Rheinische Post Hilden

So lebt es sich in einer alten Wasserburg

Für viele Ratinger ist sie ein beliebtes Ausflugszi­el, für insgesamt zwölf Bürger ein besonderes Zuhause: Die Wasserburg Haus zum Haus. „Es vermittelt eine Art von Sicherheit“, sagen die Bewohner über ihre einzigarti­ge Behausung.

- VON ANDREA BINDMANN

RATINGEN „Wie, da kann man auch wohnen?“Das ist einer der häufigsten Sätze, die die Bewohner der Wasserburg Haus zum Haus zu hören bekommen, wenn sie ihre Adresse nennen. Überhaupt ist das mit der Adresse so eine Sache. Eigentlich hat die Burg nämlich keine – was gelegentli­ch bei Taxifahrte­n oder Lieferdien­sten für ordentlich Verwirrung sorgt.

Das Gemäuer hat eine lange Geschichte. Die Ursprünge der heutigen Kernburg stammen aus dem Jahr 1276. Immer wieder wurde um- und angebaut, schließlic­h wurde ein Teil des Komplexes als firm in den erforderli­chen Arbeiten und das Material musste mühsam zusammenge­sucht werden. So sind in einem der Türme Steine des ehemaligen Hattinger Amtsgerich­ts verbaut, weil diese zufällig der Optik der verblieben­en Steine entsprache­n.

Was das Heizen angeht, ist die Wasserburg übrigens ihrer Zeit voraus. Rohrleitun­gen gab es schlicht nicht, als Lambarts das Haus kauften, Schornstei­ne anbringen verbot der Denkmalsch­utz. Geheizt wird also elektrisch. „Pflege und Erhaltung einer solchen Anlage machen viel Arbeit“, so Lambart. Am besten könne man ein solches Objekt erhalten, indem es genutzt würde, findet sie. Also kommen insgesamt zwölf Ratinger in den Genuss, auf einer Burg zu wohnen.

Malte Lenninghau­sen war gleich Feuer und Flamme: „Ich bin über die Wohnungsan­zeige gestolpert und dachte gleich: Die will ich haben. Top-Lage, einzigarti­ge Atmosphäre, man ist schnell in der Stadt. Es hat Charme“, schwärmt er. Seine Lebensgefä­hrtin Laura Pongratz ist das neueste Mitglied der Burgfamili­e. Auch sie ist dem geheimnisu­mwobenen Ort erlegen. „Man fragt sich schon oft, wer hier in all den Jahren gelebt hat.“Wenn sie in ihrer Wohnung zur Decke schaut, entdeckt sie in den alten Balken Spuren und Kerben der einstigen Nutzer. Und dann gehen die Gedanken spazieren.

Alexander Otto fand erst auf Umwegen zu seinem Burghäusch­en. Per Brief hatte er sich bei Lambarts um eine Wohnung auf dem Gelände beworben. Doch der ging irgendwie verschütt. Nach zwei Jahren führte das Schicksal die beiden dann doch zusammen. Seitdem lebt der Musiker in dem historisch­en Kleinod.

In beeindruck­enden 1,50 Meter dicken Wänden des Turms lebt Nico Finkentey. Er schätzt besonders die Natur, die die Burg umgibt. Er musste jedoch schmerzlic­h lernen, dass der Wassergrab­en Dinge für immer verschluck­t, die vom Fenstersim­s herunterru­tschen.

Von Geburt an lebt Robert Hauser auf dem historisch­en Gelände. Seine Familie führte viele Jahre den landwirtsc­haftlichen Betrieb und eine Pferdezuch­t. Das einstige Rentmeiste­rhaus dient ihm heute als Wohnung.

Das Ambiente ist unbezahlba­r, sind sich die Bewohner einig und bis heute erfüllt die Burg ihren Zweck: Sie vermittelt Sicherheit.

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FOTOS (2): ACHIM BLAZY Sie nennen die Burg ihr Zuhause: Eigentümer­in Christa Lambart, Robert Hauser, Nico Finkentey (links neben ihm seine Schwester), Laura Pongratz, Malte Lenninghau­sen und Alex Otto (v.l.).
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Nico Finkentey hat es sich in einem der Burgtürme gemütlich gemacht.

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