Documenta erschüttern neue Antisemitismus-Vorwürfe
KASSEL/FRANKFURT (dpa) Erneute Antisemitismus-Vorwürfe gegen die Documenta 15: Der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, fordert die Verantwortlichen der Weltkunstausstellung in Kassel auf, einen Beitrag des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi wegen antisemitischer Motive zu entfernen. Auf dem großflächigen Banner am Friedrichsplatz ist unter anderem ein Soldat mit Schweinsgesicht zu sehen. Er trägt ein Halstuch mit einem Davidstern und einen Helm mit der Aufschrift „Mossad“.
„Das ist eine klare Grenzüberschreitung“, sagte Mendel: „Diese Bilder lassen überhaupt keinen Interpretationsspielraum zu. Das ist klare antisemitische Hetze.“Das Werk müsse umgehend abgedeckt oder bestenfalls entfernt werden, forderte er. Danach brauche es einen Dialog darüber, was schiefgelaufen sei und wo die blinden Flecken dieser Documenta seien.
Mendel hatte sich bislang in der schwelenden Antisemitismus-Debatte hinter die Schau gestellt. Er sagte, er sehe dort keinen Antisemitismus, kritisierte aber fehlende Positionen jüdischer Künstler aus Israel. Dem Kuratorenkollektiv Ruangrupa war zum Jahresbeginn vorgeworfen worden, auch Organisationen einzubinden, die den kulturellen Boykott Israels unterstützten oder antisemitisch seien.
Hessens Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) will den Hinweisen auf eine antisemitische Bildsprache nachgehen: „Auch mein persönlicher Eindruck ist, dass hier eine antisemitische Bildsprache vorliegt.“Sie äußerte „große Besorgnis“und habe Kontakt zur Documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann aufgenommen, um „schnellstmöglich eine Klärung herbeizuführen, gegebenenfalls auch unter Hinzuziehung von Expertinnen und Experten für Antisemitismus aus der Wissenschaft“.