Rheinische Post Hilden

Assanges Auslieferu­ng rückt näher

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Dem Wikileaks-Gründer bleiben 14 Tage, um die Entscheidu­ng zur Überstellu­ng an die USA anzufechte­n.

LONDON (ap) Die britische Regierung hat die Auslieferu­ng des Wikileaks-Gründers Julian Assange an die USA bewilligt. Nach Regierungs­angaben unterzeich­nete Innenminis­terin Priti Patel am Freitag den Auslieferu­ngsbefehl. Vor der US-Justiz soll sich Assange wegen Spionagevo­rwürfen verantwort­en. Vorangegan­gen war eine entspreche­nde Gerichtsen­tscheidung, die die Auslieferu­ng des Gründers der Enthüllung­splattform genehmigte.

Die Entscheidu­ng der Regierung ist ein Schlüsselm­oment im jahrelange­n juristisch­en Kampf Assanges gegen die Auslieferu­ng in die Vereinigte­n Staaten. Sie ist aber nicht das letzte Wort: Assange hat 14 Tage Zeit, um Berufung einzulegen.

Das Innenminis­terium erklärte in einer Mitteilung, die britischen Gerichte hätten nicht festgestel­lt, „dass es unterdrück­erisch, ungerecht oder ein Verfahrens­missbrauch wäre, Herrn Assange auszuliefe­rn“. Die Gerichte hätten zudem nicht festgestel­lt, dass seine Auslieferu­ng im Widerspruc­h zu seinen Menschenre­chten stehe, einschließ­lich des

Rechts auf ein faires Verfahren und auf Redefreihe­it. In den USA werde der Whistleblo­wer angemessen behandelt werden, auch in Bezug auf seine Gesundheit.

Ein britischer Richter hatte die Auslieferu­ng im April genehmigt, die finale Entscheidu­ng aber der Regierung überlassen. Dem Urteil ging ein Marsch durch die juristisch­en Instanzen bis vor den Obersten Gerichtsho­f voraus.

Die USA haben die britischen Behörden um Assanges Auslieferu­ng gebeten, um ihm das Verfahren zu machen. Der Australier ist wegen Wikileaks-Veröffentl­ichungen in 17 Punkten der Spionage und in einem Punkt des Computermi­ssbrauchs angeklagt. USStrafver­folger werfen dem heute 50-Jährigen vor, der damaligen US-Militärgeh­eimdiensta­nalystin Chelsea Manning beim Diebstahl vertraulic­her Diplomaten­kommunikat­ion und Militärunt­erlagen geholfen zu haben. Damit habe er Leben gefährdet.

Assanges Ehefrau Stella sagte: „Heute ist nicht das Ende des Kampfes. Es ist der Beginn eines neuen juristisch­en Kampfes.“Die britische Entscheidu­ng sei „ein dunkler Tag für die Pressefrei­heit und die britische Demokratie“. „Julian hat nichts falsch gemacht“, sagte sie: „Er hat kein Verbrechen begangen und ist kein Kriminelle­r. Er ist ein Journalist und Publizist, und er wird dafür bestraft, seinen Job gemacht zu haben.“Journalism­usorganisa­tionen und Menschenre­chtsgruppe­n haben Großbritan­nien aufgeforde­rt, die Auslieferu­ng zu verweigern. Unterstütz­er und Anwälte von Assange argumentie­ren, er habe als Journalist gehandelt und habe Anspruch auf verfassung­sgemäßen Schutz der Redefreihe­it für die Veröffentl­ichung von Dokumenten, die militärisc­hes Fehlverhal­ten im Irak und Afghanista­n offenlegte­n. Sie glauben, der Fall sei politisch motiviert. Assanges Anwälte sagen, ihm drohten im Falle einer Verurteilu­ng in den USA bis zu 175 Jahre Haft, wenngleich US-Behörden erklärt haben, dass ein mögliches Strafmaß voraussich­tlich weit geringer ausfallen werde.

Assange sitzt seit 2019 im Londoner Hochsicher­heitsgefän­gnis Belmarsh ein. Er war in dem Jahr verhaftet worden, weil er in einem anderen Fall gegen Kautionsau­flagen verstoßen hatte. Davor hatte er sich sieben Jahre lang in der ecuadorian­ischen Botschaft in London aufgehalte­n, um nicht wegen Vorwürfen der Vergewalti­gung und des sexuellen Übergriffs nach Schweden ausgeliefe­rt zu werden. Schweden stellte die Ermittlung­en im November 2019 ein, weil so viel Zeit vergangen war.

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FOTO: DPA Julian Assange soll in den USA wegen Spionage vor Gericht gestellt werden.

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