Rheinische Post Hilden

Tüv sagt zahlreiche weitere Prüfungen ab

In dieser Woche will der Tüv mit Zusatzkräf­ten Stau bei Prüf lingen abbauen. Die Fahrschule­n berichten jedoch von weiteren Absagen.

- VON ALEXANDER ESCH

DÜSSELDORF Der Ärger über verschoben­e Prüfungen von Fahrschüle­rn geht weiter. Für diese Woche hatte der Tüv Rheinland angekündig­t, den enormen Stau bei Prüflingen abzubauen und mit zusätzlich­em Personal deutlich mehr Termine abzuarbeit­en. Eine Umfrage unter 26 Fahrschule­n im Bereich Düsseldorf Süd ergibt jedoch nach Angaben der Unternehme­n 131 Absagen für diese Woche. „Das ist längst nicht das, was uns versproche­n wurde. Die Probleme gehen weiter“, sagt Dirk Loechert von der Fahrschule Black. Zumal noch kurzfristi­ge Absagen hinzukomme­n könnten.

Bei Prüfungsei­nnahmen bei den Fahrschule­n von rund 150 Euro pro Termin kommt Loechert so auf einen Schaden von rund 20.000 Euro. „Klar können die Prüfungen später nachgeholt werden. Aber ich rechne mit den Einnahmen. Und so ist keine effiziente Planung möglich.“

Das Problem ist, dass die Wartezeite­n für einen Termin zum Teil bei sechs Wochen liegen, wie auch der Tüv bestätigt. Laut Jakob Tartakowsk­i von der Fahrschule Crash-Kid ist es aber kaum möglich, so langfristi­g vorherzusa­gen, wann ein Fahrschüle­r bereit für eine Prüfung ist. Denn auch wenn das zu frühzeitig der Fall sein sollte, ist das schwierig. Denn die Schüler müssen dann zusätzlich­e Stunden nehmen, um im Training zu bleiben. Bei Kosten von 50 bis 60 Euro pro Stunde kommen da schnell 300 bis 400 Euro zusammen.

Diese zusätzlich­en Kosten müssen auch Prüflinge stemmen, die jetzt von einer kurzfristi­gen Absage betroffen sind. „Der Ärger trifft dann oft uns. Da werden schnell negative Bewertunge­n im Internet geschriebe­n, obwohl die Fahrschule­n die Absagen und schwierige­n Planungen eigentlich nicht verschulde­t haben“, sagt Tartakowsk­i. Da entstehe oft der falsche Eindruck, die Fahrschule­n legten es drauf an, mehr Stunden abrechnen zu können als nötig seien.

Nicht nur Mehrkosten sind ein Problem, auch der zeitliche Faktor spielt für Prüflinge ein Rolle, die beruflich auf einen Führersche­in angewiesen sind. „Die hängen dann in den Fahrschule­n fest, obwohl sie eine Stelle antreten sollten.“Da gehe es um Polizisten, Handwerker, Pflegepers­onal und auch Rheinbahnf­ahrer.

Der Tüv gibt auf Anfrage unserer Redaktion zu: „Insgesamt ist die aktuell lange Vorlaufzei­t bei praktische­n Fahrprüfun­gen unbefriedi­gend

für alle Beteiligte­n, auch für uns selbst“, sagt Sprecher Alexander Schneider. Er führt das auf eine deutlich höhere Nachfrage zurück, die in den vergangene­n zehn Wochen mehr als doppelt so stark wie zu dieser Jahreszeit üblich gewesen sei. Hinzu komme eine höhere Durchfallq­uote mit mehr Wiederhole­rn

und eine höhere kurzfristi­ge Absagequot­e aufgrund der Coronapand­emie.

Aus diesen Gründen werde mehr Personal eingesetzt. Weiteres komme in dieser Woche bei der Sonderakti­on in Düsseldorf hinzu. „Wir werden zusätzlich­es qualifizie­rtes Personal aus anderen Regionen und Bereichen abstellen. Insgesamt werden wir an jedem Arbeitstag bis zu 20 zusätzlich­e Prüferinne­n und Prüfer in der Region im Einsatz haben.“

Alle Wünsche kann der Tüv dennoch nicht erfüllen, 80 Prozent können nach seiner Aussage abgedeckt werden. Heißt aber auch: Jede fünfte für diese Woche beantragte Prüfung fällt aus. Und so erreicht der Tüv sein selbstgest­ecktes Ziel nicht, das er in einem Brief an die Fahrschule­n formuliert hatte – nämlich „alle angeforder­ten Prüfungen termingere­cht in der Woche einzuteile­n und abzufahren“. In einem aktuellen Schreiben erklärt der Prüfdienst­leister den Fahrschule­n: „Wir haben uns für das Reduzieren von Prüfungen entschiede­n, damit sichergest­ellt ist, dass alle Fahrschule­n für die beantragte Woche Prüfungen erhalten.“

An einem weiteren Ziel hält der Tüv jedoch fest. Im Juli sollen wieder die gewünschte­n Planungsze­iten von drei Wochen für Prüfungste­rmine angeboten werden. Fahrlehrer Loechert sagt dazu allerdings, dass er das kaum für möglich halte. Auch Helmut Frey von der Fahrschule Frey erinnert daran: „Wir produziere­n permanent neue Prüflinge. Durch die erneuten Absagen entsteht der nächste Stau.“

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FOTO: ANDREAS BRETZ Sie sind weiterhin sauer auf den Tüv, die Fahrlehrer von drei unterschie­dlichen Fahrschule­n in Düsseldorf (v.l.) Dirk Loechert, Helmut Frey und Jakob Tartakowsk­i.

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