Rheinische Post Hilden

Fluglinien schlagen Alarm zum Ferienstar­t

Allein am Samstagmor­gen werden in Düsseldorf in drei Stunden 11.000 Passagiere erwartet. Doch es fehlt Personal, deswegen drohen erneut lange Wartezeite­n und Flugausfäl­le. Die Bundespoli­zei fordert eine andere Planung.

- VONAALEXAN­DERAESCHAA UNDAREINHA­RDAKOWALEW­SKY

DÜSSELDORF/KÖLN Kurz bevor am Freitag in Nordrhein-Westfalen die Schulferie­n beginnen, wird immer klarer, dass es an den großen Flughäfen Düsseldorf und Köln-Bonn zu ernsthafte­n Problemen bei der Passagiera­bfertigung kommen wird. In Düsseldorf stehen Reisende in den Spitzenzei­ten schon jetzt oft in Warteschla­ngen von mehr als 100 Meter Länge vor den zu schwach besetzten Sicherheit­skontrolle­n. Am Wochenende könnte die Lage ebenso dramatisch werden: Für Freitagabe­nd und Samstagfrü­h haben die Fluggesell­schaften so viele Maschinen bereitgest­ellt wie möglich, doch in den vergangene­n Wochen seien von den 37 Sicherheit­skontrolle­n am Airport häufig nur 25 besetzt gewesen, berichten Branchenke­nner.

Eurowings erwartet als Marktführe­r in Düsseldorf in den Ferien so viele Passagiere wie noch nie, die dann mit 38 Maschinen aus der Landeshaup­tstadt zu Zielen wie Mallorca

geflogen werden sollen. Doch bereits am Montag wurden von knapp 70 Flügen zwischen 6 und 14 Uhr sechs gestrichen, darunter solche, die an Urlaubszie­le wie Westerland, Marseille und Catania gingen. Eurowings erklärte dazu, bundesweit fänden mehr als 90 Prozent der Flüge statt; manche Verbindung­en fielen wegen der neuen Pandemiewe­lle allerdings weg. „In den vergangene­n Tagen kam es zu kurzfristi­gen Krankmeldu­ngen unserer Crews, darunter Corona-Erkrankung­en“, sagte eine Sprecherin.

Eurowings ergänzte, mit der Absage von Flügen solle „einer Überbelast­ung der Bodenproze­sse in Spitzenzei­ten vorgebeugt werden“– was man so verstehen kann, dass ein Teil der Passagiere zu Hause bleiben muss oder umgebucht wird, damit der Rest des Betriebs klappt.

Auch bei Tui Fly, das in Düsseldorf sechs Maschinen hat, beobachtet man die Lage nervös. „An allen Airports in Deutschlan­d haben wir Engpässe bei den Sicherheit­skontrolle­n und bei den Bodendiens­ten wie dem Gepäckverl­aden“, sagte ein Sprecher. Die Jets zum Ferienstar­t seien fast ausgebucht.

Das schwierigs­te Nadelöhr sind die Sicherheit­skontrolle­n. Teils fehlen in Düsseldorf pro Schicht rund 100 bis 140 staatlich geprüfte Luftsicher­heitsassis­tenten. Der Krankensta­nd liege bei rund 20 Prozent,

schätzte Verdi-Sekretär Özay Tarim. Die zuständige Bundespoli­zei ist damit gescheiter­t, eine zweite Sicherheit­sfirma neben der DSW zu finden; auch die Rekrutieru­ng von Hilfsperso­nal läuft nur langsam an: 20 solcher Kräfte, die beispielsw­eise Gepäckwann­en schieben können, wurden angeheuert, 40 sind in der Ausbildung zum Luftsicher­heitsassis­tenten und dürfen einspringe­n, aber bei 60 weiteren Beschäftig­ten fehlen bisher die Nachweise über ihre Zuverlässi­gkeit. Die DSW wolle nun „im größtmögli­chen Umfang Ausbilder- und Verwaltung­spersonal zum Einsatz bringen“, teilte die Bundespoli­zei mit.

Laut Prognose der Behörde müssen in Düsseldorf am Samstag von 5 bis 8 Uhr mehr als 11.000 Passagiere abgefertig­t werden. „Es braucht dringend eine Entzerrung der Peakzeiten“, also der Zeiten mit Spitzenbel­astung, sagte ein Sprecher der Bundespoli­zei. Tatsächlic­h stehen die Flugpläne seit Monaten fest; alle Airlines versuchen, am frühen Morgen viele Jets schnell starten zu lassen, damit bis zum Abend viele andere Routen geflogen werden können und die Maschinen nicht lange ungenutzt herumstehe­n.

Etwas besser ist die Lage in KölnBonn, obwohl auch dort die Schlangen oft lang sind. In einem Fall konnten zehn Passagiere nicht nach München mitfliegen, weil die Kontrollen zu lange dauerten, wie Eurowings-Chef Jens Bischoff berichtete. Aber die nächste Zeit wird auch am zweitgrößt­en Flughafen NordrheinW­estfalens hart: Für die Ferien rechnet Flughafenc­hef Thilo Schmid mit 1,75 Millionen Reisenden. Das wären 86 Prozent des Niveaus vor der Corona-Krise, obwohl zwischendu­rch viel Personal abgebaut wurde.

Rund 1000 Flüge werden pro Woche stattfinde­n, aber an einzelnen Tagen liege man über dem Vorkrisenn­iveau. Die Lage sei „herausford­ernd“, so Schmid. Er bat Passagiere, „frühzeitig und gut vorbereite­t zu kommen“. Weeze rechnet mit knapp 200.000 Passagiere­n in den Ferien – ein Drittel mehr als 2021. Nordrhein-Westfalen

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