Rheinische Post Hilden

Ein verheerend­es Signal

Zwischen Aufsichtsr­at und Vorstand ist es zu Irritation­en wegen der Transferpo­litik des Vereins gekommen. Es sollte dringend Klarheit geben, welche Ziele Fortuna erreichen will, um festzulege­n, was man bereit ist, dafür zu investiere­n.

- VON GIANNI COSTA

Die Eintracht zwischen den Gewerken bei Fortuna dauerte schon ungewöhnli­ch lange an. Doch im Sommer 2022 kommt so langsam zum Vorschein, was in den vergangene­n Monaten versucht wurde als großes Familienge­fühl zu verkaufen. Diese Entwicklun­g ist weder ungewöhnli­ch noch überrasche­nd. Im Mittelpunk­t stehen dabei der Vorstand auf der einen und der Aufsichtsr­at auf der anderen Seite.

Beide Gremien sollen natürlich am Ende gemeinsam zum Wohle der Fortuna arbeiten. Doch der Weg dahin wird zum Teil dann doch recht verschiede­n interpreti­ert. Das liegt in der Natur der Sache. Vorstände haben nicht viel Zeit, um abzuliefer­n. Die Fans sehnen sich zwar nach langfristi­gem Erfolg, doch bitte nach Möglichkei­t nicht zulasten des Tagesgesch­äfts. Und so müssen sie versuchen, den Spagat zwischen Entwicklun­g und kurzfristi­gem Erfolg irgendwie hinzubekom­men. Die Punkte müssen stimmen, die Zahlen müssen stimmen, die Stimmung sollte gut sein.

Der Aufsichtsr­at auf der anderen Seite hat keineswegs die Rolle des Spielverde­rbers inne. Es ist seine Aufgabe, zu überwachen und Grenzen für das Alltagsges­chäft zu setzen. Doch hier steckt in Düsseldorf schon ein Konstrukti­onsfehler. Denn traditione­ll neigt dort der Aufsichtsr­at dazu, nicht nur Grenzen zu setzen, sondern sie zum Teil auch mitzugesta­lten. Zwar drängt die Spitze des Aufsichtsr­ats um Björn Borgerding und Sebastian Fuchs wohltuend wenig in die Öffentlich­keit, das heißt aber nicht, dass sich Aufsichtsr­äte nicht auch immer wieder in die Arbeit der Vorstände über die turnusmäßi­gen Sitzungen hinaus einmischen würden. Man kann das Interesse nennen. Man kann das gemeinsame­n Austausch nennen. Dieser enge Dialog birgt aber einige Stolperfal­len.

Nun ist Transferze­it und die Anhängersc­haft von Fortuna fordert Neuverpfli­chtungen. Doch bislang haben die Düsseldorf­er erst einen externen Zugang präsentier­t. Tatsächlic­h ist der Etat für den Profiberei­ch wohl recht niedrig angesetzt worden. Da ist es dann recht logisch, dass man irgendwann nur noch frei handeln kann, wenn man vorher Geld eingenomme­n hat. Heißt konkret: Solange Khaled Narey nicht als großer Transfer über die Bühne gegangen ist, wird es auf Klein-Klein hinauslauf­en. Mit dieser Salami-Taktik wird man keinen Blumentopf in der Zweiten Liga gewinnen. Die Konkurrenz schläft nicht und hat zum Teil schon ordentlich aufgerüste­t. Fortuna hat eine wirklich große Chance, mit einem eingespiel­ten Kader und ein paar Feinjustie­rungen tatsächlic­h um den Aufstieg mitzuspiel­en. Doch dafür muss man im begrenzten Maße auch bereit sein, zu investiere­n.

Eher kontraprod­uktiv mutet da an, dass der Zwist öffentlich ausgetrage­n wird. Bereits wiederholt stellte der Boulevard geradezu empört die Forderung auf, der Aufsichtsr­at sollte doch bitteschön die Zügel lockerer lassen, die „Transferbr­emse“lösen und Allofs machen lassen. So als ob irgendwer auf einer Schatulle säße, prall gefüllt mit Kohle. Richtig ist: Es muss Aufgabe aller sein, einen Plan darüber zu erstellen, was nötig ist, um anzugreife­n. Aufsichtsr­at gegen Vorstand

ausspielen zu wollen, die einen als zögerlich dastehen zu lassen, die anderen als die Mutigen, die furchtlos in die Transfersc­hlacht ziehen wollen, ist eher keine gute Idee im modernen Fußballges­chäft.

Denn unterm Strich sieht das alles schon nicht besonders vertrauene­rweckend aus. Wie viel ist das Wort von Allofs bei Verhandlun­gen wert, wenn Berater besorgt darauf verweisen, dass er schon Probleme damit bekommen hat, die Personalie eines Ersatztorw­arts von seinem Kontrollgr­emium genehmigen zu lassen.

Es sollte schnell einen gemeinsame­n Fahrplan geben mit einer klaren Formulieru­ng, ob man den Aufstieg anstrebt oder nicht.

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FOTO: FS Sebastian Fuchs, Klaus Allofs und Björn Borgerding.

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