Ein verheerendes Signal
Zwischen Aufsichtsrat und Vorstand ist es zu Irritationen wegen der Transferpolitik des Vereins gekommen. Es sollte dringend Klarheit geben, welche Ziele Fortuna erreichen will, um festzulegen, was man bereit ist, dafür zu investieren.
Die Eintracht zwischen den Gewerken bei Fortuna dauerte schon ungewöhnlich lange an. Doch im Sommer 2022 kommt so langsam zum Vorschein, was in den vergangenen Monaten versucht wurde als großes Familiengefühl zu verkaufen. Diese Entwicklung ist weder ungewöhnlich noch überraschend. Im Mittelpunkt stehen dabei der Vorstand auf der einen und der Aufsichtsrat auf der anderen Seite.
Beide Gremien sollen natürlich am Ende gemeinsam zum Wohle der Fortuna arbeiten. Doch der Weg dahin wird zum Teil dann doch recht verschieden interpretiert. Das liegt in der Natur der Sache. Vorstände haben nicht viel Zeit, um abzuliefern. Die Fans sehnen sich zwar nach langfristigem Erfolg, doch bitte nach Möglichkeit nicht zulasten des Tagesgeschäfts. Und so müssen sie versuchen, den Spagat zwischen Entwicklung und kurzfristigem Erfolg irgendwie hinzubekommen. Die Punkte müssen stimmen, die Zahlen müssen stimmen, die Stimmung sollte gut sein.
Der Aufsichtsrat auf der anderen Seite hat keineswegs die Rolle des Spielverderbers inne. Es ist seine Aufgabe, zu überwachen und Grenzen für das Alltagsgeschäft zu setzen. Doch hier steckt in Düsseldorf schon ein Konstruktionsfehler. Denn traditionell neigt dort der Aufsichtsrat dazu, nicht nur Grenzen zu setzen, sondern sie zum Teil auch mitzugestalten. Zwar drängt die Spitze des Aufsichtsrats um Björn Borgerding und Sebastian Fuchs wohltuend wenig in die Öffentlichkeit, das heißt aber nicht, dass sich Aufsichtsräte nicht auch immer wieder in die Arbeit der Vorstände über die turnusmäßigen Sitzungen hinaus einmischen würden. Man kann das Interesse nennen. Man kann das gemeinsamen Austausch nennen. Dieser enge Dialog birgt aber einige Stolperfallen.
Nun ist Transferzeit und die Anhängerschaft von Fortuna fordert Neuverpflichtungen. Doch bislang haben die Düsseldorfer erst einen externen Zugang präsentiert. Tatsächlich ist der Etat für den Profibereich wohl recht niedrig angesetzt worden. Da ist es dann recht logisch, dass man irgendwann nur noch frei handeln kann, wenn man vorher Geld eingenommen hat. Heißt konkret: Solange Khaled Narey nicht als großer Transfer über die Bühne gegangen ist, wird es auf Klein-Klein hinauslaufen. Mit dieser Salami-Taktik wird man keinen Blumentopf in der Zweiten Liga gewinnen. Die Konkurrenz schläft nicht und hat zum Teil schon ordentlich aufgerüstet. Fortuna hat eine wirklich große Chance, mit einem eingespielten Kader und ein paar Feinjustierungen tatsächlich um den Aufstieg mitzuspielen. Doch dafür muss man im begrenzten Maße auch bereit sein, zu investieren.
Eher kontraproduktiv mutet da an, dass der Zwist öffentlich ausgetragen wird. Bereits wiederholt stellte der Boulevard geradezu empört die Forderung auf, der Aufsichtsrat sollte doch bitteschön die Zügel lockerer lassen, die „Transferbremse“lösen und Allofs machen lassen. So als ob irgendwer auf einer Schatulle säße, prall gefüllt mit Kohle. Richtig ist: Es muss Aufgabe aller sein, einen Plan darüber zu erstellen, was nötig ist, um anzugreifen. Aufsichtsrat gegen Vorstand
ausspielen zu wollen, die einen als zögerlich dastehen zu lassen, die anderen als die Mutigen, die furchtlos in die Transferschlacht ziehen wollen, ist eher keine gute Idee im modernen Fußballgeschäft.
Denn unterm Strich sieht das alles schon nicht besonders vertrauenerweckend aus. Wie viel ist das Wort von Allofs bei Verhandlungen wert, wenn Berater besorgt darauf verweisen, dass er schon Probleme damit bekommen hat, die Personalie eines Ersatztorwarts von seinem Kontrollgremium genehmigen zu lassen.
Es sollte schnell einen gemeinsamen Fahrplan geben mit einer klaren Formulierung, ob man den Aufstieg anstrebt oder nicht.