Haan streitet um Stadtgutschein-System
Ein Gutschein-System soll dem Haaner Handel helfen. Vor einer Abfrage unter den Händlern wollte die Verwaltung zunächst einen Anbieter finden.
HAAN Es ist ein bisschen wie bei der Henne und dem Ei: Sollte Haan für sein geplantes Stadtgutschein- System zunächst einen Anbieter finden – oder sollte die Verwaltung vorher eine Abfrage bei den Händlern machen, wer denn überhaupt Interesse an einer Einführung eines solchen Systems hätte? Dies war einer der Hauptstreitpunkte zwischen Politikern und der Stadtverwaltung im Wirtschaftsförderungsausschuss.
Die Stadt sieht die Einführung des Gutscheins als einen weiteren Baustein an, um den Handel, die Gastronomie und im Allgemeinen die Innenstadt sowie die Bahnstraße in Gruiten zu stärken. Mit dem Stadtgutscheinsysteme solle die Kaufkraft gebunden werden, hieß es in der Ausschussvorlage. Zudem solle damit bei Bürgerinnen und Bürgern ein stärkeres Bewusstsein für den Einkauf vor Ort geschaffen werden und eine stärkere Identifikation mit der eigenen Stadt entstehen. Mit der Einbindung auf www.einkaufenin-haan.de werde die Informationsplattform um ein weiteres Thema ergänzt und mit beworben.
„Das ist ja alles gut und schön, aber das haben Sie uns in der vergangenen Sitzung auch schon alles vorgelegt“, kritisierte Meike Lukat für die WLH. Anstatt Altbekanntes zu wiederholen, hätte sie sich eine Abfrage bei den Haaner Händlern gewünscht, wer sich denn überhaupt an einem solchen Gutscheinsystem beteiligen würde.
Wirtschaftsförderer Dr. Jürgen Simon hielt dagegen: „Ohne einen Anbieter können Sie keine Teilnehmer akquirieren“, sagte er. Zunächst müssten Bedingungen und Möglichkeiten
geklärt sein, bevor man Händler anwerben könne.
Jens Niklaus (SPD) sah das anders: Bei der Einführung der Plattform www.-einkaufen-in-Haan.de sei die Reihenfolge auch genau andersherum gewesen, erinnerte er. Sein Parteifreund Bernd Stracke betonte, er könne Lukats Ungeduld durchaus nachvollziehen, „weil die alte und die neue Vorlage ziemlich gleich aussehen“. Die Stadt solle die Interessenlage abfragen, „dann können wir den Weg für Sie freimachen“.
Simon blieb skeptisch: Ein Einzelhändler werde sich so „sicher nicht beteiligen“. Daraufhin regte Lukat an, sich bei der Haaner Einzelhändlerin Sonja Meier (“Mama Rockt: Baby- und Kinderbekleidung“) zu erkundigen. Die hatte
während der Coronakrise zusammen mit der Wirtschaftsförderung die bestehenden Angebote im Handel, in der Gastronomie und von Dienstleistern abgefragt und diese motiviert, sich weitere Ideen zu überlegen. Danach wurden die Angebote
aus Handel und Dienstleistungen auf der Informationsplattform www.einkaufen-in-haan.de aufgelistet: eine Erfolgs-Geschichte.
Ganz gleich, welcher Gutschein letzten Endes das Rennen machen wird – eines haben fast all diese Systeme gemeinsam: Kunden können für einen bestimmten Betrag einen Gutschein erwerben und diesen dann in allen teilnehmenden Geschäften einlösen. Je nach Anbieter sind auch Rabatt-Aktionen denkbar.
Aber wie viele Händler müssen sich beteiligen, damit das System auch funktioniert? Nach Auskunft des Anbieters „Stadtguthaben“hängt die erforderliche Anzahl stark von der Größe der Stadt ab. Eine Kleinstadt könne schon mit 20 Akzeptanzstellen ein tolles Netzwerk betreiben. In größeren Städten, besonders wenn es mehr als nur ein Zentrum gebe, sollten es über 40 Geschäfte sein. Nach oben gebe es eigentlich keine Begrenzung. „Die alles entscheidende Frage ist immer: Ist das Akzeptanzstellennetzwerk ausreichend attraktiv für die Verschenker bzw. die Beschenkten? Wenn das nicht der Fall ist, werden die Nutzer auch weiterhin die Gutscheine und damit schier grenzenlose Auswahl der Online-Giganten und Handelsketten verschenken.“Für die meisten Nutzer sei das Argument der lokalen Kaufkraftbindung allein leider nicht ausreichend, erklärt der Anbieter. Bürgermeisterin Bettina Warnecke sagte zu, bis zur nächsten Sitzung die gewünschte Abfrage bei den Händlern in Haan auf den Weg zu bringen.