Rheinische Post Hilden

Haan streitet um Stadtgutsc­hein-System

Ein Gutschein-System soll dem Haaner Handel helfen. Vor einer Abfrage unter den Händlern wollte die Verwaltung zunächst einen Anbieter finden.

- VON PETER CLEMENT

HAAN Es ist ein bisschen wie bei der Henne und dem Ei: Sollte Haan für sein geplantes Stadtgutsc­hein- System zunächst einen Anbieter finden – oder sollte die Verwaltung vorher eine Abfrage bei den Händlern machen, wer denn überhaupt Interesse an einer Einführung eines solchen Systems hätte? Dies war einer der Hauptstrei­tpunkte zwischen Politikern und der Stadtverwa­ltung im Wirtschaft­sförderung­sausschuss.

Die Stadt sieht die Einführung des Gutscheins als einen weiteren Baustein an, um den Handel, die Gastronomi­e und im Allgemeine­n die Innenstadt sowie die Bahnstraße in Gruiten zu stärken. Mit dem Stadtgutsc­heinsystem­e solle die Kaufkraft gebunden werden, hieß es in der Ausschussv­orlage. Zudem solle damit bei Bürgerinne­n und Bürgern ein stärkeres Bewusstsei­n für den Einkauf vor Ort geschaffen werden und eine stärkere Identifika­tion mit der eigenen Stadt entstehen. Mit der Einbindung auf www.einkaufeni­n-haan.de werde die Informatio­nsplattfor­m um ein weiteres Thema ergänzt und mit beworben.

„Das ist ja alles gut und schön, aber das haben Sie uns in der vergangene­n Sitzung auch schon alles vorgelegt“, kritisiert­e Meike Lukat für die WLH. Anstatt Altbekannt­es zu wiederhole­n, hätte sie sich eine Abfrage bei den Haaner Händlern gewünscht, wer sich denn überhaupt an einem solchen Gutscheins­ystem beteiligen würde.

Wirtschaft­sförderer Dr. Jürgen Simon hielt dagegen: „Ohne einen Anbieter können Sie keine Teilnehmer akquiriere­n“, sagte er. Zunächst müssten Bedingunge­n und Möglichkei­ten

geklärt sein, bevor man Händler anwerben könne.

Jens Niklaus (SPD) sah das anders: Bei der Einführung der Plattform www.-einkaufen-in-Haan.de sei die Reihenfolg­e auch genau andersheru­m gewesen, erinnerte er. Sein Parteifreu­nd Bernd Stracke betonte, er könne Lukats Ungeduld durchaus nachvollzi­ehen, „weil die alte und die neue Vorlage ziemlich gleich aussehen“. Die Stadt solle die Interessen­lage abfragen, „dann können wir den Weg für Sie freimachen“.

Simon blieb skeptisch: Ein Einzelhänd­ler werde sich so „sicher nicht beteiligen“. Daraufhin regte Lukat an, sich bei der Haaner Einzelhänd­lerin Sonja Meier (“Mama Rockt: Baby- und Kinderbekl­eidung“) zu erkundigen. Die hatte

während der Coronakris­e zusammen mit der Wirtschaft­sförderung die bestehende­n Angebote im Handel, in der Gastronomi­e und von Dienstleis­tern abgefragt und diese motiviert, sich weitere Ideen zu überlegen. Danach wurden die Angebote

aus Handel und Dienstleis­tungen auf der Informatio­nsplattfor­m www.einkaufen-in-haan.de aufgeliste­t: eine Erfolgs-Geschichte.

Ganz gleich, welcher Gutschein letzten Endes das Rennen machen wird – eines haben fast all diese Systeme gemeinsam: Kunden können für einen bestimmten Betrag einen Gutschein erwerben und diesen dann in allen teilnehmen­den Geschäften einlösen. Je nach Anbieter sind auch Rabatt-Aktionen denkbar.

Aber wie viele Händler müssen sich beteiligen, damit das System auch funktionie­rt? Nach Auskunft des Anbieters „Stadtgutha­ben“hängt die erforderli­che Anzahl stark von der Größe der Stadt ab. Eine Kleinstadt könne schon mit 20 Akzeptanzs­tellen ein tolles Netzwerk betreiben. In größeren Städten, besonders wenn es mehr als nur ein Zentrum gebe, sollten es über 40 Geschäfte sein. Nach oben gebe es eigentlich keine Begrenzung. „Die alles entscheide­nde Frage ist immer: Ist das Akzeptanzs­tellennetz­werk ausreichen­d attraktiv für die Verschenke­r bzw. die Beschenkte­n? Wenn das nicht der Fall ist, werden die Nutzer auch weiterhin die Gutscheine und damit schier grenzenlos­e Auswahl der Online-Giganten und Handelsket­ten verschenke­n.“Für die meisten Nutzer sei das Argument der lokalen Kaufkraftb­indung allein leider nicht ausreichen­d, erklärt der Anbieter. Bürgermeis­terin Bettina Warnecke sagte zu, bis zur nächsten Sitzung die gewünschte Abfrage bei den Händlern in Haan auf den Weg zu bringen.

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FOTO: JENS SCHIERENBE­CK/DPA Die lokalen Geschenkgu­tscheine sollen den Einzelhand­el, die Gastronomi­e und andere lokale Dienstleis­ter stärken.

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