Münsteraner Bischof will Macht abgeben
Felix Genn schließt einen Rücktritt aus, kündigt aber Konsequenzen aus der Missbrauchsstudie an.
MÜNSTER (epd) Nach Veröffentlichung einer Studie über sexuellen Missbrauch im Bistum Münster hat Bischof Felix Genn Konsequenzen sowie Reformen angekündigt und Fehler eingeräumt. „Insbesondere war ich in den Anfangsjahren als Bischof von Münster bei manchen Auflagen, die ich Beschuldigten gemacht habe, zu milde und habe nicht hart genug durchgegriffen“, sagte Genn. In einzelnen Fällen seien die Auflagen zudem nicht hinreichend kontrolliert worden. Auch habe er Pfarreien zu spät oder ungenügend über Missbrauchstäter informiert, die bei ihnen als Priester eingesetzt worden seien.
Einen Rücktritt schloss Genn aus. Er glaube nicht, dass er sexuellen
Missbrauch vertuscht und die Interessen der Institution über die Sorge der Betroffenen gestellt habe.
Als nach außen hin sichtbares Zeichen der Veränderung wurde schon der Zugang zur Bischofsgruft im St.Paulus-Dom gesperrt. Dort liegen drei Amtsvorgänger Genns begraben. „Meine verstorbenen Amtsvorgänger Reinhard Lettmann, Heinrich Tenhumberg und Michael Keller haben im Umgang mit sexuellem Missbrauch schwere Fehler gemacht“, sagte Genn. Er werde die „Toten ruhen lassen, die Wahrheit muss aber ans Licht“. Wie dies genau erfolge, solle mit den Betroffenen abgesprochen werden.
Genn kündigte für sein Bistum auch strukturelle Konsequenzen an.
„Ich möchte Macht abgeben und zugleich meine Rolle schärfen“, sagte er: „Als Bischof bin ich Seelsorger und ‚Mitbruder‘, zugleich aber auch Vorgesetzter und Richter. Das empfinde ich als problematisch.“Er habe aus diesem Grund den Münsteraner Kirchenrechtler Klaus Lüdicke gebeten, die Einrichtung einer vorübergehenden kirchlichen Verwaltungsgerichtsbarkeit im Bistum Münster zu prüfen, solange es noch keine Festlegungen hierzu aus dem Vatikan und auf Ebene der katholischen Deutschen Bischofskonferenz gebe.
Genn versprach, dass Personalentscheidungen im Bistum Münster in Zukunft transparenter, nachvollziehbarer und partizipativer getroffen würden. Außerdem solle die Einhaltung der Auflagen, die Beschuldigten oder Tätern gemacht wurden, konsequenter kontrolliert werden. Zukünftig bekämen Täter und Beschuldigte einen „Fallmanager“zugewiesen. Genn kündigte weiterhin eine siebenköpfige Aufarbeitungskommission an. Dieser werde unter anderen der Studienleiter und Historiker Thomas Großbölting angehören.