Viele junge Familien verlassen Düsseldorf
Düsseldorf wächst – aber nicht an Kindern und Jugendlichen. Wie Familien in der Stadt wohnen und wann es sie wegzieht.
DÜSSELDORF Rund 60.000 Familien mit etwas mehr als 100.000 Kindern wohnen in Düsseldorf. Die amtliche Statistik erzählt viel darüber, wie sie leben – und wo es sie hinzieht. Die fünf wichtigsten Fakten:
Nach der Familiengründung verabschieden sich viele von Düsseldorf In den vergangenen Jahrzehnten ist Düsseldorfs Bevölkerung konstant gewachsen, erst in den beiden letzten Jahren gab es einen leichten Rückgang. Ein genauerer Blick zeigt aber gegensätzliche Trends in den Altersgruppen: Sein Wachstum verdankt Düsseldorf in erster Linie der Attraktivität für 18- bis 30-Jährige; deutlich mehr Menschen dieser Altersgruppe zieht es nach Düsseldorf als weg. In allen anderen Altersgruppen ist das Saldo hingegen negativ.
Besonders oft kehren offensichtlich junge Familien der Stadt den Rücken. Das zeigt eine detaillierte Auswertung der Zahlen aus dem Melderegister. Im Jahr 2016 hat die
Stadt einen ausführlichen Sozialbericht zur Lage der Familien veröffentlicht, der wegen der detaillierten Daten bis heute die beste Quelle für viele Sachfragen auf lokaler Ebene ist. Dort zeigt sich: Die größten Wanderungsverluste bei der deutschen Bevölkerung gibt es in der Altersgruppe der Vorschulkinder sowie in der Altersgruppe der Mitte-30-Jährigen, in der sich die meisten neuen Eltern befinden.
Offenbar treffen hier viele Menschen die Entscheidung, die Stadt zu verlassen. Ein Zusammenhang mit den hohen Wohnpreisen, die dem Wunsch nach mehr Platz oder Eigentum
entgegenstehen, liegt nahe, auch wenn das aus diesen Daten nicht direkt zu lesen ist. Die massiv steigenden Preise dürften den Trend verstärken.
Bei den Düsseldorfern ohne deutschen Pass bestätigt sich dieser Trend nicht. Hier ist – laut Familienbericht – das Saldo bei den Kindern und Jugendlichen positiv. Beide Trends sind langfristig zu beobachten. Deutsche Familien ziehen seit mindestens dem Jahr 2001 per Saldo fort, während für ausländische Familien seit 2001 ein positiver Saldo festzustellen ist.
Die Familien zieht es ins Umland Weitere Daten aus der Meldestatistik weisen ebenfalls darauf hin, dass viele junge Familien zwar die Stadt, nicht aber die Region verlassen wollen: Bereits seit den 1970er-Jahren zeigt sich ein Trend zur „Suburbanisierung“des Kreises Mettmann. Viele Düsseldorfer Familien finden dort ihre neue Heimat, was sich inzwischen auch am dort heißgelaufenen Markt zeigt. Im Jahr 2021 war bei rund jedem vierten Wegzug eines Düsseldorfers mit deutschem Pass der Kreis Mettmann das Ziel, 39 Prozent zogen in andere Kommunen in NRW. Auch hier gibt es Unterschiede
zur nichtdeutschen Bevölkerung. Hier war nur in 11 Prozent der Wegzüge der Kreis Mettmann das Ziel, deutlich häufiger war die neue Meldeadresse im Ausland oder Unbekannt.
Die meisten Familien wohnen in Mehrfamilienhäusern Die Daten zum Wohnraum werden derzeit mit dem Zensus aktualisiert, die jüngsten vorliegenden stammen aus dem Jahr 2011. Einige Kernergebnisse dürften aber bleiben: 18,1 Prozent der Düsseldorfer Familien wohnen demnach in einem Einfamilienhaus; diese Wohnform wird damit – wenig überraschend – überdurchschnittlich von Familien geschätzt. Mehr als zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen in Düsseldorf wachsen allerdings in Mehrfamilienhäusern auf, darunter 34,3 Prozent in Gebäuden mit sieben bis zwölf Wohneinheiten, 22,5 mit drei bis sechs Wohnungen und 13,4 in Gebäuden mit mehr als 13 Wohneinheiten.
Viele Familien zieht es an den Stadtrand Düsseldorf ist Single-Metropole, in mehr als der Hälfte der Haushalte lebt eine Person. Ein Kind unter 18 Jahren gibt es in rund jedem sechsten Haushalt. Die Verteilung
ist zwischen den Stadtteilen aber unterschiedlich: In Hubbelraht, Wittlaer, Lichenbroich oder Himmelgeist machen die Familien mehr als 25 Prozent der Haushalte aus, am anderen Ende der Skala in Altstadt, Carlstadt, Friedrichstadt und Stadtmitte findet sich in weniger als jedem zehnten Haushalt ein Kind. Allgemein lässt sich sagen, dass Familien in den dörflicheren Randlagen überdurchschnittlich vertreten sind. Bei den Alleinerziehenden – die etwas mehr als 20 Prozent der Familien ausmachen – ergibt sich ein anderes Bild. Sie finden sich häufiger als Familien insgesamt in innerstädtischen Lagen.