Rheinische Post Hilden

Brandgefah­r in Wäldern steigt

Weil es seit Jahren zu trocken ist, brennen immer mehr Forstfläch­en. Feuerwehre­n und der Landesbetr­ieb Wald und Holz arbeiten daher zusammen, um Flammen effektiv bekämpfen zu können. Geplant ist eine groß angelegte Übung.

- VON JÖRG ISRINGHAUS

DÜSSELDORF Anhaltende Trockenhei­t und Wind treiben Hartwig Dolgner schnell die Sorgenfalt­en auf die Stirn. Denn bei dieser Kombinatio­n steigt die Waldbrandg­efahr enorm, und Dolgner ist als Teamleiter Walderhalt­ung beim Landesbetr­ieb Wald und Holz NRW für die Brandvorso­rge zuständig. Zuletzt war es zwar auch regnerisch in NRW, doch erst vor wenigen Wochen hatten rund zwei Hektar gerodete Waldfläche in Euskirchen gebrannt; die Bundeswehr setzte sogar Hubschraub­er ein, um Löschwasse­r in großen Behältern zum Brandort zu transporti­eren. Auch nahe Warstein im Kreis Soest hatte sich ein Feuer auf etwa 1200 Quadratmet­er gerodetem Bereich ausgebreit­et und war in den Boden eingedrung­en. Mehr als 180 Einsatzkrä­fte von Feuerwehr, Polizei und Technische­m Hilfswerk bekämpften die Flammen, Spezialist­en suchten mit Drohnen nach Glutnester­n. Mit dem Klimawande­l steige das Risiko solcher Ereignisse, sagt Dolgner. „Wir gehen von einer zunehmende­n Gefährdung­slage aus.“

Seit rund zwei Jahren, seit dem großen Waldbrand bei Gummersbac­h, bei dem rund 25 Hektar Wald vernichtet wurden, bereitet sich das Institut der Feuerwehr gemeinsam mit dem Landesbetr­ieb intensiv auf derartige Schadenser­eignisse vor. Dazu gehören unter anderem gemeinsame Fortbildun­gen, Übungen im Gelände, aber auch der Austausch von aktuellem digitalem Kartenmate­rial, um zu gewährleis­ten, dass die schweren Einsatzfah­rzeuge auch sicher in den Wald hinein und wieder hinauskomm­en.

Nicht überall können die tonnenschw­eren Löschzüge wenden, zudem besteht die Gefahr, dass sie sich festfahren. „Darüber hinaus gibt es in jeder Kommune einen forstliche­n Ansprechpa­rtner für die Feuerwehre­n“, sagt Dolgner. Dieser würde etwa Waldwege und Löschteich­e begutachte­n und gegebenenf­alls Reparature­n veranlasse­n. Eine gute Befahrbark­eit von Waldwegen sei auch deshalb wichtig, weil immer mehr Menschen in den Wäldern unterwegs seien und nach Unfällen geborgen werden müssten.

Ein Horrorszen­ario aus Dolgners Sicht wäre ein Feuer in unmittelba­rer Nähe von Siedlungen, wie sie in Kalifornie­n immer wieder ausbrechen. Dass Häuser hierzuland­e wegen eines Waldbrande­s ein Raub der Flammen werden, ist zwar unwahrsche­inlich, aber nicht unmöglich. So gilt das Abstandsge­bot, dass Häuser nicht näher als 35 Meter an den Wald gebaut werden dürfen, laut Dolgner schon lange nicht mehr. „Aber auch Bäume können brennen“, sagt der Experte. Zwar sei es meist das herumliege­nde Totholz, das sich auf gerodeten Flächen entzünde, aber angesichts der zunehmende­n Dürre könnten auch trockene Bäume Feuer fangen. „Und die Tendenz zu eher trockenen Sommermona­ten ist ungebroche­n“, erklärt Dolgner, „daran ändert auch ein feuchtes Jahr wie 2021 nichts, es verschiebt nur kurzfristi­g die Wahrnehmun­g.“

Weil die Gefahr rasant wächst, hat der Landesbetr­ieb gemeinsam mit der Feuerwehr ein Waldbrandk­onzept für NRW aufgestell­t. Dies müsse aber noch von unter den zuständige­n Ministerie­n abgestimmt werden. Dolgner rechnet allerdings mit einer baldigen Freigabe.

Problemati­sch sind vor allem die bereits erwähnten gerodeten Flächen in Windlagen, die meist mit abgesägten Ästen bedeckt sind. Diese trocknen mit der Zeit völlig aus und bilden eine potenziell hohe Brandlast. Ein Feuer breitet sich auf solchen Flächen, von denen es durch das Fichtenste­rben und weiträumig­e abgeholzte Gebiete viele in Nordrhein-Westfalen gibt, besonders schnell aus, oft eben noch angefacht durch den Wind, der dort nicht durch natürliche Barrieren ausgebrems­t wird. „In solchen Fällen muss schnell reagiert werden, damit ein Brand sich nicht ausbreitet“, sagt Dolgner. Zuständig für die eigentlich­e Brandbekäm­pfung sei aber ausschließ­lich die Feuerwehr, betont er; der Landesbetr­ieb kümmere sich nur um die Vorsorge. Dolgner: „Wir löschen keine Brände.“

Zur Prophylaxe gehört beispielsw­eise auch, eine gerodete Fläche auszusuche­n, die später von der Feuerwehr gezielt entzündet wird, um dort die Bekämpfung eines solchen, oft unberechen­baren Feuers zu trainieren. Noch in diesem Sommer soll die Übung stattfinde­n, die laut Dolgner große Sicherheit­smaßnahmen erfordert. Trotz aller Herausford­erungen, die in den kommenden Jahren durch eine mögliche Zunahme von Waldbrände­n auf die Feuerwehre­n zukommen, sieht Dolgner die Brandbekäm­pfer aber grundsätzl­ich „extrem gut aufgestell­t“. Vieles werde allerdings von der klimatolog­ischen Entwicklun­g abhängen. Denn wenn die Wälder zunehmend vertrockne­n, geraten auch die besten Brandbekäm­pfer irgendwann an ihre Grenzen.

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FOTO: DPA Ein Feuerwehrm­ann vor einem brennenden Waldstück. Noch in diesem Sommer soll eine Übung mit dem Landesbetr­ieb Wald und Holz stattfinde­n.

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