So lebt es sich in einer alten Wasserburg
Für viele Ratinger ist sie ein beliebtes Ausflugsziel, für insgesamt zwölf Bürger ein besonderes Zuhause: Die Wasserburg Haus zum Haus. „Es vermittelt eine Art von Sicherheit“, sagen die Bewohner über ihre einzigartige Behausung.
RATINGEN „Wie, da kann man auch wohnen?“Das ist einer der häufigsten Sätze, die die Bewohner der Wasserburg Haus zum Haus zu hören bekommen, wenn sie ihre Adresse nennen. Überhaupt ist das mit der Adresse so eine Sache. Eigentlich hat die Burg nämlich keine – was gelegentlich bei Taxifahrten oder Lieferdiensten für ordentlich Verwirrung sorgt.
Das Gemäuer hat eine lange Geschichte. Die Ursprünge der heutigen Kernburg stammen aus dem Jahr 1276. Immer wieder wurde um- und angebaut, schließlich wurde ein Teil des Komplexes als firm in den erforderlichen Arbeiten und das Material musste mühsam zusammengesucht werden. So sind in einem der Türme Steine des ehemaligen Hattinger Amtsgerichts verbaut, weil diese zufällig der Optik der verbliebenen Steine entsprachen.
Was das Heizen angeht, ist die Wasserburg übrigens ihrer Zeit voraus. Rohrleitungen gab es schlicht nicht, als Lambarts das Haus kauften, Schornsteine anbringen verbot der Denkmalschutz. Geheizt wird also elektrisch. „Pflege und Erhaltung einer solchen Anlage machen viel Arbeit“, so Lambart. Am besten könne man ein solches Objekt erhalten, indem es genutzt würde, findet sie. Also kommen insgesamt zwölf Ratinger in den Genuss, auf einer Burg zu wohnen.
Malte Lenninghausen war gleich Feuer und Flamme: „Ich bin über die Wohnungsanzeige gestolpert und dachte gleich: Die will ich haben. Top-Lage, einzigartige Atmosphäre, man ist schnell in der Stadt. Es hat Charme“, schwärmt er. Seine Lebensgefährtin Laura Pongratz ist das neueste Mitglied der Burgfamilie. Auch sie ist dem geheimnisumwobenen Ort erlegen. „Man fragt sich schon oft, wer hier in all den Jahren gelebt hat.“Wenn sie in ihrer Wohnung zur Decke schaut, entdeckt sie in den alten Balken Spuren und Kerben der einstigen Nutzer. Und dann gehen die Gedanken spazieren.
Alexander Otto fand erst auf Umwegen zu seinem Burghäuschen. Per Brief hatte er sich bei Lambarts um eine Wohnung auf dem Gelände beworben. Doch der ging irgendwie verschütt. Nach zwei Jahren führte das Schicksal die beiden dann doch zusammen. Seitdem lebt der Musiker in dem historischen Kleinod.
In beeindruckenden 1,50 Meter dicken Wänden des Turms lebt Nico Finkentey. Er schätzt besonders die Natur, die die Burg umgibt. Er musste jedoch schmerzlich lernen, dass der Wassergraben Dinge für immer verschluckt, die vom Fenstersims herunterrutschen.
Von Geburt an lebt Robert Hauser auf dem historischen Gelände. Seine Familie führte viele Jahre den landwirtschaftlichen Betrieb und eine Pferdezucht. Das einstige Rentmeisterhaus dient ihm heute als Wohnung.
Das Ambiente ist unbezahlbar, sind sich die Bewohner einig und bis heute erfüllt die Burg ihren Zweck: Sie vermittelt Sicherheit.