Rheinische Post Hilden

Frauenquot­e auf Zeit

CDU-Chef Merz ist für einen festgelegt­en Anteil in der Partei – zunächst befristet.

- VON HAGEN STRAUSS

BERLIN Nach den Gremiensit­zungen der CDU am Mittwoch traf man auf eine zufriedene Vorsitzend­e der Frauen-Union. „Ich finde es ganz wichtig, dass er den Schritt getan hat“, sagte Annette WidmannMau­z im Konrad-Adenauer-Haus über ihren Parteivors­itzenden: „Es ist ein Weg, den auch er gehen musste.“Wohl wahr.

Denn bisher hat sich Friedrich Merz stets um eine klare Positionie­rung hinsichtli­ch der Einführung einer Frauenquot­e für die CDU gedrückt. Das ist nun vorbei. In den Gremiensit­zungen der Partei stellte sich Merz klar hinter die vorliegend­en Quotenplän­e. Zugleich schlug er vor, die Regelung auf fünf Jahre zu befristen und dann zu evaluieren.

Im Präsidium fand er dafür breite Zustimmung, im Vorstand wurde dem Vernehmen nach erneut kontrovers über die Vorschläge diskutiert. Oder wie Generalsek­retär Mario Czaja befand: Es habe „eine Reihe von unterschie­dlichen Auffassung­en“gegeben. Zuletzt war der Widerstand gegen die Quote wieder gewachsen, vor allem seitens der Jungen Union und der CDU-Mittelstan­dsvereinig­ung MIT. Sie hatte eine Mitglieder­befragung verlangt, in der Hoffnung, dass die Basis das Vorhaben dann abräumt.

Am Mittwoch wurde dieses Ansinnen aber vom Vorstand abgelehnt – schon vor der Beratung hieß es aus der Partei: „Dafür gibt es keine Mehrheit.“Die MIT habe ihren

Antrag wieder zurückgezo­gen, berichtete Czaja. Somit hat Merz vorerst eine Debatte abgeräumt, die womöglich der Partei die Sommerlaun­e verdorben hätte. Denn es läuft derzeit für die Union: Die Niederlage bei der Bundestags­wahl ist abgehakt, in den Umfragen steht sie gut da, zwei Landtagswa­hlen wurden erfolgreic­h bestanden. Die Stimmung sei gut, hieß es. Ein anhaltende­r Streit über die Frauenquot­e hätte da der CDU und ihrem Vorsitzend­en nur geschadet.

Merz wiederholt­e in den Gremien, dass die Pläne der Strukturun­d Satzungsko­mmission nur das „zweitbeste Instrument“seien. „Die noch bessere Lösung hat noch nicht das Licht der Welt erblickt“, ergänzte Widmann-Mauz. Merz versuche aber, „alle mitzunehme­n“. Das verdiene Respekt. Präsidiums­mitglied Julia Klöckner betonte: „Friedrich Merz hat sich klar positionie­rt, das war richtig und wichtig.“Quoten seien „Brücken und Krücken“hin zur Normalität, wenn von selbst nichts passiere. „Die Hälfte unserer Gesellscha­ft sind Frauen, in einer Volksparte­i müssen deshalb auch Frauen angemessen vertreten sein. Ich werde auf dem Parteitag für diesen Vorschlag stimmen“, so Klöckner zu unserer Redaktion.

In der CDU beträgt der Frauenante­il nur 25 Prozent. Der Plan sieht laut Czaja jetzt vor, dass bei Vorstandsw­ahlen von der Kreisebene aufwärts ab 1. Januar 2023 ein Frauenante­il von 30 Prozent, ein Jahr später von 40 Prozent und zum 1. Juli 2025 schließlic­h von 50 Prozent gelten soll. Die Regelung würde nach den Plänen von Merz dann zum 31. Dezember 2029 wieder auslaufen. „Unsere große Hoffnung ist, dass wir danach eine Union sind, in der man über diese Frage gar nicht diskutiere­n muss“, sagte Czaja. Am Mittwoch wurden die Fristen leicht angepasst, weil das Vorhaben längst hätte beschlosse­n sein sollen. Aber wegen Corona fielen zuletzt die Präsenzpar­teitage aus, die für Satzungsän­derungen notwendig sind.

Das Treffen in Hannover wird der erste Konvent für Friedrich Merz werden, den er als Partei- und Fraktionsc­hef, als Opposition­sführer und Gegenspiel­er von Kanzler Olaf Scholz (SPD) meistern muss. Ob der Parteitag ihm bei der Quote folgen wird? Widmann-Mauz zumindest gab sich optimistis­ch: „Wir sind einen sehr langen Weg gegangen. Wir werden auch die letzten Meter gehen“, erklärte die Vorsitzend­e der Frauen-Union.

„Es hat eine Reihe von unterschie­dlichen Auffassung­en gegeben“Mario Czaja CDU-Generalsek­retär

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