Fluglinien schlagen Alarm zum Ferienstart
Allein am Samstagmorgen werden in Düsseldorf in drei Stunden 11.000 Passagiere erwartet. Doch es fehlt Personal, deswegen drohen erneut lange Wartezeiten und Flugausfälle. Die Bundespolizei fordert eine andere Planung.
DÜSSELDORF/KÖLN Kurz bevor am Freitag in Nordrhein-Westfalen die Schulferien beginnen, wird immer klarer, dass es an den großen Flughäfen Düsseldorf und Köln-Bonn zu ernsthaften Problemen bei der Passagierabfertigung kommen wird. In Düsseldorf stehen Reisende in den Spitzenzeiten schon jetzt oft in Warteschlangen von mehr als 100 Meter Länge vor den zu schwach besetzten Sicherheitskontrollen. Am Wochenende könnte die Lage ebenso dramatisch werden: Für Freitagabend und Samstagfrüh haben die Fluggesellschaften so viele Maschinen bereitgestellt wie möglich, doch in den vergangenen Wochen seien von den 37 Sicherheitskontrollen am Airport häufig nur 25 besetzt gewesen, berichten Branchenkenner.
Eurowings erwartet als Marktführer in Düsseldorf in den Ferien so viele Passagiere wie noch nie, die dann mit 38 Maschinen aus der Landeshauptstadt zu Zielen wie Mallorca
geflogen werden sollen. Doch bereits am Montag wurden von knapp 70 Flügen zwischen 6 und 14 Uhr sechs gestrichen, darunter solche, die an Urlaubsziele wie Westerland, Marseille und Catania gingen. Eurowings erklärte dazu, bundesweit fänden mehr als 90 Prozent der Flüge statt; manche Verbindungen fielen wegen der neuen Pandemiewelle allerdings weg. „In den vergangenen Tagen kam es zu kurzfristigen Krankmeldungen unserer Crews, darunter Corona-Erkrankungen“, sagte eine Sprecherin.
Eurowings ergänzte, mit der Absage von Flügen solle „einer Überbelastung der Bodenprozesse in Spitzenzeiten vorgebeugt werden“– was man so verstehen kann, dass ein Teil der Passagiere zu Hause bleiben muss oder umgebucht wird, damit der Rest des Betriebs klappt.
Auch bei Tui Fly, das in Düsseldorf sechs Maschinen hat, beobachtet man die Lage nervös. „An allen Airports in Deutschland haben wir Engpässe bei den Sicherheitskontrollen und bei den Bodendiensten wie dem Gepäckverladen“, sagte ein Sprecher. Die Jets zum Ferienstart seien fast ausgebucht.
Das schwierigste Nadelöhr sind die Sicherheitskontrollen. Teils fehlen in Düsseldorf pro Schicht rund 100 bis 140 staatlich geprüfte Luftsicherheitsassistenten. Der Krankenstand liege bei rund 20 Prozent,
schätzte Verdi-Sekretär Özay Tarim. Die zuständige Bundespolizei ist damit gescheitert, eine zweite Sicherheitsfirma neben der DSW zu finden; auch die Rekrutierung von Hilfspersonal läuft nur langsam an: 20 solcher Kräfte, die beispielsweise Gepäckwannen schieben können, wurden angeheuert, 40 sind in der Ausbildung zum Luftsicherheitsassistenten und dürfen einspringen, aber bei 60 weiteren Beschäftigten fehlen bisher die Nachweise über ihre Zuverlässigkeit. Die DSW wolle nun „im größtmöglichen Umfang Ausbilder- und Verwaltungspersonal zum Einsatz bringen“, teilte die Bundespolizei mit.
Laut Prognose der Behörde müssen in Düsseldorf am Samstag von 5 bis 8 Uhr mehr als 11.000 Passagiere abgefertigt werden. „Es braucht dringend eine Entzerrung der Peakzeiten“, also der Zeiten mit Spitzenbelastung, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Tatsächlich stehen die Flugpläne seit Monaten fest; alle Airlines versuchen, am frühen Morgen viele Jets schnell starten zu lassen, damit bis zum Abend viele andere Routen geflogen werden können und die Maschinen nicht lange ungenutzt herumstehen.
Etwas besser ist die Lage in KölnBonn, obwohl auch dort die Schlangen oft lang sind. In einem Fall konnten zehn Passagiere nicht nach München mitfliegen, weil die Kontrollen zu lange dauerten, wie Eurowings-Chef Jens Bischoff berichtete. Aber die nächste Zeit wird auch am zweitgrößten Flughafen NordrheinWestfalens hart: Für die Ferien rechnet Flughafenchef Thilo Schmid mit 1,75 Millionen Reisenden. Das wären 86 Prozent des Niveaus vor der Corona-Krise, obwohl zwischendurch viel Personal abgebaut wurde.
Rund 1000 Flüge werden pro Woche stattfinden, aber an einzelnen Tagen liege man über dem Vorkrisenniveau. Die Lage sei „herausfordernd“, so Schmid. Er bat Passagiere, „frühzeitig und gut vorbereitet zu kommen“. Weeze rechnet mit knapp 200.000 Passagieren in den Ferien – ein Drittel mehr als 2021. Nordrhein-Westfalen