Tüv sagt zahlreiche weitere Prüfungen ab
In dieser Woche will der Tüv mit Zusatzkräften Stau bei Prüf lingen abbauen. Die Fahrschulen berichten jedoch von weiteren Absagen.
DÜSSELDORF Der Ärger über verschobene Prüfungen von Fahrschülern geht weiter. Für diese Woche hatte der Tüv Rheinland angekündigt, den enormen Stau bei Prüflingen abzubauen und mit zusätzlichem Personal deutlich mehr Termine abzuarbeiten. Eine Umfrage unter 26 Fahrschulen im Bereich Düsseldorf Süd ergibt jedoch nach Angaben der Unternehmen 131 Absagen für diese Woche. „Das ist längst nicht das, was uns versprochen wurde. Die Probleme gehen weiter“, sagt Dirk Loechert von der Fahrschule Black. Zumal noch kurzfristige Absagen hinzukommen könnten.
Bei Prüfungseinnahmen bei den Fahrschulen von rund 150 Euro pro Termin kommt Loechert so auf einen Schaden von rund 20.000 Euro. „Klar können die Prüfungen später nachgeholt werden. Aber ich rechne mit den Einnahmen. Und so ist keine effiziente Planung möglich.“
Das Problem ist, dass die Wartezeiten für einen Termin zum Teil bei sechs Wochen liegen, wie auch der Tüv bestätigt. Laut Jakob Tartakowski von der Fahrschule Crash-Kid ist es aber kaum möglich, so langfristig vorherzusagen, wann ein Fahrschüler bereit für eine Prüfung ist. Denn auch wenn das zu frühzeitig der Fall sein sollte, ist das schwierig. Denn die Schüler müssen dann zusätzliche Stunden nehmen, um im Training zu bleiben. Bei Kosten von 50 bis 60 Euro pro Stunde kommen da schnell 300 bis 400 Euro zusammen.
Diese zusätzlichen Kosten müssen auch Prüflinge stemmen, die jetzt von einer kurzfristigen Absage betroffen sind. „Der Ärger trifft dann oft uns. Da werden schnell negative Bewertungen im Internet geschrieben, obwohl die Fahrschulen die Absagen und schwierigen Planungen eigentlich nicht verschuldet haben“, sagt Tartakowski. Da entstehe oft der falsche Eindruck, die Fahrschulen legten es drauf an, mehr Stunden abrechnen zu können als nötig seien.
Nicht nur Mehrkosten sind ein Problem, auch der zeitliche Faktor spielt für Prüflinge ein Rolle, die beruflich auf einen Führerschein angewiesen sind. „Die hängen dann in den Fahrschulen fest, obwohl sie eine Stelle antreten sollten.“Da gehe es um Polizisten, Handwerker, Pflegepersonal und auch Rheinbahnfahrer.
Der Tüv gibt auf Anfrage unserer Redaktion zu: „Insgesamt ist die aktuell lange Vorlaufzeit bei praktischen Fahrprüfungen unbefriedigend
für alle Beteiligten, auch für uns selbst“, sagt Sprecher Alexander Schneider. Er führt das auf eine deutlich höhere Nachfrage zurück, die in den vergangenen zehn Wochen mehr als doppelt so stark wie zu dieser Jahreszeit üblich gewesen sei. Hinzu komme eine höhere Durchfallquote mit mehr Wiederholern
und eine höhere kurzfristige Absagequote aufgrund der Coronapandemie.
Aus diesen Gründen werde mehr Personal eingesetzt. Weiteres komme in dieser Woche bei der Sonderaktion in Düsseldorf hinzu. „Wir werden zusätzliches qualifiziertes Personal aus anderen Regionen und Bereichen abstellen. Insgesamt werden wir an jedem Arbeitstag bis zu 20 zusätzliche Prüferinnen und Prüfer in der Region im Einsatz haben.“
Alle Wünsche kann der Tüv dennoch nicht erfüllen, 80 Prozent können nach seiner Aussage abgedeckt werden. Heißt aber auch: Jede fünfte für diese Woche beantragte Prüfung fällt aus. Und so erreicht der Tüv sein selbstgestecktes Ziel nicht, das er in einem Brief an die Fahrschulen formuliert hatte – nämlich „alle angeforderten Prüfungen termingerecht in der Woche einzuteilen und abzufahren“. In einem aktuellen Schreiben erklärt der Prüfdienstleister den Fahrschulen: „Wir haben uns für das Reduzieren von Prüfungen entschieden, damit sichergestellt ist, dass alle Fahrschulen für die beantragte Woche Prüfungen erhalten.“
An einem weiteren Ziel hält der Tüv jedoch fest. Im Juli sollen wieder die gewünschten Planungszeiten von drei Wochen für Prüfungstermine angeboten werden. Fahrlehrer Loechert sagt dazu allerdings, dass er das kaum für möglich halte. Auch Helmut Frey von der Fahrschule Frey erinnert daran: „Wir produzieren permanent neue Prüflinge. Durch die erneuten Absagen entsteht der nächste Stau.“