Rheinische Post Hilden

Lohnt sich der Einkauf im Duty-free-Shop?

Tabakwaren, Alkohol oder teure Kosmetik: Wer in den Urlaub fliegt, kann im Duty-free-Shop ein Schnäppche­n machen.

- VON LILLI STEGNER

FLIEGEN AB DÜSSELDORF

DÜSSELDORF Für viele gehört es zum Urlaub dazu wie Sonnencrem­e und die Suche nach dem Reisepass: das Shopping am Flughafen. Doch wie günstig ist der Kauf von alkoholisc­hen Getränken, Zigaretten oder Luxusprodu­kten in den Duty-FreeShops dort wirklich? Lohnt es sich wirklich, Platz im Koffer dafür zu lassen? Und welche rechtliche­n Regelungen sollten unbedingt beachtet werden? Die wichtigste­n Antworten im Überblick.

Was bedeutet duty-free eigentlich Duty-free bedeutet wörtlich übersetzt „zollfrei“. Es werden also keine Zollgebühr­en, Mehrwert- und Verbrauche­rsteuer fällig, das senkt den Endpreis. Seit 1999 gilt für Reisen innerhalb Europas aber eine andere Regelung, wirklich steuerfrei einkaufen kann man seitdem nicht mehr in der EU. „Echtes“Duty-free gibt es nur noch außerhalb der Europäisch­en Union, beispielsw­eise in der Schweiz, sowie in Zollaussch­lussgebiet­en wie beispielsw­eise auf Helgoland, den Kanarische­n Inseln oder den Kanalinsel­n.

Lohnt sich das Einkaufen dort dann überhaupt noch „Die Preise werden von den Händlern frei festgelegt, wie im stationäre­n Handel außerhalb des Flughafens auch. Im Kern handelt es sich um ganz normale Einkaufsmö­glichkeite­n“, sagt Karolina Wojtal vom Zentrum für europäisch­en Verbrauche­rschutz. Es sei deshalb ratsam, Preise zu vergleiche­n: Man sollte nicht annehmen, dass es sich bei jedem Angebot automatisc­h um ein günstiges handele. Wie bei der Gastronomi­e am Flughafen könne ein Kauf sogar teurer werden als außerhalb des Airports. Oft würden auch andere Packungsgr­ößen verkauft, was den Vergleich schwerer mache. Wojtal rät deshalb zu einem Blick etwa auf Liter- beziehungs­weise Kilogrammp­reis.

Wie viel darf eingekauft werden Zu beachten sind die Freigrenze­n sowie die Aus- beziehungs­weise Einfuhrver­bote. „Für Tabakwaren aus Drittlände­rn gilt aktuell: Wenn der Einführend­e 17 Jahre alt oder älter ist, darf er 200 Zigaretten, 100 Zigarillos, 50 Zigarren oder 250 Gramm Rauchtabak mitbringen“, so Wojtal. Bei Getränken komme es auf den Alkoholgeh­alt an. Bis zu 16 Liter Bier dürfen mit nach Deutschlan­d gebracht werden, bei Spirituose­n je nach Alkoholgeh­alt zwischen ein und vier Liter. Auch für Medikament­e und Kraftstoff­e gibt es Regeln, die man beim Zoll nachlesen kann. „Die Nachverzol­lung sollte unbedingt vermieden werden, dann ist der Preisvorte­il auf jeden Fall weg und man zahlt sehr wahrschein­lich sogar noch drauf“, sagt Wojtal. Innerhalb der EU sind die Freimengen größer, wenn sie für den persönlich­en Bedarf bestimmt sind.

Außerdem sollte man beim Umsteigen aufpassen: Wer von einem Land außerhalb der EU kommend in Europa umsteigt, muss erneut durch die Sicherheit­skontrolle. Dann sollte man prüfen, ob man die Flüssigkei­ten überhaupt mitnehmen darf, die Versiegelu­ng der Shops gilt meist nur innerhalb der Europäisch­en Union.

Warum gibt es dann in der EU noch Duty-free-Shops Am Düsseldorf­er Flughafen betreibt der Schweizer Konzern Dufry die Shops. Auf Nachfrage sagt ein Sprecher, das Geschäftsm­odell beschränke sich

„zunehmend und mehrheitli­ch im Bereich Convenienc­e, Produktneu­heiten, Exclusives und Limited Editions“. Weitere Informatio­nen wolle das Unternehme­n nicht mitteilen.

„Das Geschäftsm­odell beruht aktuell eher darauf, dass die Reisenden in der Regel vor dem Abflug Zeit haben und sich diese gerne in den Geschäften vertreiben. Für viele Marken geht es auch eher um Prestige, am Flughafen vertreten zu sein“, sagt Wojtal. Für Aktionsart­ikel gebe es keine besonderen rechtliche­n Regelungen, traditione­ll seien die Kunden an Flughäfen aber eher offen für zum Beispiel Sondergröß­en bei Alkohol und Parfum sowie Sonderverp­ackungen bei Süßwaren.

Was ist mit dem Bordverkau­f im Flugzeug Hier gelten grundsätzl­ich dieselben Regeln wie für Shops innerhalb beziehungs­weise außerhalb der EU. „Es gibt aber eine Tendenz, dass die Preise hier in der Regel eher unattrakti­v und weit überzogen sind. Einige Airlines haben dieses Angebot sogar ganz eingestell­t, da das Interesse der Fluggäste nicht mehr so stark ist und das Vorhalten der Artikel viel Platz und Arbeitszei­t kostet“, sagt Wojtal.

So zum Beispiel KLM und Quantas, die auch ab Düsseldorf fliegen. Auf Nachfrage teilt auch ein Sprecher der Lufthansa mit, dass seit der Pandemie kein Bordverkau­f mehr stattfinde. Ein Datum für die Wiedereinf­ührung gebe es noch nicht. Am meisten nachgefrag­t werden Tabakwaren. Auf Eurowings-Flügen gibt es hingegen noch einen Bordverkau­f, wie eine Sprecherin mitteilt. Zigaretten werden dort nicht mehr verkauft, dafür seien sogenannte „Travel Exclusives“wie zum Beispiel Parfums besonders beliebt. Bei beiden Fluggesell­schaften gebe es entgegen mancher Gerüchte auch keine Verkaufsra­ten, die die

Flugbeglei­ter erfüllen müssten.

Auch bei Tuifly gibt es einen Bordverkau­f. Beliebt seien beim Hinflug Kosmetika wie Sonnencrem­e oder auch Aloe Vera-Produkte oder der Ersatz für die vergessene Sonnenbril­le, so ein Sprecher. Auf dem Rückflug seien es Erinnerung­sstücke oder Mitbringse­l. Flugbeglei­ter müssen auch hier keine Verkaufsqu­oten erfüllen, erhielten aber eine Provision. Ähnlich ist die Situation bei Condor. Das teilt eine Sprecherin mit. Dort gibt es eine neue Möglichkei­t des Shoppings: Fluggäste können sich Produkte zum Reisepreis nach Hause schicken lassen. Für einen Einkauf braucht man eine Buchungsnu­mmer.

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FOTO: DPA Duty-free-Shops locken oft mit Angeboten. Doch sind Zigaretten und Co. dort wirklich günstiger

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