Rheinische Post Hilden

Ein heißer Herbst

Die Politik bereitet sich auf die Sommerpaus­e vor. Dabei gäbe es noch viel zu tun.

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Bis zur parlamenta­rischen Sommerpaus­e gibt es noch zwei Sitzungswo­chen des Deutschen Bundestags. Außerdem diverse Gipfel: ein Europäisch­er Rat in Brüssel, ein G7-Treffen in Elmau und ein NatoTreffe­n in Madrid. Doch spätestens ab Mitte Juli wird die deutsche Politik in eine Sommerdämm­erung fallen – wie in jedem Jahr. Allerdings gibt es viele Hinweise dafür, dass das Aufwachen im Herbst 2022 sehr hart werden wird. Denn die deutsche Politik ist gerade dabei, zu viele Probleme in diesen Herbst zu schieben.

So ist immer noch nicht bekannt, ob es ein Corona-Konzept vor Beginn der Sommerpaus­e geben wird, das etwa schon greift, wenn in den ersten Bundesländ­ern im August die Schule wieder beginnt. Die Zusicherun­g, dass

Schulen nicht mehr geschlosse­n werden sollen, wiederhole­n Vertreter aller politische­n Couleur gebetsmühl­enartig – die Konzepte dafür allerdings sind nicht klar. Und die Sommerwell­e läuft derzeit munter landauf, landab. Im Herbst laufen auch die Entlastung­spakete der Regierung aus; die steigende Inflation wird sich daran allerdings nicht orientiere­n. Die nur zur Hälfte gefüllten Gasspeiche­r sind momentan noch kein Problem. Spätestens im Herbst werden sie es aber werden. Der Krieg in der Ukraine fordert den westlichen Nationen mehr als nur Mitgefühl ab – wie lange wird die Gesellscha­ft dies mittragen, wenn sich der Alltag weiter verteuert und auch Gewohnheit­en wie eine warme Wohnung plötzlich nicht mehr selbstvers­tändlich sind? Waren die Gelbwesten-Proteste

in Frankreich nur ein Vorgeschma­ck? Ganz abgesehen von der Frage, wie sich der Dürre-Sommer verhält. Die Feuer in Brandenbur­g vom Wochenende werden nicht die einzigen bleiben in der warmen Jahreszeit. Die Vorstellun­g, die Energiegew­innung aus Kohle nun wieder hochzufahr­en, ist ebenfalls keine, die einen im Liegestuhl ausruhen lässt. Keine guten Aussichten – die Politik wird es sich in diesem Jahr nicht leisten können, völlig abzutauche­n. Denn von alleine wird sich nichts richten im Sommer 2022.

Unsere Autorin ist Leiterin des Berliner Parlaments­büros. Sie wechselt sich hier mit unseren Hauptstadt-Korrespond­enten Jan Drebes und Hagen Strauß sowie der Publizisti­n Margaret Heckel ab.

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