Kanuten blicken auf 50 erfolgreiche Jahre
1972 heben rund 40 Gründungsmitglieder den Kanu-Club Hilden aus der Taufe. Jetzt feiern die Generationen am Elbsee Jubiläum.
HILDEN Vor 50 Jahren gründeten rund 40 begeisterte Wassersportler den Kanu-Club Hilden. Seither spielt der Familienverein eine wichtige Rolle in der Itterstadt. In seinen Anfängen zählte der Klub rund 80 Mitglieder, 1976 waren es schon 260 und in den 80er Jahren wuchs die Zahl bis auf 450 an – so viele hat der ambitionierte Verein auch heute noch. Und die große Kanu-Familine hält nach wie vor zusammen. Entsprechend groß war der Auflauf bei der Jubiläumsfeier im Wassersportzentrum am Elbsee. Jung und Alt, Groß und Klein trafen sich mit Politprominenz, um am Samstag bei herrlichem Sonnenschein den runden Geburtstag zu feiern. Dazu konnten interessierte Besucher ihre ersten Paddelschläge auf dem Waser machen, um am Kanu-Sport zu schnuppern – und vielleicht ihre neue Liebe zu entdecken.
Für die engagierte Vorsitzende Jutta Eichhorn und ihre vielen ehrenamtlichen Mitstreiter im KCH war es ein Großkampftag, den sie aber alle mit viel Freude meisterten, denn der Rückblick auf die vergangenen 50 Jahre machte Lust auf mehr. So konstatierte Hildens Bürgermeiser Claus Pommer: „Es ist ein tolles Zeichen, dass sich so viele Menschen heute hier versammelt haben auf
„Es ist wie nach Hause zu Freunden zu kommen – ich bin hier einfach die Claudia“Claudia Schlottmann
CDU-Landtagsabgeordnete
diesem wunderbaren Stück Erde am Elbsee, dass sich gefühlt auf Hildener Stadtgebiet befindet.“Der KCH ist nämlich ein buntes Element in der Vereinslandschaft der Itterstadt, befindet sich aber, wie das gesamte Wassersportzentrum, auf Düsseldorfer Grund. Eine einzigartige Kombination, die von Erfolg gekrönt ist. „Auch für die nächsten Jahre ist viel möglich. Das Klubleben funktioniert, die Mitgliederzahl hat sich gesteigert“, betonte Pommer. Mit seiner Begeisterung für die Wassersportler reiht er sich in die Riege bekannter Vorgänger im Amt ein. Ellen Wiederhold war ebenso Ehrenmitglied wie es aktuell Alt-Bürgermeister Günter Scheib ist.
Für Claudia Schlottmann ist es sogar ein Stück Heimat. „Es ist wie nach Hause zu Freunden zu kommen – ich bin hier einfach die Claudia. Es ist immer familiär und der Verein leistet eine fantastische Jugendarbeit“, sagte die CDU-Landtagsabgeordnete. Auch Ulrich Schneider fühlt sich im KCH offensichtlich wohl. „Seit 2013 sind wir Hauptsponsor und haben das nie bereut“, erklärte der Geschäftsführer der Stadtwerke Hilden und führte aus: „Es ist mehr eine Ehre als eine Verpflichtung, eher eine Kooperation, denn die Sportler geben uns sehr viel zurück. Sie haben immer eine Menge Preise geholt, außer in den Corona-Jahren – aber da gab es ja auch keine Wettkämpfe.“Zugleich hob Schneider hervor: „Wir hoffen, dass die Kanuten weiterhin so erfolgreich sind, der Verein macht aber auch eine tolle Breitensportarbeit – auch deshalb sind wir gerne dabei.“
Wie erfolgreich die Kanuten in den vergangenen 50 Jahren waren, zeigt auch ein Blick auf die fünf Ehrengäste, die Vorsitzende Jutta Eichhorn auf einer kleinen Bühne präsentierte. Wie zum Beispiel Ulrike Deppe, vierfache Medaillengewinnerin bei der Weltmeisterschaft 1969 in Frankreich. Seinerzeit machte die erst 15-jährige gebürtige Lippstädterin zum ersten Mal international auf sich aufmerksam. Ein sportlicher Höhepunkt war für sie 1972 die Teilnahme bei der Olympiade in München, als der Kanu-Sport erstmals nach 20 Jahren wieder zum olympischen Programm gehörte. 1970 erhielt Deppe das silberne Lorbeerblatt der Bundesrepublik Deutschland als Auszeichnung für ihre sportlichen Leistungen. Im KCH hinterließ sie Spuren als Trainerin, denn von 1976 bis 1983 führte sie gemeinsam mit den Übungsleitern des Vereins regelmäßig Sichtungen in Hilden durch, um junge talentierte Sportler zu nationalen und internationalen Erfolgen zu führen.
