Anhänger begeistern Thioune
Dass der Fortuna-Kader noch längst nicht komplett ist, stört den Trainer schon.
DÜSSELDORF Daniel Thioune ist in jeder Faser anzumerken, wie sehr er die Zuneigung der Fortuna-Fans für seine Mannschaft genießt. Mit leuchtenden Augen betrachtet der Coach, wie die Autogramm- und Selfiejäger unter den 500 Zuschauern nach dem Vorbereitungsauftakt am frühen Sonntagabend seine Spieler belagern. Und auch der 47-Jährige selbst schlägt keinen Wunsch aus. „Geben Sie mir 30 Sekunden“, ruft er den auf ein Gespräch mit ihm wartenden Medienvertretern zu – klar, er muss noch schnell der Bitte einer Anhängerin nach einer Signatur auf ihrem Shirt nachkommen. Und natürlich nach einem gemeinsamen Selfie.
„Das macht schon Spaß hier“, gibt Thioune offen zu. „Klar, der Urlaub war auch nicht so verkehrt, den habe ich auch genossen. Aber wenn es so auf das Urlaubsende zugeht, dann hat man schon Bock auf diese Arbeit. Ich stehe gern auf dem Grün, und die Energie ist wieder komplett da. Ich habe mich riesig auf diesen Tag gefreut.“
Den besonderen Hintergrund für diese Haltung bildet natürlich die Corona-Pandemie und deren Folgen. So hatte Thioune gar keine Chance, die Fortuna und ihr Umfeld wirklich kennenzulernen – deshalb holt er das jetzt nach. „Es war schon schwierig in den letzten Jahren, fast ganz ohne Fans. Deshalb wird das jetzt auch sehr wertgeschätzt. Dann sieht man erst, wie groß dieser Verein ist.“
Nicht optimal ist zum Start natürlich, dass noch einige Spieler fehlen. Externe Zugänge sowieso, denn die hat der Verein ja noch gar nicht zu verzeichnen. Aber auch die Profis, die noch Sonderurlaub haben, wie die Nationalspieler Ao Tanaka, Takashi Uchino und Christoph Klarer. „Offen gesagt, wünscht man sich als Trainer, dass der Kader beim Vorbereitungsbeginn so gut wie komplett ist“, sagt Thioune. „Aber ich nehme es, wie es kommt. Ich kann ja nur beeinflussen, was tatsächlich da ist, und das ist die Mannschaft.“
Aber was bedeutet diese Einschränkung für die Ziele der Fortuna? „Wir sind alle ambitioniert, und entsprechend haben wir alle Ideen, wie es funktionieren kann“, erklärt der Trainer. „Das habe ich mitgeteilt. Und dass der Kader jetzt schon vollständig ist, geht eben aus unterschiedlichen Gründen nicht. Einige Spieler haben wir ja zu ihren Nationalmannschaften abgestellt – da freuen wir uns ja auch drüber. Bei ihnen kann man auch gut nachsteuern. Aber für Leute, die neu hinzukommen, wäre es natürlich ideal, vom ersten Tag an da zu sein.“
Und dann wäre da ja noch Khaled
Narey – Topscorer der Fortuna, der den Verein jedoch am liebsten in Richtung Bundesliga verlassen möchte. „Wir sind ganz offen in der Kommunikation“, versichert der Coach. „Es ist nicht so, dass ich irgendwelche Befindlichkeiten hätte, die gegen Khaled stehen. So lange er dabei ist, bin ich sehr positiv. Er steht bei Fortuna unter Vertrag, wie alle anderen Spieler auch, die jetzt hier sind. Und ich freue mich auch darauf, alle Leihspieler kennenzulernen, die jetzt zu uns zurückkkommen.“Dawid Kownacki und Nana Ampomah also, von denen sich Fortuna nicht ungern trennen würde – dafür müssten aber erst einmal Interessenten da sein, die ausreichend Geld auf den Tisch legen.
Denn Geld kann Fortuna brauchen, unter anderem, wenn sie die feste Verpflichtung des zuletzt ausgeliehenen Jordy de Wijs stemmen will. Sportvorstand Klaus Allofs betonte am Sonntag, dass dieser Transfer ganz oben auf seiner Agen-* da stünde, und das ist Thioune ganz recht. „Wir haben alle ein Bild von Jordy, das dazu geführt hat, dass wir mit aller Macht versuchen wollen, diesen Transfer zu realisieren“, sagt der Chefcoach. „Er hat gezeigt, dass er die Qualität hat, ein wichtiger Faktor in dieser Mannschaft zu sein.“
Und obendrein hat der Niederländer in einem Gespräch mit Fortunas sportlicher Leitung offenbar suggeriert, dass er bereit sei, für einen Verbleib in Düsseldorf einige finanzielle Abstriche gegenüber seinem Gehalt bei den Queens Park Rangers zu machen. „Das zeigt doch zumindest, dass man sich bei uns auch sehr wohl fühlen kann“, kommentiert Thioune diese Aussage. „Aber ich entscheide nur über die Dinge, die auf dem Platz passieren. dafür haben wir in Christian Weber und Klaus Allofs genau die richtigen Leute, um sich mit den anderen Themen auseinanderzusetzen.“
Mit Wohlwollen hat der Trainer festgestellt, dass offenbar kein Spieler im Urlaub über die Stränge geschlagen hat. „Zumindest sind alle in einer guten körperlichen Verfassung, das haben alle Tests gezeigt, die wir jetzt nach dem Urlaub mit ihnen gemacht haben.“Das gelte für die kardiologischen Tests ebenso wie für die läuferischen. Das habe auch Folgen für die nächsten Tage: „Dann müssen sie jetzt ohne Ball nicht ganz so viel laufen, sondern dürfen mehr mit dem Ball laufen.“
Die Basis ist also gelegt – jetzt müssen Thioune und seine Truppe nur darauf aufbauen. „Wir müssen jetzt etwas geduldig sein und bleiben“, mahnt der Coach. „Wenn wir etwas nicht haben konnten, als ich im Februar kam, dann war das Geduld. Jetzt sieht das anders aus.“