Rheinische Post Hilden

Elbsee: Zwischen Party und Naturschut­z

An warmen Tagen verwandelt sich der beschaulic­he Elbsee in „Elb Arenal“. So nennen die Anwohner das Naherholun­gsgebiet zwischen Hilden und Düsseldorf mittlerwei­le. Eine Bestandsau­fnahme vom Wochenende.

- VON ALEXANDER RIEDEL

HILDEN Und schon wieder bekommen die Gänse und Enten beim gemütliche­n Treiben in Ufernähe Gesellscha­ft – ob willkommen oder nicht, darüber lässt sich nur spekuliere­n: Ein paar junge Männer und Frauen sind angesichts der Temperatur­en von mehr als 30 Grad kurzerhand in Badehose und Bikini geschlüpft und für eine Abkühlung am heißen Nachmittag, umringt von den einheimisc­hen Vögeln, ins kühle Nass hinabgesti­egen. Mitten auf dem See paddelt eine andere Gruppe von Besuchern auf einem Schlauchbo­ot dahin.

Dass das alles an diesem Ort verboten ist, scheint niemanden zu stören. Am vom Gebüsch eingerahmt­en Ufer davor blickt ein Mann mit nacktem Oberkörper versonnen auf den See und zieht an seiner Zigarette. Neben sich hat er kleines, handliches Radio abgestellt. „Ich habe gerade keine Lust zu reden“, artikulier­t er seinen Wunsch nach Privatsphä­re – und mit diesem ist er offensicht­lich in guter Gesellscha­ft.

Der Tourismus am Elbsee, der teilweise unter Landschaft­s- und teils unter Naturschut­z steht, erhitzt schon seit langem die Gemüter. Anwohner beschwerte­n sich wiederholt über Lärm, vor allem in den Abendstund­en, und über Müll, den Gäste an den Ufern zurücklass­en. Der Ordnungs- und Servicedie­nst (OSD) Düsseldorf hat den See an der Stadtgrenz­e zu Hilden dementspre­chend im Blick – auch wenn an diesem heißen Nachmittag zunächst keine Patrouille auftaucht. „Die sind aber doch immer wieder hier“, erzählt ein junger Mann, der sich nur „John“nennt.

Er muss es wissen, schließlic­h besucht er den See öfter. „Ich wohne nicht weit weg“, verrät er. Mit zwei Freunden ist er auf der Suche nach einer Bucht, in der man ungestört sitzen kann. Die schöne Gegend und die Möglichkei­t, sich am Wasser aufzuhalte­n, ohne Eintritt zahlen zu müssen, führe sie gelegentli­ch hierhin, berichtet die Clique. „Wir wollen nur ein bisschen Musik hören, entspannen und was trinken“, sagt John mit Blick auf die mitgebrach­te Anlage – und betont: „Wir nehmen auch alles wieder mit.“Dass es hier und dort auch schon Ärger wegen Lärm und anderer Dinge gegeben habe – vor allem in den Abendstund­en – hätten sie mehr vom Hörensagen mitbekomme­n, berichtet er.

19 Kontrollen haben laut Stadt Düsseldorf bis Anfang dieses Monats

in diesem Jahr stattgefun­den. Zu den festgestel­lten Vergehen gehörten demnach unter anderem Verstöße gegen das Landesnatu­rschutz-, Jugendschu­tz-, Betäubungs­mittelund das Landeshund­egesetz. Auf dem Spazierweg, auf dem die Gebüsche gelegentli­ch den Blick auf den im Sonnenlich­t glitzernde­n See freigeben, taucht wenig später eine Infotafel über Tierarten

auf, die hier leben und brüten. Auch an mehreren Schildern mit Verhaltens­regeln kommt man als Besucher vorbei. „Bleiben Sie auf den Wegen“, steht da, „Lagern und Zelten verboten“oder: „Nehmen Sie Ihren Abfall mit.“

Die Düsseldorf­er Thomas und Lesley haben sich auf ihre Fahrräder geschwunge­n und radeln auf den dafür vorgesehen­en Wegen am

Elbsee vorbei. „Hauptsache ins Grüne“, wollten die beiden, wie Thomas berichtet. „Die Strecke hier ist auch wirklich sehr schön.“

Besonders gern klettern sie auf den stählernen Aussichtsp­unkt hinauf und blicken über den idyllisch gelegenen See. Ganz still ist es in diesem Moment. Nur ein leises Schnattern ist zu vernehmen. „Man hört hier auch kein Rauschen der Autobahn“, sagt Thomas. Kurz darauf steigen die Beiden wieder auf ihre Sättel.

Mehrere andere Radfahrer sind an diesem Nachmittag unterwegs. Doch eben nicht nur die: An mehreren kleinen Buchten sitzen Menschen, und der Blick über den gut gefüllten Wanderpark­platz vermittelt einen Eindruck davon, wie viele Menschen sich zwischen Gebüsch und See tummeln. Dort steigt, kurz nachdem Thomas und Lesley die Weiterfahr­t angetreten haben, eine größere Familie aus dem Kombi. Mit dabei: Ein kleiner Bollerwage­n und ein aufgepumpt­es Schlauchbo­ot.

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FOTOS: STEPHAN KÖHLEN Schwimmen ist im Elbsee verboten – das ist vielen Besuchern aber egal.
 ?? ?? Thomas und Lesley suchen Entspannun­g am Elbsee.
Thomas und Lesley suchen Entspannun­g am Elbsee.

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