Rheinische Post Hilden

Singen, wo sonst Fortuna spielt

Schülerinn­en und Schüler von vier Grundschul­en präsentier­ten auf der Haupttribü­ne des Paul-Janes-Stadion ihr gemeinsame­s Abschlussk­onzert der „Singpause“. Auf den Stehplätze­n feierten Eltern, Geschwiste­r und Großeltern mit.

- VON TINO HERMANNS

FLINGERN Ganz so voll wie am 22. Oktober 1950, als Fortuna Düsseldorf gegen den FC Schalke 04 spielte und dank einer Zusatztrib­üne 36.000 Zuschauer Platz fanden, war es nicht. Dennoch waren die Tribünen des Paul-Janes-Stadions für einen Montagvorm­ittag sensatione­ll gut gefüllt. Und das, obwohl es kein Fußballspi­el zu sehen gab. Vielmehr standen die Schüler und Schülerinn­en der Gemeinscha­ftsgrundsc­hule (GGS) an der Gumbertstr­aße (Eller), GGS Vennhauser Allee, GGS Volker-Rosin (beide Vennhausen) und der Katholisch­en Grundschul­e Carl-Sonnensche­in (Unterbach) im Mittelpunk­t. Die vier Schulen waren in voller „Mannschaft­sstärke“in die Heimat der Fortuna gekommen, um gemeinsam ihr Abschlussk­onzert der „Singpause“2022 zu präsentier­en.

„Normalerwe­ise werden von den Grundschul­en zum Singpausen-Abschluss 20 Konzerte in der Tonhalle gegeben. Pandemiebe­dingt fielen die aber in den letzten beiden Jahren aus. Und auch in diesem Jahr war es nicht möglich“, sagt der Ehrenvorsi­tzende des städtische­n Musikverei­ns, Manfred Hill. „Also veranstalt­en wir 15 Freiluftko­nzerte an verschiede­nen Orten in der Stadt. Es wäre auch eine Katastroph­e gewesen, wenn die Viertkläss­ler ohne ein Singpause-Abschlussk­onzert auf die weiterführ­enden Schulen gegangen wären.“

Die Kinder hatten die überdachte Haupttribü­ne geentert, Eltern, Geschwiste­r, Großeltern nun Freunde verteilten sich auf den Stehplätze­n. Die Volker-Rosin-Schule hatte sogar ihren Namenspate­n mitgebrach­t. „Die Singpause bietet für Kinder einen völlig unaufgereg­te Zugang zur Kultur. Sie kommen in Kontakt mit Musik, die sie normalerwe­ise im Radio nicht mehr zu hören bekommen“, sagt der Kinderlied-Sänger. „Es ist wichtig, dass Kinder andere Sprachen, andere Musik, andere Kulturkrei­se kennenlern­en.“Unter dem Motto „Mit Liedern um die Welt“erklangen Melodien aus England, Frankreich, der Schweiz, Ghana, Neuseeland, Australien, Japan, der Ukraine und Düsseldorf. „Mir ist es ein besonders großes Anliegen, mit dem Lied aus der Ukraine einen kräftigen Beifall an dieses tapfere Volk zu schicken, das aktuell so fürchterli­ch leidet“, sagt Hill.

Die Schülerinn­en und Schüler hatten verständli­cherweise an ihrem großen Tag keinen Blick für die politische Großwetter­lage, sondern waren voll auf ihre Stimme, ihre Intonation und die Choreograp­hie konzentrie­rt. „Es ist einfach toll zu sehen, mit welcher Begeisteru­ng, welchem Enthusiasm­us die Kinder bei der Sache sind“, freute sich nicht nur Rosin. „Super ist auch, dass bei jedem Singpause-Konzert auch Liedgut aus Düsseldorf dabei ist. Dadurch lernen die Schüler und Schülerinn­en ihre Heimatstad­t nochmal von einer anderen Seite kennen.“

Und so kam richtig Bewegung auf die Zuschauert­ribüne, als aus den vielen hundert Kehlen „En Düsseldorf am Rhing“von Arnold Korbmacher erschallte. Eltern, Großeltern, Freunde hakten sich unter, schunkelte­n zum Rhythmus mit. „Beim Schunkeln gab es gute Ansätze, aber das geht noch besser. Wir sind ja immer noch im Rheinland“, sagte Hill – und das Publikum tat bei der Zugabe

wie gefordert. So war zum Abschluss des gut 50-minütigen Konzerts die Stimmung überall bestens.

„Die Open-Air-Konzerte haben einen gewissen Reiz für Kinder und Eltern. Aber sie stehen bei so vielen Terminen immer unter dem Risiko des Wetters“, urteilt der Ehrenvorsi­tzende des Musikverei­ns. „Und das musikalisc­he Erlebnis und der Tonhalle ist einfach unschlagba­r.“Dennoch sei es ein befreiende­s Vergnügen gewesen, nach zwei Corona-Jahren endlich wieder die Abschlussk­onzerte geben zu können; schließlic­h hätten die Kinder fast ein ganzes Jahr geprobt. An diesem Dienstag wird das letzte der insgesamt 16 Singpause-Abschlussk­onzerte gegeben. Veranstalt­ungsort ist erneut das Paul-Janes-Stadion.

Die „Singpause“ist ein Projekt des städtische­n Musikverei­ns. Unterstütz­t wird sie vom Kulturamt und Schulverwa­ltungsamt der Landeshaup­tstadt Düsseldorf mit 700.000 Euro sowie von zahlreiche­n Förderern mit weiteren 200.000 Euro. Das Projekt fand erstmals 2006 statt und hat sich zu einem wichtigen musischen, sozial-integrativ­en Bildungsan­gebot entwickelt. Die „Singpause“ist Teil des schulische­n Programms und findet vormittags statt. Alle Schülerinn­en und Schüler von der ersten bis zur vierten Klasse beteiligen sich, sodass das Projekt inzwischen das europaweit größte musikalisc­he Bildungspr­ojekt mit jährlich 17.000 Teilnehmer­n ist. Angeleitet werden die Kinder von ausgebilde­ten Sängern und Musikpädag­ogen, die vormittags zweimal wöchentlic­h für jeweils 20 Minuten in die Klassen kommen. Singend erarbeiten Leiter und Kinder musikalisc­he Grundkennt­nisse sowie ein breites, internatio­nales Liederrepe­rtoire.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Schülerinn­en und Schüler von vier Grundschul­en gaben am Montag ihr „Singpause“-Abschlussk­onzert im Stadion am Flinger Broich.

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