgeschichte des Borussia-Parks“, sagt Bonhof.
„Es ist das vielleicht attraktivste Länderspiel, das wir bislang im Borussia-Park hatten – gegen einen sehr prominenten Gegner, und dazu ist es ein Pflichtspiel in der Nations League“, sagt Borussias Geschäftsführer Stephan Schippers.
Der Borussia-Park ist am Dienstagabend ausverkauft, zum ersten Mal in seiner Länderspiel-Geschichte. „Das ist sehr positiv für Mönchengladbach und Borussia, das wird beim DFB gut ankommen auch mit Blick auf weitere Länderspiele“, sagt Borussias Rekordspieler und Ex-Bundestrainer Berti Vogts. „Italien ist ein außergewöhnlicher Gegner, es waren immer große Spiele zwischen Deutschland und Italien“, sagt Vogts. Er war unter anderem beim „Jahrhundertspiel“der DFB-Mannschaft gegen Italien in Mexiko dabei, das 3:4 verloren ging. „Auch wenn Italien die WM verpasst hat und gerade dabei ist, ein neues Team aufzubauen, ist es ein absoluter Prüfstein für Hansi Flick und seine Spieler“, sagt Vogts.
Für das DFB-Team geht es darum, erstmals in der Ära Flick einen Großen zu besiegen. In Italien und gegen England gab es jeweils ein 1:1. Mit dem insgesamt fünften Sieg in Gladbach will das DFB-Team da nun den nächsten Schritt machen. Borusse Hofmann würde dabei wie zuletzt gegen England und Ungarn gern eine Hauptrolle spielen.