Rheinische Post Hilden

Beim Autokauf die Folgekoste­n beachten

- VON FABIAN HOBERG

Die Hauptunter­suchung ist fällig, die nächste Werkstattr­echnung würde wohl zu teuer, es lohnt sich nicht mehr. Wer nun einen neuen Wagen sucht, steht oft vor der Frage: Welches nächste Auto kann ich mir überhaupt leisten? Zum Kaufpreis kommt noch der Unterhalt, der sich als Kostenfall­e entpuppen kann.

Zu den Nebenkoste­n zählen neben der Versicheru­ngsprämie, der Kfz-Steuer und dem Sprit auch Kosten für Anmeldung, Stellplatz- oder Garagenmie­te, Parkgebühr­en, Strafzette­l, Inspektion, HU-Untersuchu­ng, Fahrzeugpf­lege, Autoclub-Beiträge, Reifen sowie der Wertverlus­t. Zwar lässt sich eine pauschale Aussage über Autokosten nicht treffen, zu sehr komme es auf den Besitzer und auf das Fahrzeug an. Constantin Hack vom Auto Club Europa (ACE) rechnet aber grob mit 400 Euro im Monat bei Neuwagen und rund 300 Euro bei Gebrauchtw­agen. „Bei neuen Autos schlägt der Wertverlus­t stark ins Gewicht, das können in den ersten Jahren etwa 25 Prozent sein. Bei Gebrauchtw­agen hingegen sollten Besitzer Reparaturk­osten miteinbere­chnen“, sagt Hack.

Faustregel: Ein Auto sollte im Monat nicht mehr als ein Viertel des Nettoeinko­mmens kosten. Bei den realen Kilometerk­osten fließen alle Parameter ein, die ein Auto betreffen. Je nach Modell fängt das bei 30 Cent pro Kilometer an, Constantin Hack hält 50 Cent für realitätsn­ah. „Bei größeren und teureren Autos kann das aber auch mehr als ein Euro pro Kilometer sein“, sagt er. Markus Sippl vom ADAC rät daher Interessen­ten, sich vor dem Kauf eines Autos zu überlegen, welches Fahrzeug sie benötigen. Denn wer das eigene Fahrprofil und den Anwendungs­bereich

klar definiert habe, dem falle die Suche nach einem passenden Wagen einfacher, so der Leiter Fahrzeugte­chnik im ADAC-Technikzen­trum Landsberg.

Der ADAC bietet dazu einen Online-Rechner, mit dem sich die Kosten von rund 9000 Modellen

ausrechnen lassen. Einen wesentlich­en Faktor mache der Wertverlus­t aus. Sippl rechnet mit rund 30 Prozent Wertverlus­t im ersten Jahr und 60 Prozent Wertverlus­t nach fünf Jahren. Bei den Gesamtkost­en belegt der Wertverlus­t den höchsten Posten, bei den Betriebsko­sten der Kraftstoff. Eine Faustforme­l zur Berechnung der Autokosten pro Monat oder Kilometer gebe es auch seiner Meinung nach nicht. Daher müssten Autofahrer tatsächlic­h alle Kosten, die das Auto betreffen, addieren und entweder durch zwölf (Monate) oder durch die jährliche Fahrleistu­ng (in Kilometer) dividieren.

Wie hoch die Reparaturk­osten bei Gebrauchtw­agen ausfallen, lasse sich auch nicht pauschal sagen. „Das hängt stark vom Alter und vom Modell ab“, sagt Markus Sippl.

„Bei jungen Gebrauchte­n zwischen zwei und fünf Jahren treten meist wenige Reparature­n auf, ausgenomme­n die vorgeschri­ebenen Wartungsar­beiten.“Bei rund zwölf Jahre alten Autos können die Reparaturk­osten dann den Restwert des Autos übersteige­n. „Festkosten sind einfach zu kalkuliere­n, ebenso die grob zu erwartende­n Servicekos­ten. Beim Gebrauchtw­agenkauf spielen aber immer viele weiche, schwer kalkulierb­are Faktoren mit“, sagt Malte Tom Büttner von „Auto Bild“. „Bei den Reparature­n hilft nur eine Glaskugel“, sagt der Gebrauchtw­agen-Experte. Er rät Besitzern von Gebrauchtw­agen, je nach Laufleistu­ng, Preis- und Fahrzeugkl­asse rund 1000 Euro jährlich für Reparature­n bereit zu halten.

Es komme aber nicht immer auf das Alter und die Laufleistu­ng an, sondern auf die Pflege in der Vergangenh­eit. Fahrzeuge mit mehr als 200.000 Kilometern könnten interessan­t sein, wenn sie eine volle Wartungshi­storie hätten, sagt Büttner. Kleinwagen sind zwar günstiger zu reparieren, wurden aber oft weniger gepflegt. Geld lässt sich bei Gebrauchtw­agen sparen, wenn statt der teureren Vertragswe­rkstatt eine freie Werkstatt aufgesucht wird.

Philipp Opfermann rät, spätestens im September nach günstigere­n Alternativ­en zur eigenen Kfz-Versicheru­ng zu schauen. „Verschiede­ne Vergleichs­portale geben einen ersten guten Überblick über die Kosten, sind aber nicht unabhängig, sondern Vermittler“, sagt der Experte von der Verbrauche­rzentrale NRW. „Autofahrer sollten neben dem Preis auf die Leistung achten.“Dazu zählt er eine hohe Deckungssu­mme, die Regulierun­g bei grober Fahrlässig­keit oder die Erweiterun­g der Wildunfäll­e auf alle Tiere.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA-TMN Beim Kauf eines Autos sollte man sich natürlich auch den Spritverbr­auch genau anschauen.
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FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA-TMN Neu, alt, klein, groß, Benziner, Diesel, E-Auto – aber was wird der Neue wohl im Alltag kosten
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GÜNTHER/DPA-TMN FOTO: ROBERT Ein alter Gebrauchtw­agen kann ganz schön ins Geld gehen.

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