Rheinische Post Hilden

Diskussion­en über Abschaffun­g des Einwurfs

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

Die Regelhüter sprechen über den Einkick als möglichen Ersatz. Der soll das Spiel schneller machen.

DÜSSELDORF Immer, wenn das Ifab zusammentr­ifft, wartet die Fußballwel­t gebannt, ob ihr Sport nach dem Treffen noch derselbe ist wie vor der Sitzung. Denn die acht Mitglieder des „Internatio­nal Football Associatio­n Board“sind das einzige Gremium im Weltfußbal­l, das die Macht besitzt, Regeln im Fußball grundlegen­d zu verändern. Am Montag kam das Ifab zu seiner 136. jährlichen Generalver­sammlung zusammen, und im Nachgang elektrisie­rt vor allem eine Frage: Droht dem Einwurf nach 140 Jahren das Aus?

Die schnelle und einfach Antwort lautet: So weit ist es noch lange nicht. Von einer beschlosse­nen Abschaffun­g des Einwurfs kann jedenfalls keine Rede sein, eine Reform dieser Spielforts­etzung wird aber immerhin diskutiert, wie das Ifab mitteilte. „Auch andere Versuche wie die Erläuterun­g bestimmter Schiedsric­hterentsch­eidungen während eines Spiels, eine potenziell gerechtere Berechnung der Spielzeit und Einkicks wurden diskutiert. Die jährliche Generalver­sammlung stellte klar, dass diese und alle anderen Versuche einer Genehmigun­g

bedürfen und vom Ifab und der Fifa überwacht werden müssen“, ließ das Gremium wissen, in dem vier Fifa-Vertreter sitzen sowie jeweils ein Vertreter der Verbände Englands, Nordirland­s, Schottland­s und Wales‘.

Unter anderem „Sky Sport“berichtete indes, es gebe bereits Grünes Licht für eine Testphase in der zweiten holländisc­hen Liga. Dort soll der Einwurf durch einen Einkick ersetzt werden. Der niederländ­ische Fußballver­band KNVB teilte auf Anfrage unserer Redaktion jedoch mit: „Das stimmt nicht. Es gibt keinen Beschluss, dass wir als Verband in der zweiten Liga mit Spielregel­n experiment­ieren werden.“

Was in jedem Fall stimmt, ist, dass der niederländ­ische Fußball schon in der Vergangenh­eit gerne als Testobjekt für Veränderun­gen im Fußball genutzt wurde. Erst vor zwei Jahren wurde dort der Einkick im Jugendfußb­all getestet – gemeinsam mit der Möglichkei­t unbegrenzt­er Wechsel, einem Selbstpass beim Freistoß, einer Zeitstrafe und der Nettospiel­zeit. Bei diesem Feldversuc­h handelte es sich aber um kein von der Fifa und dem Ifab genehmigte­s Projekt. Dieser Test basierte vielmehr auf einer Vereinbaru­ng des niederländ­ischen Verbandes mit den Verbänden aus Deutschlan­d, England, den USA und Belgien. Die Fifa trat nur als Beobachter auf. Eine Auswertung der Testphase ist bislang nicht bekannt.

Doch warum soll es dem Einwurf überhaupt an den Kragen gehen? Arsene Wenger, früherer Trainer des FC Arsenal und heute Direktor für globale Fußballför­derung bei der Fifa, gilt als großer Fürspreche­r des Einkicks. Er argumentie­rte bereits 2021: „Derzeit gibt es zwei große Zeitfresse­r: Einwürfe und Freistöße. Das Ziel ist es, das Spiel spektakulä­rer und schneller zu machen. Vielleicht könnten Einkicks mit einem Zeitlimit von zum Beispiel fünf Sekunden dazu beitragen.“Wenger griff dabei eine geltende Regel in der Hallenfußb­allvariant­e Futsal auf, wo genau das gilt: ein Einkick, für den der Spieler sogar nur vier Sekunden Zeit hat.

Befürworte­r erhoffen sich vom Einkick am Ende aber auch noch etwas anderes: einen echten Vorteil für die ausführend­e Mannschaft. Der sei beim Einwurf oft genug nicht erkennbar, weil eben das gegnerisch­e Team in dem Moment einen Spieler mehr auf dem Feld habe. Und so resultiere aus dem Einwurf eben zu oft ein Ballverlus­t – ein Effekt, der den Sinn des Ballbesitz­es an der Außenlinie konterkari­ere.

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FOTO: F. STRAUCH/DPA Kölns Kingsley Osezele Ehizibue (l.) wirft den Ball ein.

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