Thomas Becker, 1968 in Hilden geboren, verschlug es zunächst zu einem Verein in seiner Wohnstadt Solingen. Mit acht Jahren stieg er das erste Mal in ein Kanu, 1980 schloss er sich dann für zwei Jahre dem KCH an. „Diese Zeit möchte ich nicht missen. Wir hatten dort eine super Mannschaft und sind mit dem Team Deutscher Meister geworden“, berichtete er mit leuchtenden Augen. Denn am Menzelsee, dem früheren Vereinsgelände des Kanu-Clubs, verfeinerte er seine Slalom-Technik und lernte zudem an den Wochenenden , sich im Wildwasser zu behaupten. Später wechselte Becker
„Sydney war toll, die Rennen waren toll und wir hatten für Deutschland ein gutes Team“Sandra Glaschke
zum WSC Bayer Dormagen. Drei Gold- und zwei Silbermedaillen bei Europameisterschaften, einmal Einzel-Gold sowie dreimal Team-Gold bei sechs Weltmeisterschaftsteilnahmen und als Höhepunkte die Olympia-Teilnahmen in Barcelona (Spanien) und Atlanta (USA) – hier holte er Bronze – zählen zu den herausragenden Erfolgen seiner Karriere. Schon seit vielen Jahre bietet der Olympionike, der heute Mathematik, Sport und Technik an einer Gesamtschule in Dormagen unterrichtet, auf der Wupper familienfreundliche Kanutouren für Jedermann an.
Zu den Ausnahmetalenten im Kanu-Sport zählte auch Sandra Glaschke, besser bekannt unter ihrem Mädchennamen Sandra Berger. 1977 trat sie in den KC Hilden ein und ist dem Klub bis heute treu
Gold bei den World Master Games geblieben. In der Jugend glänzte sie im Kajak-Einer bei der Weltmeisterschaft 1986 in Österreich mit einer Silbermedaille im Teamwettbewerb. Zwei Jahre später bejubelte Glaschke ebenfalls im Kajak-Einer Gold bei der Junioren-WM in Spanien. National trumpfte die Hildenerin zwischen 1981 und 1993 bei Deutschen Meisterschaften mit neunmal Gold, viermal Silber und dreimal Bronze auf.
Doch auch im fortgeschrittenen Alter präsentierte sich die Kanutin topfit. Bei den World Master Games, der Olympiade für Senioren, erreichte sie im Kajak-Einer den dritten Platz und im Teamwettbewerb feierte Glaschke die Goldmedaille. Die Erinnerungen sind noch lebendig. „Sydney war toll, die Rennen waren toll und wir hatten für Deutschland ein gutes Team. Es ist ein tolles Land – da möchte ich nochmal hin“, erzählte sie strahlend.
Mit Mira Faber, die als Aktive unter ihrem Mädchennamen Mira
Louen unterwegs war, hatte der KC Hilden später ein weiteres Ausnahmetalent in seinen Reihen. 1985 trat Faber in den Verein ein, den sie später auch als Trainerin prägte. Die Diplom-Sportwissenschaftlerin beendete ihre aktive Karriere 2013 im Einer-Canadier standesgemäß mit der Bronzemedaille im Team-Wettbewerb der Weltmeisterschaft in Prag. Im Einzelrennen schaffte sie mit Rang vier einen starken Abschied – es war ihre beste Platzierung auf WM-Ebene. Danach startete sie als U23-Bundestrainerin des Deutschen Kanu-Verbandes in Augsburg in einen neuen Lebensabschnitt – und ist inzwischen Mutter von drei Kindern. Ob die später auch mal erfolgreich paddeln? „Abwarten, bislang zeigen sie noch kein Interesse“, sagt Faber lachend.
Ihre Beliebtheit im Klub ist ungebrochen. Wohl auch, weil sie in ihrer langen Karriere stets Bodenhaftung behielt, musste sie doch viele verletzungsbedingte Rückschläge verkraften. Dabei holte sie unter anderem Einzel-Gold im Kajak-Einer bei der U 23-Europameisterschaft 2005 in Krakau (Polen) und Team-Gold im Kajak-Einer bei der U 23-EM in Nottingham (Großbritannien). 2012 feierte Faber den Gewinn der Europameisterschaft im Canadier-Einer, 2011 den EM-Vizetitel sowie Bronze bei der Team-Weltmeisterschaft. Die neue Aufgabe im Bundesleistungszentrum in Augsburg erfüllt sie nicht minder, gleichwohl stellt sie lächelnd fest: „Zurück zu kommen ist auch immer wieder schön.“
Zu Fabers Zöglingen zählte Sören Loos, der seit 2006 Mitglied im KC Hilden ist und seit einigen Jahren ebenfalls in Augsburg lebt. Zu seinen sportlichen Höhepunkten gehörte 2013 die Bronzemedaille bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Frankreich im Zweier-Canadier-Teamwettbewerb. 2015 folgte in Polen Silber bei der U 23-Europameisterschaft im Canadier-Einer. Inzwischen absolvierte Loos die C-Übungsleiter-Lizenz, um heute als Trainer den KC Hilden zu unterstützen. Im Rückblick sagt der 25-Jährige: „Wenn man einmal in einer Sache gut war, dann kann man das auch gut auf neue Herausforderungen anwenden.“Derweil betont Ulrike Deppe (68): „Ich habe im Sport gelernt, mit Misserfolgen umgehen zu können. Das versteht man aber erst Jahre später.“