Elbsee: Zwischen Party und Naturschutz
An warmen Tagen verwandelt sich der beschauliche Elbsee in „Elb Arenal“. So nennen die Anwohner das Naherholungsgebiet zwischen Hilden und Düsseldorf mittlerweile. Eine Bestandsaufnahme vom Wochenende.
HILDEN Und schon wieder bekommen die Gänse und Enten beim gemütlichen Treiben in Ufernähe Gesellschaft – ob willkommen oder nicht, darüber lässt sich nur spekulieren: Ein paar junge Männer und Frauen sind angesichts der Temperaturen von mehr als 30 Grad kurzerhand in Badehose und Bikini geschlüpft und für eine Abkühlung am heißen Nachmittag, umringt von den einheimischen Vögeln, ins kühle Nass hinabgestiegen. Mitten auf dem See paddelt eine andere Gruppe von Besuchern auf einem Schlauchboot dahin.
Dass das alles an diesem Ort verboten ist, scheint niemanden zu stören. Am vom Gebüsch eingerahmten Ufer davor blickt ein Mann mit nacktem Oberkörper versonnen auf den See und zieht an seiner Zigarette. Neben sich hat er kleines, handliches Radio abgestellt. „Ich habe gerade keine Lust zu reden“, artikuliert er seinen Wunsch nach Privatsphäre – und mit diesem ist er offensichtlich in guter Gesellschaft.
Der Tourismus am Elbsee, der teilweise unter Landschafts- und teils unter Naturschutz steht, erhitzt schon seit langem die Gemüter. Anwohner beschwerten sich wiederholt über Lärm, vor allem in den Abendstunden, und über Müll, den Gäste an den Ufern zurücklassen. Der Ordnungs- und Servicedienst (OSD) Düsseldorf hat den See an der Stadtgrenze zu Hilden dementsprechend im Blick – auch wenn an diesem heißen Nachmittag zunächst keine Patrouille auftaucht. „Die sind aber doch immer wieder hier“, erzählt ein junger Mann, der sich nur „John“nennt.
Er muss es wissen, schließlich besucht er den See öfter. „Ich wohne nicht weit weg“, verrät er. Mit zwei Freunden ist er auf der Suche nach einer Bucht, in der man ungestört sitzen kann. Die schöne Gegend und die Möglichkeit, sich am Wasser aufzuhalten, ohne Eintritt zahlen zu müssen, führe sie gelegentlich hierhin, berichtet die Clique. „Wir wollen nur ein bisschen Musik hören, entspannen und was trinken“, sagt John mit Blick auf die mitgebrachte Anlage – und betont: „Wir nehmen auch alles wieder mit.“Dass es hier und dort auch schon Ärger wegen Lärm und anderer Dinge gegeben habe – vor allem in den Abendstunden – hätten sie mehr vom Hörensagen mitbekommen, berichtet er.
19 Kontrollen haben laut Stadt Düsseldorf bis Anfang dieses Monats
in diesem Jahr stattgefunden. Zu den festgestellten Vergehen gehörten demnach unter anderem Verstöße gegen das Landesnaturschutz-, Jugendschutz-, Betäubungsmittelund das Landeshundegesetz. Auf dem Spazierweg, auf dem die Gebüsche gelegentlich den Blick auf den im Sonnenlicht glitzernden See freigeben, taucht wenig später eine Infotafel über Tierarten
auf, die hier leben und brüten. Auch an mehreren Schildern mit Verhaltensregeln kommt man als Besucher vorbei. „Bleiben Sie auf den Wegen“, steht da, „Lagern und Zelten verboten“oder: „Nehmen Sie Ihren Abfall mit.“
Die Düsseldorfer Thomas und Lesley haben sich auf ihre Fahrräder geschwungen und radeln auf den dafür vorgesehenen Wegen am
Elbsee vorbei. „Hauptsache ins Grüne“, wollten die beiden, wie Thomas berichtet. „Die Strecke hier ist auch wirklich sehr schön.“
Besonders gern klettern sie auf den stählernen Aussichtspunkt hinauf und blicken über den idyllisch gelegenen See. Ganz still ist es in diesem Moment. Nur ein leises Schnattern ist zu vernehmen. „Man hört hier auch kein Rauschen der Autobahn“, sagt Thomas. Kurz darauf steigen die Beiden wieder auf ihre Sättel.
Mehrere andere Radfahrer sind an diesem Nachmittag unterwegs. Doch eben nicht nur die: An mehreren kleinen Buchten sitzen Menschen, und der Blick über den gut gefüllten Wanderparkplatz vermittelt einen Eindruck davon, wie viele Menschen sich zwischen Gebüsch und See tummeln. Dort steigt, kurz nachdem Thomas und Lesley die Weiterfahrt angetreten haben, eine größere Familie aus dem Kombi. Mit dabei: Ein kleiner Bollerwagen und ein aufgepumptes Schlauchboot.