Integrationspreis für Vorleser, Lotsen und Unternehmer
Die Stadt Hilden würdigt den besonderen Einsatz für die Integration und gelungene Beispiele mit dem Integrationspreis.
HILDEN (tobi) Die Stadt Hilden hat die Integrationspreise für die Jahre 2020 und 2021 in der Stadtbücherei verliehen. Mit dem Förderpreis Integration würdigt sie jährlich Menschen, deren Integrationsgeschichte beispielhaft ist, sowie Bürgerinnen und Bürger, Institutionen und Gruppen, die sich in besonderer Weise für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte engagieren.
„Die aktuelle Situation macht wieder einmal deutlich, wie unverzichtbar ehrenamtliches Engagement in einer Zivilgesellschaft ist. Ein Engagement, das in Hilden eine lange Tradition hat und unsere Stadtgemeinschaft prägt“, erklärte Bürgermeister Claus Pommer bei der Preisverleihung.
Preisträger 2020 sind die Flüchtlingslotsen in der Stadt Hilden, eine Gruppe von zehn ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. „Anfangs übernahmen sie vor allen Dingen die Aufgabe, Flüchtlinge bei Behördengängen zu begleiten und sie beim Ausfüllen der vielen Formulare zu unterstützen“, heißt es in der Begründung. Dies machten sie bis heute, doch seien im Laufe der Zeit viele weitere Angebote hinzugekommen. Ein Schwerpunkt der heutigen Arbeit liege in der „Nachsorge“, wie sie es selbst ausdrückten. „Sie helfen bei der Suche nach einem Arbeits- oder Ausbildungsplatz, stellen mit den Jobsuchenden
Bewerbungsunterlagen zusammen, üben Vorstellungsgespräche, helfen bei der Wohnungssuche und dabei, im Krankheitsfall die richtige medizinische Betreuung zu finden – um nur einige Beispiele zu nennen.“
Der Integrationspreis 2021 ist zweigeteilt. Thomas Ertner von der Auto Service Ertner GmbH kann sich freuen, weil er in seinem Betrieb zwei sogenannten unbegleiteten minderjährigen Ausländern die Möglichkeit gegeben habe, eine Ausbildung zu machen. „Und auch wenn die Abschlussprüfungen nicht erfolgreich verlaufen, sichert er den jungen Menschen eine Anstellung zu. Er begleitet und unterstützt die jungen Männer mit seinem Engagement über das normale Ausbildungsverhältnis hinaus“, heißt es in der Begründung. „Durch diesen Einsatz gab er zwei jungen Menschen ein Ziel. Zwei junge Menschen, die, weit weg von zu Hause, alleine und mit teils unbekannten Erlebnissen und Erfahrungen belastet, fremd in einem Land und einem System eine Chance durch ihn bekamen.“
Ebenfalls freuen können sich die Preisträger Ingrid Tödtmann und Faraj Younan. „Mit ihrem Vorleseabenteuer auf Deutsch und Arabisch bringen sie Kindern nicht nur die beiden Sprachen näher, sondern auch Kinderaugen zum Strahlen“, heißt es in der Begründung. Seit 2016 veranstaltet die Stadtbücherei
Hilden das „Vorleseabenteuer“in der Regel jeden zweiten Samstag im Monat. Zehn Kinder sitzen im Schnitt in der Vorleseecke der Stadtbücherei und lauschen den Worten der beiden. „Sie beginnt mit der ersten Seite eines Kinderbuches auf Deutsch und öffnet mit ihrer ruhigen Art das Tor zu einem neuen Abenteuer. Er schließt mit dergleichen Seite auf Arabisch an. Seine Gestik, Tonlage und schwungvolle Art des Vorlesens begeistert die Kinder. Auch, wenn sie die Sprache nicht verstehen, so erleben sie diese jedoch und finden sich ab Seite zwei bereits mitten in der Geschichte. Sie ist geborene Hildenerin und las ihren Kindern und Enkelkindern immer schon mit Leidenschaft vor. Er floh vor dem Bürgerkrieg aus Syrien und lebt seit Juli 2015 in Hilden. Beide sind ein gelungenes Beispiel für Integration in vielerlei Hinsicht. Beide sind mit ihrem Vorleseabenteuer eine Symbiose eingegangen, die ihresgleichen sucht.“