Neue Chefs am Flughafen Düsseldorf
Mitten in der Krise um Wartezeiten bei Gepäckausgabe und Abfertigung entscheidet sich der Aufsichtsrat für eine neue Führung. Das neue Duo hat viel zu tun – der Schuldenberg ist nach zwei Jahren der Corona-Krise riesig.
DÜSSELDORF Der Flughafen der Landeshauptstadt bekommt mitten in der Krise um schlechte Gepäckabfertigung und lange Wartezeiten eine neue Führung. Neuer Chef der Geschäftsführung wird im Januar Lars Redeligx, aktuell Chief Commercial Officer beim Bahnfrachtunternehmen Lineas in Brüssel. Davor arbeitete der 52-Jährige 15 Jahre im Lufthansa-Konzern, wo er zuletzt die Catering-Tochter LSG Europa leitete. Der Ökonom und leidenschaftliche Kitesurfer sagt über sich im Karrierenetzwerk Linkedin: „Ich bin begeistert davon, Wechsel und Innovationen voranzubringen und bessere Lösungen für Kunden zu finden.“
Neuer Geschäftsführer wird zudem Pradeep Pinakatt, der beim Flughafen seit 2017 die Tochterfirma für Bodendienste leitet. Der 42-Jährige arbeitete davor zehn Jahre bei Avialliance, einem Unternehmen, das an einer Reihe an Airports beteiligt ist. Die Hälfte des Flughafens Düsseldorf gehört einer Investorengruppe rund um Avialliance, die andere Hälfte der Stadt Düsseldorf.
Mit der Entscheidung hat der Aufsichtsrat knapp vermieden, dass eines der wichtigsten Unternehmen der Region führungslos geworden wäre. Lange hatte festgestanden, dass Vorstandschef Thomas Schnalke (59) sein Amt Ende des Jahres aufgeben würde. Dann musste der Aufsichtsrat Ende 2021 zur Kenntnis nehmen, dass der vielversprechende Manager Thilo Schmid vom Flughafen Köln-Bonn als Chef abgeworben worden war. Schließlich scheiterten auch Gespräche mit Finanz-Geschäftsführer Lars Mosdorf darüber, ob er den Posten als Flughafenchef übernehmen könnte. Der 42-Jährige verkündete im Januar, er wolle Ende 2022 gehen – die zweiköpfige Führung ist dann also weg.
Dem neuen Duo an der Spitze steht ein harter Job bevor, obwohl Schnalke und Mosdorf mit dem Abbau von rund 400 Stellen die Kosten bereits massiv gesenkt haben.
Der Schuldenberg ist bei nur knapp 2000 Beschäftigten auf gigantische 1,2 Milliarden Euro gestiegen, also mehr als 500.000 Euro pro Kopf. Alleine im vergangenen Jahr stiegen die Schulden um fast 100 Millionen
Euro, weil wegen der CoronaKrise nur noch rote Zahlen geschrieben wurden. Aufsichtsratschef Rolf Tups hofft trotzdem, dass der Airport schon nächstes Jahr wieder so stabil dasteht, dass er „kapitalmarktfähig“ist. Damit ist gemeint, dass der Flughafen sich wieder Geld von den Banken leihen kann. In den vergangenen zwei Jahren konnte der Untergang nur verhindert werden, weil das Land über die NRW-Bank einen Sanierungskredit in Höhe von 250 Millionen Euro bereitstellte.
Gleichzeitig steht der Airport massiv unter Druck – der Service muss besser werden. Bei den Sicherheitskontrollen müssen Passagiere häufig weit länger als eine Stunde warten, weil die von der Bundespolizei beauftragte Firma DSW zu wenig Personal für die Kontrollen angeheuert hat. Auch am Mittwochnachmittag hatten sich erneut lange Schlangen vor den Kontrollstellen gebildet. Der scheidende Flughafen-Chef Thomas Schnalke schlug immer wieder vor, die Sicherheitsfirma DSW direkt zu steuern, ist aber bisher damit gescheitert. Sein Nachfolger Redeligx steht nun vor der Aufgabe, einen besseren Weg zu finden, um die Lage zu verbessern – noch am Mittwoch demonstrierten Verdi-Mitglieder am Flughafen gegen die zu hohe Arbeitsbelastung bei den Kontrollen der Passagiere. Sie fordern, dass eine staatliche Firma oder ein Gemeinschaftsunternehmen von Staat und Flughafen die Kontrollen übernimmt. Schnalke hielt davon bisher nichts, wohl auch weil das teuer für den Airport werden könnte.
Für das Ausladen von Gepäck, das oft zu langsam vonstattengeht, sind Dienstleistungsfirmen zuständig, die von den Fluglinien beauftragt werden. Aber der künftige Co-Geschäftsführer Pinakatt war mit dafür verantwortlich, dass der Flughafen letztlich keine Gepäckabfertigung mehr anbietet. Jetzt, da Kunden oft stundenlang auf ihre Koffer warten, will der Flughafen mit eigenen Teams beim Ausladen helfen. München macht es anders: Dort kümmert sich die Tochterfirma für Bodendienste auch um das Gepäck.