Rheinische Post Hilden

Romantik à trois

Drei brillante Instrument­alisten bewiesen beim Schumannfe­st in der Tonhalle zunehmend musikalisc­he Harmonie und verdienten sich großen Beifall.

- VON ARMIN KAUMANNS

DÜSSELDORF Sind die jetzt ein richtiges Trio, diese drei in der Klassiksze­ne ziemlich angesagten Musiker? Reicht die Erfahrung, die etwa die Geigerin Alina Ibragimova als gefragte Solistin und herausrage­nde Primaria im famosen Chiaroscur­oQuartett gesammelt hat, um mit so einem ebenfalls auf den Solistenpo­dien und Kammermusi­kfestivals heimischen, aber ziemlich extroverti­erten Cello-Star wie Steven Isserlis mehr als nur routiniert zusammenzu­spielen? Und wie passt der Pianist Dénes Várjon in diese Konstellat­ion, zweifellos einer der erfahrenst­en Kammermusi­ker unserer Tage, der mit beiden Streichern schon gearbeitet hat? Der ins Schumannfe­st integriert­e Abend in der Tonhalle gibt insofern Aufschluss, als er zeigt: Es geht, alle haben Spaß, Zukunft nicht ausgeschlo­ssen.

Schumanns „Fantasiest­ücke“sind das erste, was der mit Düsseldorf in Freud und Leid verbundene Komponist für Klaviertri­o geschriebe­n hat. Vier hübsche, merkwürdig unverbunde­ne Stücke purer Romantik, in deren drittem Satz, dem „Duett“, Isserlis und Ibragimova einander die schier endlose lyrische Melodie immer wieder übergeben. Sie machen das gefühlvoll, der eine singt mit dem anderen, auch wenn er Pause hat. Zuvor in der „Humoreske“spielten die Streicher den Pianisten auf seinem originalen Flügel von 1836 noch derart an die Wand, dass man fürs Trio schwarzseh­en musste. Das legt sich im Laufe des Abends, der aus dem originalen, obertonrei­chen, aber wenig tragenden Klang des wunderbare­n Tasteninst­ruments aus Gent zunehmend apartere kreative Funken schlägt.

Das d-Moll-Klaviertri­o, das erste von zweien, ist da schon eine andere Nummer. Es steht am Ende des Programms, zeigt Leidenscha­ft und Originalit­ät, technische Höchstschw­ierigkeite­n und Schumann‘sche Melodiense­ligkeit. Irgendwie scheint der genaue, detailvers­essene, dabei schlanke und zärtlich einfühlsam­e Musizierst­il der Ibragimova die Überhand gewonnen zu haben, Isserlis pflegt auch hier noch seinen großen, runden Ton, muss aber nicht mehr so viel seine weiße Mähne schütteln und die Augen zum Firmament verdrehen vor Verzückung. Es wehen Sphärenklä­nge durch den Kopfsatz, der langsame Satz hat wunderbare Pianissimi, getragen von einem Gleichklan­g der Empfindung. Das Finale beschleuni­gt ins Rasante.

So brandet begeistert­er Beifall aus dem schwach besetzten Saal, der zwischen den Schumann-Trios die D-Dur-Cellosonat­e von Mendelssoh­n (Isserlis schlug äußerst sportliche Tempi an) und die bizarre F.A.E.Violinsona­te erlebte. Várjon findet meisterlic­h seine Rolle als gleichbere­chtigter Partner großer, ernsthafte­r Solisten.

 ?? FOTO: SUSANNE DIESNER/TONHALLE ?? Steven Isserlis am Cello, Geigerin Alina Ibragimova und am Piano aus dem Jahr 1836 Dénes Várjon.
FOTO: SUSANNE DIESNER/TONHALLE Steven Isserlis am Cello, Geigerin Alina Ibragimova und am Piano aus dem Jahr 1836 Dénes Várjon.

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